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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Balzer
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triumphieren. Na ja, sie hat selten genug Grund dafür, es wäre ihr fast zu gönnen. Aber eine Taube als Seelengefährte ... Inani kicherte bei der Erinnerung daran, wie Corin schreiend aus dem Wald gezerrt worden war, nachdem sie sich vor Scham fast eine Woche dort versteckt hatte. Ein Seelengefährte begleitete eine Hexe sein Leben lang, seine Artgenossen dienten der Dunklen Schwester bedingungslos, und sie konnte lernen, seine Gestalt anzunehmen, wenn sie sich in höchster Not verteidigen oder fliehen musste. Schlangen, Katzen, verschiedene kleine Raubtiere und Vogelarten, das waren die häufigsten Gefährten innerhalb der Schwesternschaft. Nur selten waren Beutetiere unter ihnen zu finden.
      Corin ist wirklich ein Täubchen, brav und dumm. Aber auch sie hat ihren Platz. Erstaunlich, dass sie eine Woche im Wald überleben konnte. Ob ihr das jemand zugetraut hat?
    Seufzend rückte Inani auf dem harten Stein herum.
    Ihre Beine schliefen langsam ein, ihr restlicher Körper war ebenfalls müde. Seit mehreren Monden lebte sie bereits in dieser Welt hinter dem Nebel.
    In dieser Zeit hatte sie so hart arbeiten müssen wie nie zuvor. Vormittags wurde sie zusammen mit den anderen Novizinnen an
    verschiedenen Waffen ausgebildet: Bogenschießen, Messer werfen, Stockkampf und eine waffenlose Technik namens Ti‘qua, die wie ein Tanz aussah. Zumindest solange Melliare, ihre Ausbilderin aus Kireon, es vorführte. Die Mädchen hingegen lagen die meiste Zeit auf dem Boden und jammerten über ihre aufgeschlagenen Knie und gezerrten Schenkelmuskeln, denn sie mussten einbeinig auf den Zehenspitzen balancieren, auf Seilen tanzen und Spagat erlernen.
    „Sollen wir wie die Gaukler auf Marktplätzen auftreten?“, hatte Corin am ersten Tag ausgesprochen, was auch Inani dachte.
    „Nein, obwohl du es könntest, sobald ich mit dir fertig bin. Du sollst schnell wie eine Katze sein, jeden einzelnen Muskel in deinem Körper beherrschen und jeden Gegner mit bloßen Händen und Füßen angreifen können. Frauen dürfen in vielen Provinzen Enras keine Schwerter oder Bögen tragen, und oft genug wird es zu gefährlich sein, Magie offen anzuwenden. Wenn ihr allein reist und von Strauchdieben, hungrigen Raubtieren oder Sonnenpriestern angegriffen werdet, müsst ihr euch verteidigen können! Ein Stock ist eine gute, tödliche Waffe, doch jede Waffe kann euch fortgenommen oder zerbrochen werden. Die meisten Sonnenpriester, Gardisten und königlichen Soldaten beherrschen den waffenlosen Kampf nicht, abgesehen von Raufen und Ringen. Sie verlassen sich auf ihre Schwerter und die Kraft ihrer Fäuste. Wir Frauen besitzen nicht die Muskeln des Mannes, also müssen wir Geschick und Schnelligkeit trainieren.“
    Wenn es nach meinen Fortschritten in Ti’qua geht, wird mein Seelengefährte wohl eine Schnecke sein, dachte Inani erschöpft und unterdrückte ein Gähnen. Göttin, hat Kythara sich geirrt? Ist dies vielleicht einfach nur die falsche Nacht für mich, um meinem Gefährten zu begegnen? Ihr Rücken schmerzte, sie streckte sich stöhnend, wandte dann ihr Gesicht zum Himmel. Pyas Auge blickte auf sie nieder, ihr Licht malte zauberhaften Glanz auf Blätter und Gras.
    Soyisha, die Kräuterkundige, ließ die Mädchen unerbittlich durch Dornengestrüpp kriechen und in faulendem Wurzelwerk wühlen, solange Bodenfrost und Schnee noch nicht so hart regierten, dass solche Mühen nutzlos waren.
    „Es gibt keine wertlose Pflanze auf dieser Welt, eine jede hat ihre Aufgabe. Es gibt heilende, giftige und nährende Pflanzen, solche, die uns Seifenschaum oder Duftöl schenken, bestimmte Tiere anziehen oder abschrecken. Natürlich lieben wir die giftigen und heilenden Pflanzen ganz besonders, doch achtet auch die scheinbar so unwichtigen, wenig nützlichen Gewächse!“ Soyisha lehrte sie, Heiltränke, Gifte, Salben und Pasten zu unterscheiden und anzufertigen. Gemeinsam mit einigen anderen Hexen unterwies sie die Mädchen in den Künsten des Heilens und Tötens, wofür ein umfassendes Verständnis von den Körpern der Menschen, Fremdvölkern Elfen oder Loy sowie Tiere notwendig war. Gesetze mussten sie im Laufe der Jahre erlernen, von allen menschlichen Provinzen und Herrschaftsgebieten; dazu die wichtigsten der verschiedenen Sprachen Enras und Tis religiöse Riten.
    „Man weiß nie, wohin die Göttin einen führen kann. Euer Leben kann davon abhängen, dass ihr den Dialekt der Sustharer beherrscht oder vorgeben könnt, in Lynthis aufgewachsen zu

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