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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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den Armen ihrer Mutter wieder, am ganzen Leib zitternd. Irgendwo in weiter Ferne murmelten mehrere Hexen miteinander. Inani verstand kein einziges Wort – und es war ihr gleichgültig. Sie wollte schlafen, einfach nur schlafen ...  
    Aber jedes Mal, wenn sie die Augen schloss, kniff Shora sie leicht, um sie wach zu halten.
    „Bald ist es vorbei“, hörte sie ihre Mutter wispern.
    „Verzeih, ich habe dich enttäuscht.“
    „Nein, Inani, du hast unsere Erwartungen bei weitem übertroffen!“
    Es war Kythara, die diese Worte sprach. Das Gesicht der Königin tauchte verschwommen über ihr auf.
    „Du hast die Aufgabe vollständig begriffen. Das geschieht nicht oft, immerhin sind es aufgeregte, völlig verängstigte zwölfjährige Mädchen, die geprüft werden. Kinder, die sich davor fürchten, ohne ihre Mütter in die Fremde verstoßen zu werden, oder aber mit ihr in eine neue, möglicherweise schreckliche Welt gehen zu müssen. Das Ziel der Prüfung ist zu erkennen, ob Mitleid für die leidende, leicht zu rettende Kreatur überwiegt, oder die Erkenntnis, dass man manchmal töten muss, um noch schlimmeres Leid zu verhindern. Diejenigen, die wie Corin töten, haben bestanden. Wer lediglich das verletzte Tier heilt, das Sterbende jedoch zurücklässt, wird in die Welt der Menschen verstoßen. Nur selten versucht ein Mädchen, sich um beide Kaninchen zu kümmern, obwohl ihnen genau das ja verboten wird. Entweder töten sie das sterbende Tier mit dem Gift und verbinden dann die Wunde des anderen mit Stoff von ihrem eigenen Kleid, oder sie nehmen die Heilkräuter aus dem Korb und töten mit bloßen Händen. Sie werden mit hohen Ehren empfangen und man erwartet Großes von ihnen. Shora war ein solches Mädchen, und ja, ich selbst ebenso.“
    Inani bemerkte verblüfft, wie Kythara und ihre Mutter sich anlächelten. Diesmal erwärmte das Lächeln auch die düsteren Augen der Königin.
    „Nie zuvor, seit der vergessenen Zeit unserer Urahnen, wurde die Aufgabe so gelöst, wie du es getan hast.“ Kythara beugte sich vor, für einen Moment ruhten kühlen Lippen auf Inanis Stirn.
    Neue Kraft durchströmte ihren Körper, verwirrt setzte sie sich auf.
    „Was war es gleich, was die Göttin von dir als Lebensaufgabe verlangte, Shora?“ Alanée sprach diese Worte, während sie Inani auf die Füße zog, in einem Ton, der zeigte, dass sie die Antwort kannte.
    „Du sollst nicht rasten noch ruhen, bis du sie gefunden hast, meine Klinge, meine schärfste Waffe. Sie scheint so zart, zu zerbrechlich für diese Welt, die sie einst beherrschen soll. Du wirst sie schleifen, bis sie eine Kriegerin
    sein wird, wie Enra sie nie zuvor sah. Schleife sie hart, Shora, sie wird viele Kämpfe zu bestehen haben. Erst, wenn die Kriegerin bereit ist, darf deine Aufgabe enden und du kehrst in mein Reich zurück.“
    Shoras Gesicht leuchtete vor Glück und Stolz, Erleichterung und Liebe, als sie Inani in ihre Arme zog.
    „Dies, Kythara, ist Inani, meine Tochter. Ich habe es damals schon gesagt, ich bin sicher, sie ist die Erwählte. Inani, die Kriegerin. Inani, die Klinge der Göttin. Heiße sie willkommen im Kreise der Dunklen Schwestern!“
    Kythara zog einen Dolch aus den Tiefen ihres Gewandes hervor. Ziselierte Schlangen umwanden den Griff.
    „Knie nieder, Inani, Tochter der Shora!“, befahl sie. Erst jetzt bemerkte Inani, dass sämtliche Hexen wieder zurückgekehrt waren. Ihr Kopf war leer, ihr Körper völlig taub. Verwirrt sank sie zu Boden und rührte sich nicht, als Kythara das siebenteilige Flechtwerk zerstörte, den untersten der Zöpfe hervorzog und mit einem raschen Schnitt durchtrennte. Tränen, die sie selbst nicht begriff, rannen über ihre Wangen, als sie ihr rotes Haar in Kytharas Hand sah.
    „Seht, ihr Dunklen Schwestern, dieses Kind ist als Hexe anerkannt und in unseren Kreis aufgenommen. Sollte sie sterben, ohne das Ritual des Übergangs zu erleben und den Todeskuss empfangen zu können, werden wir für ihre Seele sorgen. Begrüßt die neue Tochter der Dunkelheit!“
    Verängstigt, überwältigt, überfordert sprang Inani auf, wollte zu ihrer Mutter fliehen.
    Doch nun drängten sich unzählige Frauen um sie. Hände griffen nach ihr, sie wurde in Umarmungen gezogen, auf Stirn und Wangen geküsst, immer wieder hörte sie Willkommensgrüße und lobende Worte. Aber viele Umarmungen waren steif, mancher Kuss lediglich angedeutet. Inani spürte den Zorn in Ylanka, als diese zu ihr trat – Corins Mutter war offensichtlich wütend,

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