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Töchter der Sechs (German Edition)

Töchter der Sechs (German Edition)

Titel: Töchter der Sechs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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Prinz diese Möglichkeit sah, hatte Mawen Mut gemacht. Vielleicht konnte er auch seinen Vater davon überzeugen. Dann hätte ihre Mission doch noch Aussicht auf Erfolg. Doch nicht nur die Hoffnung darauf ließ Mawens Herz hüpfen. Allein der Gedanke daran, auch den nächsten Tag in Gesellschaft des Prinzen verbringen zu können, beflügelte ihn. Schon lange hatte er niemanden mehr getroffen, mit dem er Gespräche auf einem solchen Niveau hatte führen können. Auch wenn dem Prinzen die nötige Ausbildung teilweise fehlte, so war er in seinem Herzen dennoch ein Gelehrter. Mawen hatte bei Elec die gleiche Neugier und den gleichen Wissensdurst entdeckt, der auch seinem Wesen eigen war. Obgleich ihre Herkunft kaum unterschiedlicher hätte sein können, so glaube er, in dem Prinzen eine verwandte Seele gefunden zu haben.
     
    Jahr 3619 Mond 11 Tag 3
    Palast in Heet
    Wie an den zwei vorangegangenen Tagen würde er auch heute den Gästen aus Cytria einen Besuch abstatten. Momentan war das leider das Einzige, was er für sie tun konnte. Zwar hatte er mit aller Kraft auf seinen Vater eingeredet, um ihn von den ehrbaren Absichten der Drei zu überzeugen, doch sein Vater stellte sich taub. Wie schon so oft drohte Elec an seinem Vater zu verzweifeln. Warum konnte dieser nicht die Wahrheit erkennen? Oder wollte er es einfach nicht? Sein Vater war der geborene König, er glaubte fest daran, einen Anspruch auf das Leben als absoluter Herrscher zu haben. Dabei sah er nicht, wie das Volk litt. Drei Monde lang war Elec durch das Land gereist und hatte gesehen, wie es um Helwa stand. Sein Vater aber hatte davon nichts hören wollen. Was die Besucher als Cytria anging, so beharrte der König darauf, dass diese eine Gefahr darstellten. Elec war klug genug, um zu erkennen, dass diese Gefahr in der Botschaft von Freiheit lag, die die Drei hätten verbreiten können, wenn sie durch das Land reisen durften. Ob dies seinem Vater wirklich bewusst war oder ob er instinktiv handelte, vermochte Elec nicht einzuschätzen. Fest stand, dass er mit List würde handeln müssen, um Mawen und seine Begleiterinnen zu befreien. Er würde heute mit Mawen erörtern, wie er am besten vorgehen sollte. Es musste gelingen, denn er würde sich ein Scheitern nie verzeihen.
     
    Jahr 3619 Mond 11 Tag 6
    Palast in Heet
    Seine Hartnäckigkeit hatte sich ausgezahlt. Heute würde er den Dreien eine gute Nachricht überbringen können. Sein Vater hatte eingewilligt, ihnen Bewegungsfreiheit innerhalb Helwas zu gewähren. Sie dürften zwölf Monde lang reisen und sich das Land ansehen. Danach sollten sie zurückkehren und dem König dienen. Elec und zwei Soldaten sollten sie dabei begleiten und verhindern, dass sie das Land verließen. Wenn dies auch noch kein Sieg auf ganzer Linie war, so war es dennoch mehr als Nichts. Gerne hätte Elec seinem Vater das Versprechen abgerungen, dass die Drei nach Cytria zurückkehren durften. Dies aber hatte sein Vater abgelehnt. Dennoch war Elec glücklich. Die bevorstehende Reise mit Mawen, Zada und Darija war eine verlockende Aussicht. In den vergangenen Tagen waren sie gute Freunde geworden und die Gespräche mit Mawen waren von einer nie gekannten Intensität. Von der ersten Begegnung an hatte er eine Verbindung zu dem Gelehrten gespürt, sie waren verbunden durch die Suche nach Wissen und Wahrheit. Kurz ertappte er sich bei dem Wunsch, sein Vater möge Mawen die Rückkehr nach Hause für immer verwehren.
     
    Die Nachricht auf die baldige Entlassung aus der Gefangenschaft löste allgemeinen Jubel aus. Selbst die Einschränkungen waren zunächst irrelevant. Einfach wieder auf Reisen zu gehen, das war für Darija eine unglaubliche Aussicht. Ihr, die es gewohnt war, den Blick über die Weite des Meeres schweifen zu lassen, hatte es fast körperliche Schmerzen verursacht, in ihren Blick stetig durch die Wände des Gemaches und das Grün des Gartens begrenzt zu werden. Über das, was nach der zwölf Monde währenden Reise folgen würde, wollte sie sich keine Gedanken machen. Zwölf Monde waren eine lange Zeit. Gewiss würden sich Möglichkeiten ergeben, ein Schicksal als Bedienstete des Königs abzuwenden. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf Mawen und Prinz Elec, die voller Eifer dabei waren, Reisepläne zu schmieden. Dabei würde es erst in einigen Tagen losgehen.
     
    Sie würde mit Prinz Elec reden müssen, bevor die Reisepläne allzu fest gefügt wären. Unbedingt wollte sie die Möglichkeit nutzen, ihre Eltern zu suchen. Leider

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