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Töchter der Luft

Töchter der Luft

Titel: Töchter der Luft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Glemser
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dem Counter war fast derselbe Typ: kurz geschoren und geschrubbt, gutaussehend, breitschultrig.
    »Was kann ich für Sie tun?« fragte er.
    Ich Öffnete meine Handtasche und zog den weiß-roten Umschlag hervor, in dem das grüne Formular steckte.
    »So, so, so«, murmelte er. »Noch eine.«
    Ich begriff nichts. »Bin ich?«
    »Ja, natürlich«, unterbrach er mich. Er langte nach dem Telefonhörer, sprach geheimnisvoll hinein, wartete, legte ihn auf, kritzelte etwas auf den Umschlag und sagte: »Flug 21 A, Ausgang 12.«
    »Danke«, sagte ich.
    Er musterte mich von Kopf bis Fuß, als wäre er ein Fachmann für eine bestimmte Statistik. Einen Meter siebzig, neunzig-sechzig-fünfundachtzig. Dann grinste er. »Prima, Sie schaffen’s. Willkommen an Bord.«

KAPITEL II

    Flug 21 A sollte um zwei Uhr fünfundzwanzig starten. Ich kam eine halbe Stunde zu früh am Ausgang 12 an und mischte mich unter die paar Leute. Aber während ich in der Reihe wartete, erschienen mehr und mehr. Und ich fing an, mich zu wundern. Eine so riesige Menge konnte doch nicht in ein einziges Flugzeug hineingehen? Unmöglich!
    Kurz nach zwei ging es endlich los. Und ich hätte es mir eigentlich selber sagen können. Als ich an die Reihe kam, warf der überwichtige, kleine Mann vom Dienst nur einen Blick auf mein grünes Formular und schnarrte: »Warten Sie am Schluß, bitte, bei den anderen jungen Mädchen.«
    Was immer es auch gibt, mir bleibt es nicht erspart! Ich drängelte mich also zurück zum Ende der Schlange, und richtig, da standen drei junge Mädchen, die hatte der Kleine wohl gemeint. Sie waren unverkennbar: groß, gutaussehend, chic. Sie starrten mich düster an, und ich starrte sie düster an.
    »He«, rief die Größte von ihnen, »gehören Sie auch zum Ausschuß?«
    »Ich nehm’s an.«
    »Wollen Sie zum Stewardessen-Lehrgang nach Miami?« fragte sie, um sicherzugehen.
    »Genau das will ich, aber der Zwerg hat mich zurückgejagt.«
    »Wir sitzen alle im selben Boot. Willkommen in unserem Bund. Ich bin Donna Stewart, und diese zwei sind — wie waren doch gleich eure Namen, Kinder?«
    »Annette Morris«, sagte die eine, eine Brünette. »Mary Ruth Jürgens«, sagte die andere, eine blasse, ausdruckslose Blondine mit kalten, grauen Augen. Sie sahen beide gut aus, aber Donna Stewart stellte sie tausend Meilen weit in den Schatten. Sie hatte rötliches Haar und Augen von einem geradezu märchenhaften Smaragdgrün, und sie sprühten von Leben und Herzlichkeit.
    Ich nannte meinen Namen. Dann sagte ich: »Weiß irgend jemand, was hier eigentlich vor sich geht?«
    »Das ist nur der übliche Zirkus der Fluglinien«, nahm Donna das Wort. »Wichtigtuerei! Wahrscheinlich wollen sie erst ihre zahlenden Fluggäste an Bord bringen, und wenn dann noch ‘n Plätzchen frei ist, kommen wir an die Reihe.« Sie kicherte belustigt. »Und wenn sie keinen Platz finden, nun, dann haben sie Pech gehabt. Ich tat nichts lieber, als eine Nacht in New York verbringen.«
    »Warum?«
    »Weil ich noch nie in New York gewesen bin, darum. Ich bin nur eine einfache Landpomeranze aus New Hampshire.«
    »Ich hab’ in New York gelebt, von mir aus kannst du es geschenkt haben.«
    »Hallo, Kinder«, flüsterte Annette. »Guckt mal da!«
    Wir guckten, und dann starrten wir. Da, da kam ein Mädchen, und das war unwahrscheinlich. Sie war einfach das bezauberndste Mädchen, das ich je gesehen hatte. Das Gesicht war vollkommen oval, die Haut war wie Porzellan, die Augen waren wie die einer Katze, goldbraun, und sie hatte pechschwarzes, schimmerndes Haar, das sich um die Stirn kräuselte und im Nacken lockte. Sie war gekleidet wie ein Filmstar — nach dem letzten Schrei — ein enges, schwarzes Jackenkleid mit Rüschen an den Hüften, und ein Hut, geschmückt mit goldenen Blättern — aber das Umwerfendste an ihr war diese Ausstrahlung, die von ihr ausging. Das war die reinste, verführerische Weiblichkeit.
    Als sie uns erreicht hatte, schwang sie theatralisch den Arm und sagte: »Hallo. Ihr seid für Miami Beach die Ausbildungsschule, wo auf das Flugzeug warten, ja?«
    Ich versuchte einen Schritt im Dunkeln — wenn es auch nicht völlig im Dunkeln war; mein Gefühl in solchen Fällen ist meistens richtig — und antwortete auf italienisch. »Ja, wir warten alle darauf, an Bord dieses Flugzeuges zu gehen. Geselle dich getrost zu uns. Darf ich mich vorstellen, mein Name ist Carol Thompson.«
    Sie sah mich von oben bis unten kühl abschätzend an, als wäre ich vielleicht

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