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Töchter Der Finsternis

Töchter Der Finsternis

Titel: Töchter Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Brombeerranken. Ihre Arme und Beine waren zerkratzt, und sie fühlte die reifen Beeren, die sie dabei zerquetschte. Sie hatte vermutlich eine sehr schlechte Stelle erwischt, um durch die Hecke zu gehen, aber darauf hatte sie nicht geachtet. Sie hatte nur an Mark gedacht. Sie musste ihn so schnell wie möglich finden und von hier wegbringen.
    Bitte lass ihn da sein, dachte sie. Lass ihn gesund und munter da sein, und ich werde nie wieder um etwas bitten.
    Sie kämpfte sich durch die letzten Ranken in den Garten, und dann geschah alles blitzschnell.
    Das Erste, was sie sah, war Mark, und sie fühlte erst einen Schwall von Erleichterung. Und dann Überraschung, denn Mark stand mit geballten Fäusten vor einem Mädchen, als wollte er es vor Mary-Lynnette beschützen.
    Dann stürzte sich das Mädchen so schnell auf sie, dass Mary-Lynnette ihren Bewegungen kaum folgen konnte. Sie riss instinktiv zu ihrem Schutz die Arme hoch, und Mark schrie:
    „Nein, das ist meine Schwester!"
    Das Mädchen hielt ein paar Zentimeter vor ihr inne. Es war natürlich die Kleine mit dem silbernen Haar. Aus der Nähe konnte Mary-Lynnette erkennen, dass sie grüne Augen hatte und ihre Haut so zart war, dass sie fast aussah wie Bergkristall.
    „Jade, das ist meine Schwester", wiederholte Mark, als wäre er ängstlich besorgt, diese Tatsache zu beweisen. „Sie heißt Mary-Lynnette, und sie wird dir nichts tun. Mary, sag ihr, dass du ihr nichts tun wirst"
    Ihr etwas tun? Mary-Lynnette wusste nicht, wovon er redete, und sie wollte es auch nicht wissen. Das Mädchen war auf seltsame Weise so wunderschön wie seine Schwestern. Aber beim Anblick ihrer Augen, die nicht einfach grün, sondern jetzt silbern waren, überlief sie eine Gänsehaut.
    „Hallo", sagte Jade.
    „Hallo. Okay, Mark. Komm, wir müssen gehen, und zwar sofort."
    Sie erwartete keinen Widerspruch von ihm. Er war derjenige, der nicht hatte herkommen wollen, und jetzt stand er hier mit seinem schlimmsten Albtraum, einem Mädchen. Aber stattdessen sagte er: „Hast du das Heulen gehört? Kannst du uns erklären, woher das kam?"
    „Welches Heulen? Ich war im Haus. Jetzt komm." Sie packte ihn am Arm, aber da er so stark war wie sie, brachte das nichts. „Vielleicht hab ich etwas gehört, aber ich hab nicht darauf geachtet." Sie hatte sich in dem alten Wohnzimmer umgeschaut und verzweifelt Lügen gefaselt, dass ihre Familie wusste, wo sie war, und dass man sie bald zurück erwartete. Und dass ihr Vater und ihre Stiefmutter gute Freunde von Mrs. Burdock waren und dass sie zu Hause darauf warteten, alles über Mrs. Burdocks Nichten zu hören.
    Sie war sich nicht sicher, ob das der Grund war, warum die Mädchen sie endlich hatten gehen lassen. Aber aus irgendeinem Grund war Rowan schließlich aufgestanden, hatte Mary-Lynnette ein liebes, trauriges Lächeln geschenkt und die Haustür geöffnet.
    „Es könnte ein Vielfraß gewesen sein", erklärte Mark Jade aufgeregt. „Ein Vielfraß, der aus den Wäldern von Williamette gekommen ist."
    Jade war skeptisch. „Ein Vielfraß?" Sie überlegte. „Ja, das könnte sein. Ich habe vorher noch nie einen gehört." Sie sah Mary-Lynnette an. „Was meinst du?"
    „Klar", antwortete Mary-Lynnette wahllos. „Ganz sicher ein Vielfraß." Ich sollte sie fragen, wo ihre Tante ist, dachte sie plötzlich. Das ist die perfekte Gelegenheit, sie bei einer Lüge zu erwischen. Ich werde sie fragen, und dann wird sie etwas sagen - irgendetwas, nur nicht, dass ihre Tante eine kleine Urlaubsreise in den Norden an die Küste gemacht hat. Und dann werde ich es mit Sicherheit wissen.
    Sie tat es nicht, denn ihr fehlte der Mut. Sie wollte niemanden mehr bei einer Lüge ertappen.
    Sie wollte nur weg von hier.
    „Mark, bitte ..."
    Er sah sie an und schien zum ersten Mal zu merken, wie aufgewühlt sie war. „Gut." Er wandte sich an Jade. „Hör mal, willst du nicht ins Haus gehen? Du wirst dort in Sicherheit sein. Und vielleicht ... vielleicht darf ich dich morgen besuchen?"
    Mary-Lynnette zerrte immer noch an ihm, und zu ihrer Erleichterung bewegte er sich. Sie ging in Richtung der Brombeerranken, durch die sie sich hindurchgekämpft hatte.
    „Warum geht ihr nicht dort entlang? Da ist eine Art Pfad", sagte Jade und deutete ins Dunkel.
    Mark änderte sofort die Richtung und zog Mary-Lynnette mit sich. Da war hinten im Garten zwischen zwei Rhododendrenbüschen eine bequeme Öffnung. Sie hätte sie nie entdeckt, es sei denn, sie hätte gewusst, wonach sie suchen

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