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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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Sonderstrecken. Er schätzt die Flugzeit auf ungefähr sieben Stunden. Wir servieren kein Frühstück — das sollen die Burschen gefälligst im Charleroi einnehmen. Um elf Uhr gibt’s Kaffee und einen kleinen Imbiß. Und um drei Viertel eins fangen wir mit dem Servieren des Lunches an. Um drei Uhr wieder ein kleiner Imbiß. Das ist eine recht angenehme Tageseinteilung. Fragen?«
    Keine Fragen. Gott, war sie tüchtig.
    Sie wandte sich an Jurgy und mich. »Gut, Kinder, ihr seid noch nie auf einem Charterflug geflogen, nicht wahr?«
    Nein, waren wir nicht.
    »Okay.« Sie hielt wieder inne. »Mary Ruth, du bist mit einem dieser Burschen verlobt, nicht wahr? Bitte, nimm nichts von dem, was ich sage, persönlich, ich möchte euch nur ein paar allgemeine Hinweise geben.« Sie fuhr munter fort. »Das wird eine neue Erfahrung für euch beide sein. Diese Burschen sind Viehzüchter, das heißt also, eine ziemlich rauhe Bande. Ich will nicht sagen, daß sie keine Gentlemen sind, oder daß sie sich nicht wie Gentlemen benehmen. Aber sie haben dieses Flugzeug gechartert, und sie werden sich so benehmen, als gehörte es ihnen, sie werden alles tun, was ihnen gefällt auf diesem Flug. Wir haben nichts weiter zu tun, als sie zu füttern, ihren Durst zu stillen und sie mit Eiswürfeln zu versorgen. Und ihnen eine Tüte hinzuhalten, wenn ihnen übel wird.«
    Sie machte eine Pause, dann fuhr sie fort: »Ich hasse es, mich wie eine Mama aufzuführen, aber eins muß ich noch sagen. Mary Ruth, du mußt es schon über dich ergehen lassen. Diese Burschen werden euch so lange respektieren, wie ihr euch selber respektiert. Ihr wißt, was ich meine, ich brauch’s euch nicht zu erklären. Sie sind siebzig, also ein ganzes Rudel. Sie sind auf einer Vergnügungsreise. Sie haben das ganze Jahr hindurch geschuftet, und jetzt wollen sie ihren Spaß haben. Ich nehm’s ihnen nicht übel. Aber keinen Spaß im Flugzeug. Sie können allen Spaß haben, den sie nur wollen, wenn sie in Paris angekommen sind. Also schreibt’s euch hinter die Ohren ein für allemal, seid freundlich, aber nicht allzu freundlich. Hab’ ich recht, Janyce?«
    »Und ob du recht hast. Ich weiß es aus bitterer Erfahrung.«
    »Wo war das?«
    »Auf einem Flug nach Rio.«
    »Oh, Junge«, sagte sie. »Das mußt du mir mal erzählen.« Sie räusperte sich. »Noch etwas. Wir werden heute mächtig formell sein. Wir behalten unsere Jacketts an während des ganzen Fluges, zugeknöpft bis oben. Sogar in der Kombüse.« Sie lachte mich an. »Was ist los, Carol? Hab’ ich dir Angst eingejagt?«
    Mir mußten wohl fast die Augen aus dem Kopf fallen. »O nein. Überhaupt nicht.«
    »Wir wollen uns nichts vormachen, Kinder. Siebzig große rauhe Burschen sieben Stunden lang in einem Flugzeug — das ist eine ganz hübsche Situation. Wir haben Glück in einer Hinsicht — wir haben einen wirklich guten Kapitän, Frank Hoffer. Der läßt keinen Unfug zu.« Sie schaute uns an mit hochgezogenen Augenbrauen. »Noch weitere Fragen?«
    Keine Fragen.
    »Okay. Gehen wir.«
    Wir gingen mit unserer Ausrüstung hinaus zum Dienstraum an der Rampe und trugen unsere Namen in der Reihenfolge unseres Alters in die Liste der Flugbesatzung ein: Kay Taylor, Janyce Hinds, Mary Ruth Jurgens, Carol Thompson. Die Hälfte aller Oberbonzen der Magna International Airlines schien zur Stelle zu sein, bis hinunter zu einem großen leutseligen Mann von Public Relations und einem Fotografen. Und als ich diesen Fotografen erblickte, da ging es mir wohl erst richtig auf, daß wir es mit einem Flug der Millionäre zu tun hatten. Siebzig Viehzüchter! Mein Gott, wenn sie alle in die Tasche griffen, könnten sie sich wahrscheinlich Fort Knox kaufen, und es bliebe ihnen noch genug übrig für den Rückflugschein.
    Und dort draußen im Sonnenschein, genau vor uns, stand unsere Maschine: weiß, blitzend, makellos sauber wie ein Neugeborenes, ein riesiges glattes königliches Kind, ausgebreitet auf dem Fell mit Dutzenden von Bediensteten, die ihm aufwarteten. Die F-6-Wagen pumpten Treibstoff in die Tragflächentanks, die Verpflegungswagen schwebten hoch oben an ihren Kränen vor den Kombüsentoren, der Boden-Kompressor summte eifrig und kühlte die Kabine, der Elektrizitätsversorgungswagen stand am Bug, der Wagen zur Wasserversorgung der Kombüse und der Wagen des Waschraumdienstes fuhren umher, die Passagierrampen waren schon vom und achtem bereitgestellt. Emsig, emsig, emsig, ein großartiger Anblick, und wie immer ließ er mein

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