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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Ziele waren so groß, dass Hazel sie nicht
verfehlen konnte, aber es war schwierig, etwas so Großem
ernsthaft Schaden, zuzufügen. Sie führte mit der Sonnenschreiter ständig Ausweichmanöver durch, entzog sich verheerenden
Energiestrahlen und kilometerlangen Tentakeln mit Stacheln,
die so groß waren wie ihr Schiff. Die Neugeschaffenen waren
inzwischen jedoch überall, und sie konnte nicht allen ausweichen. Die Schutzschirme versagten allmählich, und das Schiff
steckte immer mehr Schaden ein, der teilweise wirklich
schlimm war.
    Die Alarmsirenen heulten unaufhörlich, bis sie sie abstellte.
Das Geheul verriet ihr nichts, was sie nicht schon wusste. Eine
Hälfte der Steuerungspaneele war explodiert, und die Brücke
füllte sich mit tanzenden Flammen und schwarzem Qualm.
Hazel hatte die Brände zum größten Teil gelöscht, aber einzelne Flammen flackerten nach wie vor hier und dort und warfen
dunkle, springende Schatten über die Brücke. Die Ventilatoren
arbeiteten mit Volllast. Hazel bemerkte es kaum. Ihre ganze
Aufmerksamkeit galt der Geschützsteuerung und der Navigationsanlage, während sie sich beharrlich einen Weg durch die
Reihen der Neugeschaffenen bahnte. Immer wieder erfasste sie
Ziele und feuerte und freute sich über kleine Siege, aber sie
war inzwischen todmüde, und sie spürte, wie die So nnenschreiter rings um sie starb. Nicht mal ein Schiff, das vom Labyrinth umgebaut worden war, konnte unbegrenzt einstecken.
    Hazel kämpfte weiter. Ihre Chancen dabei standen so
schlecht, dass sie nicht zu überwinden waren, genau wie sie es
geträumt hatte, aber sie war nicht bereit, sich von einer solchen
Kleinigkeit aufhalten zu lassen. Sie war Hazel D’Ark, und heute verdiente sie sich ihren legendären Ruf.
    Die Unerschrocken war ebenfalls zur Stelle und schoss sich
einen Weg durch die Reihen der Neugeschaffenen frei, und
ihre Schutzschirme leuchteten strahlend hell auf, während sie
versuchten, die angreifenden Energiebahnen zu absorbieren
oder abzulenken. Viele Schutzschirme waren schon ausgefallen, und an einem halben Dutzend Stellen klafften Löcher in
der Außenhülle. Interne Verschlüsse erhielten die Atmosphäre
an Bord, aber jede Sektion, die verloren ging, schwächte das
Schiff immer weiter. Kapitän Schwejksam saß ruhig auf seinem Kommandoposten und gab einen gleichmäßigen Strom
von Befehlen von sich, wobei er sich auch nicht von den Schadens- und Verlustmeldungen erschüttern ließ, die aus dem ganzen Schiff eintrafen. Seit er aus dem Labyrinth zurückgekehrt
war, füllte sein Bewusstsein das ganze Fahrzeug von Bug bis
Heck aus und war damit so unmittelbar vertraut wie mit dem
eigenen Körper. Er war jetzt die Unerschrocken , und sie war
er.
    Er betrachtete sich die Neugeschaffenen durch die Schiffssensoren, sah, wie sie sich weiterhin sammelten, verbannte
aber die Verzweiflung fast mit Lässigkeit. Er dachte nicht ein
einziges Mal an Rückzug. Er stand zwischen der Menschheit
und ihrem Feind, und das war alles, was er sich je gewünscht
hatte. Eine weitere Arbeitsstation brach plötzlich in Flammen
aus, und das Besatzungsmitglied daran schrie, während es vom
Feuer verzehrt wurde. Er war längst tot, als die Brandbekämpfung mit dem Feuer fertig geworden war, aber Schwejksam
blieb keine Zeit für Trauer. Das kam später, falls es ein Später
gab. Er äußerte weiter ruhig seine Befehle und hielt die Besatzung mit Willenskraft und persönlicher Stärke zusammen. Ungeachtet der Anspannung und der aussichtslosen Chancen war
bislang keiner zusammengebrochen, und Schwejksam war sehr
stolz auf seine Leute. Er ging sorgsam mit der restlichen Energie aus den Triebwerken um, schaltete sie mal von den Geschützen auf die Schutzschirme, dann wieder zurück, wie es
jeweils nötig wurde. Das alles, um Zeit für den Todtsteltzer zu
erkaufen, einen Mann, den er einst als Feind und Verräter betrachtet hatte, der jetzt jedoch womöglich die einzige und letzte
Hoffnung der Menschheit war.
    Draußen im Weltall flog Carrion in den Reihen seines Volkes
mit, der Ashrai, huschte wie ein lebender Stern in der Dunkelheit hin und her und brannte jetzt ganz hell. Er griff die Monster in seiner Umgebung mit der Energielanze an und riss unnatürliches Fleisch und unnatürliche Knochen mit kalter, konzentrierter Wut auf. Er war schnell und tödlich, und sie konnten
ihm nichts anhaben. Auch der Weltraum konnte ihm nichts
anhaben; er schwamm darin wie ein Hai in einem sonnenlosen

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