Töchter Der Finsternis
ich keine Hilfe."
Er lächelte wieder verlegen. „Tut mir Leid."
Aber Mary-Lynnette war nachdenklich geworden. Natürlich wollte sie jemanden finden, der sie voll und ganz akzeptierte, der alles mit ihr teilen würde. Das war doch der Traum von jedem Menschen. Aber für wie viele ging er in Erfüllung?
Und es gab gar nicht so viele Jungs hier in der Gegend.
Sie dachte unwillkürlich wieder an Jeremy Lovett. An seine klaren, braunen Augen ...
Aber sie konnte dieses Bild nicht festhalten. Zu ihrem Entsetzen verwandelte es sich in Augen, die blau, golden und grau glänzten, je nachdem, wie das Licht in sie fiel.
Nein. Ash war der Letzte, der sie verstehen würde. Und sie würde noch nicht einmal eine Sitzbank im Bus mit ihm teilen, geschweige denn ihr Leben.
„Was ich wissen möchte ..." Mark hielt inne. „Wie seid ihr eigentlich zu Vampiren geworden?" Sie saßen in dem großen, viel zu voll gestellten Wohnzimmer der Burdock-Farm.
Rowan hatte ein Feuer im Kamin gemacht. „War es die alte Dame? Eure Tante?"
„Es war niemand." Jade sah beleidigt aus. „Wir sind keine geschaffenen Vampire. Wir sind Lamia."
Mark sah sie von der Seite an. „Ach so. Und was ist das?"
„Das sind wir. Es sind die Vampire, die Babys haben, essen und trinken und alt werden können, wenn sie es wollen, und die in Familien leben. Die beste Art von Vampiren."
„Im Grunde ist es die Urrasse der Vampire", mischte Kestrel sich ein. „Schau, es gibt zwei verschiedene Arten von Vampiren. Die Art, die zuerst Menschen sind und umgewandelt werden, wenn ein Vampir sie beißt, und diejenigen, die als Vampire geboren werden. Das sind wir. Unsere Ahnenreihe reicht sehr weit zurück."
„Am weitesten", warf Jade ein. „Wir sind Redferns. Unser Stammbaum reicht bis in prähistorische Zeiten zurück."
Mary-Lynnette war verblüfft. .Aber ihr drei seid doch nicht so alt, oder?" fragte sie nervös.
Rowan unterdrückte ein Lachen. „Ich bin neunzehn, Kestrel ist siebzehn, und Jade ist sechzehn. Wir haben noch nicht aufgehört zu altern."
Kestrel sah Mary-Lynnette an. „Wie alt schätzt du unsere Tante?"
„Ach, so siebzig, fünfundsiebzig, vielleicht."
„Als wir sie zuletzt gesehen haben, sah sie wie vierzig aus", sagte Kestrel. „Das war vor zehn Jahren, als sie unsere Insel verließ."
„Aber sie war zu diesem Zeitpunkt bereits vierundsiebzig Jahre alt", warf Rowan ein. „Das geschieht mit uns, wenn wir plötzlich aufhören, das Altern anzuhalten. Die Jahre holen uns alle auf einmal ein."
„Das kann ziemlich interessant sein, wenn jemand fünf- oder sechshundert Jahre gelebt hat", bemerkte Kestrel trocken.
„Also, diese Insel, von der ihr stammt, ist das die Night World?" wollte Mary-Lynnette wissen.
Rowan war überrascht. „O h, nein. Das ist nur eine sichere Stadt. Ein Ort, an dem unsere Leute ohne Menschen leben. Hunter Redfern hat sie im sechzehnten Jahrhundert gegründet, damit wir einen Zufluchtsort hatten."
„Das einzige Problem liegt darin, dass die Leute dort heute immer noch alles so machen wie im sechzehnten Jahrhundert." Kestrels goldene Augen glänzten. „Es gibt sogar ein Gesetz, dass niemand die Insel verlassen darf, außer ein paar Männer und Jungen, denen man völlig vertraut."
Wie Ash, dachte Mary-Lynnette. Sie wollte es gerade aussprechen, da meldete sich Rowan wieder zu Wort
„Deshalb sind wir ausgerissen. Wir wollten nicht heiraten, sobald unser Vater es uns befohlen hätte. Wir wollten die Welt der Menschen sehen. Wir wollten ..."
„Hamburger essen", rief Jade. „Zeitschriften lesen, Hosen tragen und fernsehen."
„Als Tante Opal die Insel verließ, hat sie niemandem gesagt, wohin sie geht - außer mir", erklärte Rowan. „Sie erzählte mir, dass sie in die kleine Stadt Briar Creek ziehen wollte, wo die Familie ihres Mannes vor hundertfünfzig Jahren ein Haus gebaut hat."
Mary-Lynnette ließ ihre Finger durch die seidigen Fransen eines grünen Sofakissens gleiten.
„Okay. Aber wo ist die Night World?"
„Das ist kein Ort..." Rowan sah ein wenig unsicher aus. „Es ist... das ist schwer zu erklären.
Du solltest gar nicht wissen, dass sie existiert. Die beiden obersten Gesetze der Night World lauten, dass du niemals einem Menschen von ihrer Existenz erzählen darfst - und dass du dich niemals in einen Menschen verlieben darfst."
„Und Jade bricht in dieser Minute beide", murmelte Kestrel.
Jade sah sehr mit sich zufrieden aus.
„Darauf steht die Todesstrafe für alle, die darin
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