Töchter Der Finsternis
okay?"
Sie neigte den Kopf zur Seite. Ihre Wimpern warfen im Licht der Veranda tatsächlich Schatten auf ihre Wangen, aber ihr Gesichtsausdruck war nicht schüchtern. Er war forsch und abwägend, und sie musterte Mark sehr genau. Sie ließ sich Zeit damit. Dann lächelte sie, wobei sich Grübchen in ihren Wangen bildeten, und Marks Herz tat einen Sprung.
„Gut", flüsterte sie. „Mark. Du bist nicht dumm, obwohl du ein Junge bist. Du bist ein sehr anständiger Junge, nicht wahr?"
„Na ja ..." Niemand hatte bisher Mark „einen anständigen Jungen" genannt. Er war nicht sicher, ob er dem Lob gerecht NA/erden konnte. „Na ja, das hoffe ich jedenfalls."
Jade sah ihn ruhig an. „Weißt du, ich habe mich gerade entschieden, dass es mir hier gefällt."
Sie lächelte wieder, und Mark hatte Schwierigkeiten zu atmen. Da änderte sich ihr Gesichtsausdruck.
Mark hörte es auch. Ein wildes Krachen kam aus dem überwucherten Gebüsch aus Rhododendron und Brombeeren hinten im Garten. Es war ein seltsames, gehetztes Geräusch, aber Jades Reaktion war übertrieben. Sie war völlig erstarrt, ihr Körper war angespannt wie ein Flitzbogen und zitterte, und ihr Blick war starr auf das Gebüsch gerichtet. Sie wirkte zu Tode erschrocken.
„He." Mark sprach sanft und berührte ihre Schulter. „He, es ist alles in Ordnung.
Wahrscheinlich hat sich eine der Ziegen losgerissen. Ziegen können über jeden Zaun springen." Sie schüttelte panisch den Kopf. „Oder es war ein Reh. Wenn sie sich in Sicherheit fühlen, hören sich ihre Bewegungen an wie die eines Menschen."
„Es ist kein Reh", fauchte sie.
„Die kommen manchmal nachts aus dem Wald und fressen unsere Gärten kahl.
Wahrscheinlich gibt es da, wo du herkommst, kein Wild in freier Wildbahn ..."
„Ich wittere nichts", flüsterte sie klagend. „Das ist dieser blöde Stall. Alles riecht nach Ziege."
Sie witterte nichts ...? Mark tat das Einzige, was ihm als Antwort auf so eine Bemerkung einfiel. Er legte seine Arme um das Mädchen.
„Es ist alles gut", sagte er sanft Ihr Körper fühlte sich kühl und warm zugleich an, geschmeidig und wunderbar lebendig unter dem Nachthemd. „Soll ich dich jetzt ins Haus bringen? Da bist du sicher."
„Lass los", antwortete Jade undankbar und zappelte. „Ich muss vielleicht kämpfen." Sie wand sich aus seinen Armen und wandte sich wieder dem Gebüsch zu. „Bleib hinter mir."
Okay, sie ist verrückt Das ist mir egal. Ich glaube, ich liebe sie, dachte er, verwundert über sich selbst.
Er stellte sich neben sie. „Ich werde auch kämpfen. Was glaubst du, was ist das? Ein Bär? Ein Kojote?"
„Mein Bruder."
„Dein ...?" Mark war total enttäuscht Verrückt, gut und schön, aber das ging ihm zu weit.
Wieder krachte es im Gebüsch. Es war auf jeden Fall etwas Großes und keine Ziege. Mark fragte sich gerade, ob vielleicht ein Elch die ganzen hundert Kilometer vom Waldo-See hinuntergewandert war, als ein Schrei die Nacht zerriss.
Ein menschlicher Schrei. Oder schlimmer, fast menschlich. Als er erstarb, erklang ein Heulen, das ganz sicher nicht menschlich war. Es begann leise und hörte sich plötzlich schrill und ganz nah an. Mark war wie gelähmt. Als das langgezogene Heulen schließlich endete, hörte man ein Stöhnen und Seufzen, dann war Stille.
Mark atmete tief durch und schluckte. „Was ... was zum Teufel war das?"
„Psst. Sei still." Jade kauerte halb am Boden und lauerte auf das Gebüsch.
„Jade, Jade, hör mir zu. Wir müssen reingehen." Verzweifelt schlang er einen Arm um ihre Taille und versuchte sie hochzuheben. Sie war leicht, aber sie wand sich aus seinen Armen wie eine Katze, die nicht gestreichelt werden will. „Jade, was immer dieses Ding auch ist, wir brauchen ein Gewehr."
„Ich nicht." Sie schien durch zusammengepresste Zähne zu sprechen - überhaupt war etwas merkwürdig an ihrer Aussprache. Sie hatte ihm den Rücken zugewandt, und er konnte ihr Gesicht nicht sehen. Aber ihre Hände waren zu Klauen geformt.
„Jade!" drängte Mark. Er hatte genug Angst, um wegzulaufen. Aber er konnte sie nicht hier allein lassen. Er konnte es einfach nicht. Kein anständiger Junge würde so etwas tun.
Zu spät. Die Brombeerbüsche im Süden bewegten und teilten sich. Etwas kam herausgeschossen.
Marks Herz schien zu gefrieren, aber dann handelte er. Er stieß Jade grob zur Seite und stellte sich vor sie, um dem Wesen die Stirn zu bieten, was immer es auch war.
Mary-Lynnette kämpfte sich durch die
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