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Töchter Der Finsternis

Töchter Der Finsternis

Titel: Töchter Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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wandte den Blick ab. Ihre goldenen Augen waren leicht verengt, und ihr perfektes Profil hob sich vor der Dunkelheit der Bäume ab. „Es würde bedeuten, dass wir nie mehr nach Hause zurück können. Wir haben uns selbst mit Rattengesindel verbündet. Das würden sie sagen."
    „Welches Rattengesindel?" Mark schreckte aus seiner Unterhaltung mit Jade auf.
    Keiner antwortete. Dann sagte Jade mit einer seltsamen Würde: „Ich kann sowieso nicht mehr nach Hause zurück. Ich liebe einen Außenseiter. Und ich werde ihm von der Night World erzählen. Also bin ich tot, egal, was passiert." Mark öffnete den Mund. Wahrscheinlich will er protestieren, dass Jade kein solches Risiko für ihn eingehen soll, dachte Mary-Lynnette. Doch da fügte Jade abwesend hinzu: „Und er ist es natürlich auch."
    Mark schloss den Mund.
    „Kestrel, wir sind zu weit gegangen, um noch zurückzukehren", erinnerte Rowan sie.
    Kestrel starrte noch ein oder zwei Minuten in den Wald. Dann wandte sie sich plötzlich zu den anderen um und lachte. Etwas Wildes lag in ihrem Blick. „Okay. Ziehen wir es durch", sagte sie. „Wir erzählen ihnen alles. Brechen jedes Gesetz. Das können wir ebenso gut jetzt gleich tun."
    Mary-Lynnette spürte einen kleinen Stich. Sie hoffte, dass sie das Ganze nicht eines Tages bedauern würde. Aber laut sagte sie nur: „Wie ... wie geht denn diese Zeremonie vor sich?"
    „Wir tauschen Blut aus. Ich habe das noch nie zuvor getan, aber es ist ganz einfach."
    „Es könnte trotzdem ein bisschen eigenartig für euch sein, denn hinterher seid ihr zu einem ganz kleinen Teil Vampire." Jade kicherte.
    „Zu einem ganz kleinen Teil - was?" Mary-Lynnettes Stimme wurde unwillkürlich höher.
    „Nur ein winzig kleiner Teil." Jade maß ein Stückchen Luft mit Daumen und Zeigefinger ab.
    „Nur ein Tropfen."
    Kestrel warf einen Blick gen Himmel. „Der Effekt wird in ein paar Tagen wieder verschwunden sein", betonte sie. Das war es, was Mary-Lynnette hatte wissen wollen.
    „Solange ihr in der Zwischenzeit nicht von einem anderen Vampir gebissen werdet", fügte Rowan hinzu. „Ansonsten ist es vollkommen sicher. Ehrlich."

    Mary-Lynnette und Mark wechselten einen Blick. Nicht, um die Sache zu diskutieren, darüber waren sie hinaus. Nur, um sich selbst zu wappnen. Dann holte Mary-Lynnette tief Luft und wischte ein Stückchen Farn von ihrem Knie. „Okay", sagte sie und fühlte sich irgendwie seltsam leicht im Kopf. „Wir sind bereit."
    1O. KAPITEL
    Es war wie der Stich einer Qualle.
    Mary-Lynnette hielt die Augen geschlossen und das Gesicht abgewandt, als Rowan ihr in den Hals biss. Sie dachte daran, wie das Reh geschrieen hatte. Aber der Schmerz war gar nicht so schlimm und gleich wieder verschwunden.
    Sie konnte die Wärme an ihrem Hals spüren, na/o das Blut floss, und nach einer Minute wurde ihr ein wenig schwindlig. Eine seltsame Schwäche überfiel sie. Aber das Interessan
    teste war, dass sie plötzlich einen neuen Sinn entwickelt zu haben schien. Sie konnte Rowans Gedanken spüren. Es war so, als würde man ohne Augen sehen - und eine andere Wellenlänge benutzen als das sichtbare Licht. Rowans Verstand, ihr ganzes Sein, waren in ein warmes Rot getaucht, das den glühenden Kohlen in einem Lagerfeuer glich. Es war außerdem flaumig und rund wie ein Ball aus heißem Gas, der im Weltall schwebte.
    War es das, was man eine Aura nannte?
    Dann zog Rowan sich zurück, und es war vorbei. Der neue Sinn verschwand.
    Mary-Lynnettes Finger fuhren automatisch zu ihrem Hals hoch. Die Stelle war nass und brannte leicht.
    „Fummel nicht daran herum", ermahnte Rowan sie und rieb sich mit dem Daumen über die Lippen. „Das ist gleich wieder vorbei."
    Mary-Lynnette blinzelte. Sie fühlte sich träge und matt. Sie schaute zu Mark hinüber, den Kestrel gerade losließ. Er sah okay, aber ein bisschen benommen aus. Sie lächelte ihn an. Er hob die Augenbrauen und schüttelte leicht den Kopf.
    Ich frage mich, wie es in seinem Verstand aussieht, dachte sie. Dann fragte sie erstaunt. „Was machst du da?"
    Rowan hatte einen Zweig aufgehoben und testete, wie scharf seine Enden waren.
    „Bei jeder Spezies gibt es eine Substanz, die ihr Schaden zufügen kann", erklärte sie. „Bei Werwölfen ist es Silber, bei Hexen Eisen - und bei Vampiren Holz. Es ist das Einzige hier draußen, das in unsere Haut schneiden kann."
    „Das hab ich nicht gemeint. Ich meinte, warum?" Im Grunde wusste sie es schon. Sie beobachtete die roten Tropfen, die herausquollen,

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