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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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an.«
    Sie hörte nicht auf mich. »Als ich wegging, saß er mit Luke zusammen. Gott weiß, ob Luke ihn dazu überreden kann, morgen mit uns zu fliegen. Carol, was, zum Teufel, hätte es dich gekostet, freundlich zu ihm zu sein? Ihm nur ein freundliches Wort zu gönnen?«
    »Ich hab’ dir doch gesagt —«
    »Du hast’s mir gesagt!« rief sie. »Was hast du mir gesagt? Du liebst ihn, nicht wahr? Du brauchst nicht zu antworten, ich weiß es. Ich lebe hier mit dir zusammen. Ich hab’ dich mit einigen deiner Verehrer gesehen, und, Junge, du hältst sie dir vom Leibe!
    Du liebst Duer und keinen anderen, aber du kannst ihm nicht verzeihen, was er Donna Stewart angetan hat — da sitzt der Haken.«
    »Oh, um Gottes willen, hör auf.«
    »Hör zu, Kindchen, jetzt bin ich gerade gut im Zuge, jetzt rede ich mir alles von der Leber, und wenn du’s nicht hören willst, kannst du ja ‘rausgehen.« Sie kratzte sich ihren nackten Arm und starrte mich an. »Carol, was ist los mit dir? Für wen hältst du dich?«
    Ich drehte mich um und wollte gehen.
    »Moment«, sagte sie. »Ich werd’ dir erzählen, wer du bist. Du bist eine unter Tausenden, nicht mehr und nicht weniger, und es wird Zeit, daß du dir das klarmachst.«
    »Bist du fertig?« fragte ich.
    »Nein«, sagte sie. »Ich fang gerade erst an.« Sie lehnte sich über das Bügelbrett. »Vielleicht erinnerst du dich nicht mehr daran, aber damals, als wir hierherkamen, hast du mir einige Male einen Gefallen getan. Ich hab’ die ganze Zeit darauf gewartet, auch dir einen Gefallen tun zu können; und ich dachte, hier hab’ ich eine Möglichkeit, ich kann dich und Ray Duer zusammenbringen auf diesem Flug nach Paris. Aber du hast sie mir unbesehen vor die Füße geworfen.« Sie warf mir einen finsteren Blick zu. »Komm, Kindchen, du mußt endlich dem Leben, so wie es ist, ins Auge sehen. Duer ist kein übler Bursche. Er hat Mumm, und das will etwas heißen heutzutage. Er sieht nicht schlecht aus. Er hat eine gesicherte Stellung bei einer großen Gesellschaft. Er hat eine Zukunft vor sich. Was sonst noch kann eine Frau verlangen? Carol, weißt du eigentlich, wieviel Frauen es in den Vereinigten Staaten gibt? Ungefähr achtzig Millionen. Denk mal darüber nach. Achtzig Millionen Puppen wie dich und mich, eine jede würde sich ein Bein ausreißen nach einem Mann wie Duer. Aber das ist noch nicht alles, nein, Sir. Wir haben nicht umsonst all diese Düsenflugzeuge. Sie öffnen uns die ganze verdammte Welt, nicht wahr? Junge! Sechs Stunden Flug, und Duer hat die Wahl unter Zillionen Puppen in allen Ausführungen, Farben und Größen. Das steck dir hintern Spiegel, Carol. Wenn du diesen Burschen willst, dann steig endlich von deinem hohen Roß und tu etwas für ihn, und das verdammt rasch.«
    Ich konnte nicht einschlafen. Es lag nicht an all diesem Gerede, mochte Jurgy den Mund auch noch so voll genommen haben. Es lag einfach daran, daß ich, Gott weiß warum, Ray immer noch liebte. Er hatte mich angerufen aus reiner Zuneigung, und ich hatte ihm geantwortet wie eine Hexe, und das konnte ich mir nicht verzeihen. Gegen zwei Uhr schlich ich mich ans Telefon und rief das Charleroi an. »Doktor Duer, bitte«, sagte ich zu dem Telefonisten. »Ich glaube, er hat Appartement 1208.«
    »Einen Augenblick, bitte.«
    Ich wartete mehrere Augenblicke lang. Dann meldete sich der Telefonist. »Es tut mir leid, Doktor Duer antwortet nicht.«
    »Oh. Die Nummer des Appartement stimmt doch wohl, 1208?«
    »1208, das stimmt. Wollen Sie eine Nachricht hinterlassen?«
    »Nein, danke.«
    Ich krabbelte wieder ins Bett.

    Ein paar Minuten vor acht meldeten wir uns zum Dienst, und Punkt acht Uhr trafen wir Kay Taylor und Janyce Hinds im Raum für Stewardessen. »Genau auf die Minute, Kinder«, sagte Kay. »Euer Glück.« Sie musterte uns kritisch. Vermutlich hatte Miß Duprez sie dazu angewiesen.
    »Carol, bist du erkältet?«
    »O nein. Nur ein morgendliches Kratzen im Hals.«
    »Bestimmt?«
    »Ganz bestimmt.«
    »Okay. Also dann. Wir haben unseren Dienst auf diesem Flug folgendermaßen eingeteilt. Auf dem Hinflug, also heute morgen, arbeite ich als >A< und du, Carol, mit mir zusammen als >B<. Achtern ist Janyce >C<, und Mary Ruth, du bist bei ihr >D<. Auf dem Rückflug machen wir’s umgekehrt, damit wir alle ein wenig Szenenwechsel haben. Irgendwelche Fragen?«
    Keine Fragen.
    »Okay. Dann also die Mahlzeiten. Ich habe mit dem Kapitän gesprochen. Wir fliegen auf einer der interkontinentalen

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