Töchter Der Finsternis
„Ihr seid mir schon welche! Ihr Mädchen seid tatsächlich ..."
„Wir sind Vampire", unterbrach Jade ihn scharf.
„Ja." Er lachte wie irre. .Aber klar."
Mary-Lynnette nahm ihm die Taschenlampe ab. Sie wollte sie unter ihrer Kontrolle haben.
Außerdem war das Ding aus schwerem Plastik und Metall. Es war eine Waffe.
Ihre Gedanken überschlugen sich. Ein Teil ihres Verstandes riet: Leuchte ihnen mit dem Licht genau im richtigen Moment in die Augen und schlage auf sie ein. Während ein anderer Teil dachte: Jade meint damit, dass sie Menschen sind, die nur glauben, Vampire zu sein.
Menschen mit einer seltsamen Krankheit, die sie blutarm macht. Doch ihre endgültige Entscheidung war: Mach dir nichts vor, die sind echt.
Mary-Lynnettes Weltbild war gerade auf den Kopf gestellt worden.
,,Ist das nicht zum Ausflippen?" setzte Mark sein Gebabbel fort. „Da trifft man ein Mädchen und findet es supernett. Du erzählst all deinen Freunden von ihr, und ehe du dich's versiehst, stellt sich heraus, dass es ein Vampir ist. Ist das nicht toll?"
Oh, nein, er ist hysterisch, dachte Mary-Lynnette.
Sie packte ihn an der Schulter und zischte ihm ins Ohr: „Mensch, reiß dich zusammen."
„Ich sehe nicht, wozu es gut sein soll, lange mit ihnen zu reden, Rowan", erklärte Kestrel gerade. „Du weißt, was wir zu tun haben."
Rowan rieb sich die Stirn. „Ich hab daran gedacht, dass wir .:e vielleicht beeinflussen könnten", schlug sie mit einem : Merkwürdigen Unterton vor.
„Du weißt doch, dass das nicht klappen wird." Kestrels Stimme war ausdruckslos und leise.
„Warum nicht?" fragte Jade scharf.
„Sie sind uns aus einem bestimmten Grund gefolgt", antwortete Rowan müde. Sie nickte zu dem Loch hin. .Also ha-en sie schon länger einen Verdacht - wie lange schon?" Sie sah Mary-Lynnette an.
„Seit Donnerstag. Ich hab gesehen, wie ihr das Loch im Garten gegraben habt." Mary-Lynnette zeigte auf das Grab. „Ist da eure Tante drin?"
Es entstand ein kurzes Schweigen, und Rowan sah verlegen aus. Dann nickte sie leicht.
„Mist", stieß Mark hervor. Er hatte die Augen geschlossen, und sein Kopf rollte in den Nacken. „Die haben Mrs. B. in einen Plastiksack gesteckt"
„Zwei Tage", sagte Rowan zu Jade. „Sie haben es seit zwei Tagen vermutet. Wir können keine Erinnerungen auslöschen, die schon so lange mit anderen Dingen verflochten sind. Es ist zu schwierig."
„Wir könnten sie die zwei Tage ganz vergessen lassen", schlug Jade praktisch vor.
Kestrel machte ein abfälliges Geräusch. „Dann wandern noch zwei Menschen mit Gedächtnisverlust herum."
In Mary-Lynnettes Verstand schaltete es. „Todd Akers und Vic Kimble", sagte sie. „Ihr habt etwas gemacht, dass sie ihre Erinnerung verloren haben. Ich wusste, dass es da eine Ver
bindung gibt."
„Wir haben keine andere Wahl", meinte Kestrel leise zu Rowan. „Das weißt du so gut wie ich."
Sie ist nicht bösartig, erkannte Mary-Lynnette. Nur praktisch. Wenn eine Löwin, ein Wolf oder ein Falke reden könnten, würden sie dasselbe sagen. „Wir müssen töten oder selbst sterben. So einfach ist das."
Wider Willen spürte sie so etwas wie Faszination - und Respekt.
Mark hatte die Augen wieder geöffnet. Und Rowan wirkte sehr, sehr traurig. Es ist schrecklich, sagte ihr Gesichtsausdruck, aber jemandem muss wehgetan werden.
Sie senkte den Kopf, dann hob sie ihn wieder und sah Mary-Lynnette direkt an. Ihre Blicke trafen sich und hielten aneinander fest. Danach veränderte sich Rowans Gesicht leicht, und sie nickte.
Mary-Lynnette wusste in diesem Moment, dass sie sich ohne Worte verständigt hatten. Jede erkannte die andere als Alpha-Weibchen an, das für seine Familie kämpfen und sterben würde.
Was bedeutete, sie waren beide Schwestern.
Ja, jemand wird verletzt werden, dachte Mary-Lynnette. Wenn man meine Familie bedroht, wehre ich mich.
Sie wusste, dass Rowan sie verstand. Rowan würde sie nur sehr ungern töten ...
„Nein!" rief eine Stimme voller Leidenschaft, und Mary-Lynnette erkannte, dass es Jade war.
Das Mädchen sprang mit geballten Fäusten auf und explodierte wie ein Dampfkessel. „Nein, ihr dürft Mark nicht töten! Ich werde das nicht zulassen."
„Ich weiß, das ist hart, Kleines", begann Rowan.
„Jade, sei nicht so ein Baby", warf Kestrel verächtlich ein.
Jade zitterte. Ihr Körper war angespannt wie der einer Katze vor einem Kampf. Ihre Stimme übertönte die beiden anderen. „Ihr dürft das nicht tun! Ich glaube ... ich glaube
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