Todtsteltzers Ehre
ich denke, du dringst allmählich zu ihm
durch. Seine letzten Antworten klangen beinahe menschlich.
Bleib kühl, Owen. Halte dich senkrecht. Ich kann sehen, wie
hart das alles für dich ist.«
»Ist das so offenkundig? Wie sehr ich mir wünschte, hier alles niederreißen zu können? Was hier geschieht, ist abscheulich, unmenschlich, absolut böse. Es gleicht allem, wogegen
wir im Imperium gekämpft haben. Aber entscheidend ist, daß
wir lebendig hier herauskommen. Wenigstens einer von uns
muß entkommen, um die Menschheit zu warnen.«
»Verstanden«, sagte Hazel. »Und nein, es ist nicht offenkundig. Die anderen kennen dich aber auch nicht so gut wie ich. Es
erinnert dich an das Haus der Gebeine, nicht wahr? An das,
was deinem Volk auf Virimonde widerfahren ist.«
»Ja. Nur ist das hier anders. Die meisten dieser armen
Schweine leben noch, wenn auch in der Hölle. Also muß ich
einen Plan entwickeln, der nicht nur die Hadenmänner beseitigt, sondern außerdem die Gefangenen befreit. Und da Pläne
nicht unbedingt meine starke Seite sind …«
»Dir wird schon was einfallen, Gelehrter. Sag mir nur Bescheid, wann ich anfangen kann, um mich zu schießen. Was
eindeutig meine starke Seite ist.«
Owens Mund zuckte zum erstenmal in dieser Situation und
zeigte die Andeutung eines Lächelns. »Ihr und Eure beiden
anderen Versionen. Ich schätze, manches ändert sich nie.«
»Du hättest doch nicht zugelassen, daß sie Bonnie umbringen, oder?«
»Natürlich nicht. Ich konnte aber auch nicht zusehen, wie sie
uns alle zu diesem Zeitpunkt auf einen Kampf festlegte. Mond
und seine Leute warteten nur auf eine Gelegenheit, uns zu zeigen, wer hier wirklich das Kommando führt. Hoffentlich sind
sie jetzt uns gegenüber etwas nachlässiger.«
»Und wie sieht der Plan jetzt aus?«
»Unsere Augen und Ohren offenhalten und auf eine Chance
warten. Wir müssen immer noch so viel wie möglich über das
erfahren, was die Hadenmänner hier vorhaben.«
»Sie sind ein Haufen böser, sadistischer Mistkerle. Was müssen wir noch erfahren?«
»Wie weit sie damit sind, die nächste Generation von Hadenmännern zu entwickeln. Wir müssen genau wissen, wozu
die neuen Modelle fähig sind, wie viele sie hier auf Brahmin haben und wie viele weitere sich noch in anderen Stützpunkten,
auf anderen Welten versteckt halten. Diese Dinge zu erfahren
und ans Imperium zu übermitteln, das ist wichtiger als unser
Verlangen nach Rache.«
Hazel musterte ihn unverwandt. »Und wichtiger als unser
Leben?«
»Vielleicht. In vieler Hinsicht ist das, was hier geschieht,
meine Schuld. Und die meiner Familie. Es ist meine Pflicht,
alles zu tun, was in meiner Macht steht, um dem Einhalt zu
gebieten.«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Hazel. »Sobald wir alles erfahren haben, was wir wissen müssen, wird dieser ganze
Drecksladen geschlossen. Was es auch kostet.«
»Vergeßt die Geiseln nicht!« mahnte Owen sie. »Wir dürfen
sie nicht einfach im Stich lassen.«
Hazel sah sich im Labor um. »Nach allem, was sie durchgemacht haben, ist der Tod vielleicht der einzige Freundschaftsdienst, den wir ihnen leisten können.«
»Womöglich. Aber wir müssen es versuchen. Es ist unter
dem Gesichtspunkt der Menschlichkeit zwingend.«
»Interessant«, sagte Mond plötzlich. »Ihr unterhaltet Euch
seit einiger Zeit angeregt, aber ich habe kein Wort verstanden.
Nicht mal mit dem verstärkten Gehör. Und Ihr habt auch Eure
Komm-Implantate nicht benutzt, die ich abgehört hätte. Hat das Labyrinth Euch zu Telepathen oder dergleichen gemacht?«
»Zu dergleichen«, antwortete Owen. »Ganz eindeutig zu dergleichen. Wir alle, die das Labyrinth durchschritten haben, sind
geistig verbunden, stehen uns nahe. Wärt Ihr bei uns geblieben,
gälte das auch für Euch. Jetzt verschwindet.«
Mond nickte. »Seid so frei, nach Belieben Drohungen oder
Widerstandserklärungen abzugeben, falls Ihr das im Interesse
Eures Seelenfriedens nötig findet.«
»Ihr habt mich verraten. Ihr alle. Ich habe Euch nicht aus der
Gruft freigelassen, um so etwas zu tun wie hier.«
»Eure Gründe für die Öffnung der Gruft sind irrelevant«,
versetzte Mond ruhig. »Ihre Freiheit war unvermeidlich. Hättet
Ihr es nicht getan, dann irgendein anderes Familienmitglied.
Vielleicht David.«
»Interessant«, fand Hazel. »Du sagst inzwischen ›ihre‹ anstatt ›unsere‹. Bist du womöglich nicht ganz mit dem einverstanden, was hier passiert?«
»Ich glaube, daß hier ein Ausdruck der
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