Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töchter Der Finsternis

Töchter Der Finsternis

Titel: Töchter Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
Vom Netzwerk:
endlich zur Sache, riet ihr ihre innere Stimme. Ihr Mund und ihre Zunge waren ganz trocken. „So ... äh, wie geht's denn eurer Tante?" stieß sie schließlich hervor.
    „Es geht ihr ... gut."
    Das kurze Zögern war alles, was Mary-Lynnette brauchte. Ihr alter Verdacht, ihre alte Panik stiegen wieder in ihr hoch. Gleichzeitig war sie kalt und entschlossen.
    „Könnte ich sie mal einen Moment sprechen?" hörte sie sich selbst mit zuversichtlicher, fast munterer Stimme sagen. „Oder hast du etwas dagegen? Ich muss ihr etwas Wichtiges sagen."
    Sie machte eine Bewegung, als wollte sie über die Schwelle treten.
    Rowan blockierte weiter die Tür. „Tut mir Leid. Aber im Moment ist das nicht möglich."
    „Hat sie wieder Migräne? Ich habe sie schon oft im Bett gesehen." Mary-Lynnette lachte hell.
    „Nein, es ist keine Migräne." Rowan sprach betont sanft. „Sie ist für ein paar Tage verreist."
    „Verreist?"
    „Ich weiß, das ist gar nicht ihre Art." Rowan verzog das Gesicht, um zu zeigen, dass sie es auch seltsam fand. „Sie hat sich urplötzlich entschieden, sich ein paar Tage frei zu nehmen.
    Einen kleinen Urlaub zu machen, sozusagen."
    „Jetzt, wo ihr Mädchen gerade erst angekommen seid?" Mary-Lynnettes Stimme klang kalt.

    „Na ja, sie weiß, dass wir das Haus für sie hüten NA/erden. Deshalb hat sie mit ihrer Reise gewartet, bis wir da waren."
    „Aber ...?" wiederholte Mary-Lynnette. Sie fühlte einen Krampf in ihrer Kehle. „Wohin ist sie denn gefahren?"
    „In den Norden, irgendwo an die Küste. Der Name der Stadt fällt mir gerade nicht ein."
    „Wieso ..." Mary-Lynnette verstummte. Gib es auf, warnte sie ihre innere Stimme. Jetzt ist der Zeitpunkt, um höflich und auf der Hut zu sein. Wenn sie Rowan jetzt weiter bedrängte, würde diese ahnen, dass Mary-Lynnette mehr wusste, als sie zugab. Und da etwas an der ganzen Sache faul war, könnte das Mädchen ihr gefährlich NA/erden.
    Das war schwer zu glauben, wenn man in Rowans ernstes, liebes Gesicht blickte. Sie sah überhaupt nicht gefährlich aus. Aber dann fiel Mary-Lynnette noch etwas anderes auf. Ihre Füße waren so weiß wie der Rest ihrer Haut, aber sie waren sehnig und hart. Etwas an der Art, wie Rowan dastand, ließ ein Bild in Mary-Lynnettes Vorstellungskraft entstehen. Ein Bild davon, wie diese Füße schnell und wild wie der Wind rannten.
    Als sie aufsah, trat ein anderes Mädchen hinter Rowan. Es hatte blondes Haar, seine Haut war milchweiß statt blütenzart, und seine Augen glänzten bernsteinfarben.
    „Das ist Kestrel", stellte Rowan sie vor.
    „Ja." Mary-Lynnette merkte, dass sie glotzte, und nur einen Moment später, dass sie Angst hatte. Alles an Kestrel erinnerte sie an ein wildes, urwüchsiges Wesen. Das Mädchen ging, als würde es fliegen.
    „Was ist los?" fragte Kestrel.
    „Das ist Mary-Lynnette", sagte Rowan. Ihre Stimme war immer noch freundlich. „Sie ist unsere Nachbarin und wollte Tante Opal besuchen."
    „Eigentlich wollte ich nur fragen, ob ihr noch etwas braucht", warf Mary-Lynnette hastig ein.
    „Wir sind sozusagen eure einzigen Nachbarn." Ein strategischer Rückzug, dachte sie. Gerade noch rechtzeitig. Wenn sie Kestrel ansah, fühlte sie sich in Gefahr. Jetzt wollte sie die Mädchen nur noch davon abhalten zu erraten, wie viel sie wusste.
    „Du bist eine Freundin von Tante Opal?" fragte Kestrel mit seidenweicher Stimme. Ihre gelben Augen musterten Mary-Lynnette von oben bis unten.
    „Ja, ich komme manchmal rüber, um ihr mit den ..." Oh, Gott, jetzt hätte sie fast
    „Gartenarbeiten" gesagt. „... Ziegen zu helfen. Ich nehme an, sie hat euch erklärt, dass sie alle elf Stunden gemolken werden müssen."
    Rowans Miene veränderte sich leicht. Mary-Lynnettes Herz machte einen Satz. Mrs. B. würde niemals verreisen, ohne genaue Anweisungen für ihre Ziegen zu hinterlassen.
    „Natürlich hat sie uns das gesagt", erklärte Rowan schnell, jedoch einen Moment zu spät.
    Mary-Lynnettes Handflächen waren verschwitzt. Kestrel hatte ihren scharfen, leidenschaftslosen Blick keinen Moment von ihr abgewandt. Wie ein Raubvogel, der ein Kaninchen anstarrte. „Na ja, es ist spät, und ihr habt sicher noch eine Menge zu tun. Ich gehe wohl besser."'
    Rowan und Kestrel tauschten einen Blick. Dann sahen beide Mary-Lynnette eindringlich an.
    Mary-Lynnette hatte wieder Schmetterlinge im Bauch.
    „Ach, bleib doch noch", sagte Kestrel zuckersüß. „Warum kommst du nicht einen Moment mit rein?"

5. KAPITEL
    Marc schimpfte

Weitere Kostenlose Bücher