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Töchter der Sechs (German Edition)

Töchter der Sechs (German Edition)

Titel: Töchter der Sechs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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Göttliche umgab sie, umhüllte sie, durchdrang sie und sie ließ es geschehen. Ihre Gedanken flossen ungehindert, Sorgen, Freuden, sie hielt nichts zurück und brachte alles vor die Götter. 
    Als sie ihre Augen nach einer Weile wieder öffnete, fühlte sie eine nie gekannte Stärke. Nie wieder würde sie von nun an vergeblich auf ein Zeichen der Götter warten müssen. Das Göttliche war in ihr und nun wusste sie auch, wie sie Zugang dazu fand. 
    Der Prinz schien ein ähnlich beseelendes Erlebnis gehabt zu haben, denn als sie sich zu ihm umwandte, stand er unweit und strahlte vor Glück. Mit wenigen Schritten war er bei ihr und schon fand sie sich in seiner Umarmung wieder. „Danke“, sagte er. Sie löste sich aus seinen Armen und sprach lächelnd: „Ich muss Euch danken.“ 
     
    Lange Zeit standen sie nur schweigend da, beide noch bewegt von ihrer Begegnung mit den Göttern. Elec wusste, dass ihn dieser Tag für immer verändert hatte.
     
    Jahr 3620 Mond 1 Tag 17
    Südküste von Helwa
    Nun waren sie seit fast zwei Monden in Helwa unterwegs. Noch immer zogen sie durch die Siedlungen und kleinen Städte der Südküste. Auch wenn sich vieles ähnelte, so entdeckte er auch immer wieder neue Dinge. Manchmal dauerte es die halbe Nacht, um die Erlebnisse des Tages niederzuschreiben. Zwar erhielt er Hilfe von Elec und auch Zada, doch den Großteil der Arbeit erledigte er selbst. Daher kam er kaum dazu, Elec den versprochenen Sprachunterricht zu erteilen. Daher waren es Zada und Darija, die diese Aufgabe übernahmen. Zu seinem Erstaunen schien Darija Freude am Unterrichten zu haben. Die junge Schiffbauerin konnte zwar nicht mit fundiertem Sprachwissen aufwarten, wie Mawen es vermocht hätte, aber dafür ließ sie sich immer lustige Geschichten und Dialoge einfallen, um dem Prinzen das Lernen zu erleichtern. Auch der Prinz schien Darijas Unterricht zu genießen. Bisweilen sah Mawen von seinen Aufzeichnungen auf und fand die beiden in einem angeregten Gespräch, das nur von Gelächter unterbrochen wurde. In solchen Momenten war es Mawen nur schwer möglich, dem Drang zu widerstehen, sich zu den beiden zu gesellen. Doch er hielt sich zurück, froh darüber, dass auch Darija eine Aufgabe gefunden hatte, die über die bloßen alltäglichen Verrichtungen hinausging, die das Reisen mit sich brachte. Zweifelsohne war Darija diejenige, die das geringste Interesse an der Erkundung Helwas hatte. Sie zeigte sich offen und interessiert, ihr fehlte jedoch Mawens Forschergeist. Auch hatte sie kein Ziel, das sie antrieb, wie es bei Zada der Fall war, die auf der Suche nach ihrer Herkunft und ihren Eltern war. Deshalb gönnte Mawen ihr die Unterrichtsstunden mit Elec. 
    In seiner Karte bestimmte Mawen ihre aktuelle Position. Sie hatten bereits eine große Strecke zurückgelegt. Ursprünglich hatte Elec geschätzt, dass sie fast drei Monde allein für die Erkundung der Südküste benötigen würden. Inzwischen aber hatten sie, nachdem sie zehn Tage die Ostküste entlanggewandert waren, innerhalb von neunundvierzig Tagen mehr als drei Viertel der Südküste gesehen. 
    Am Vortag hatten sie die Stadt Kin erkundet, die das wichtigste Handelszentrum der Südküste war. Hier hatten sie erstmals die ganze Vielfalt helwarischer Glaskunst bestaunen können, denn aus den Steppen- und Wüstengebieten des Landesinneren brachten Karawanen diese kostbaren Güter in die Stadt. Elec hatte ihm erzählt, dass nur die Leute, die in den Wüsten und Steppen lebten, noch die Glaskünste kultivierten. Die Küstenbewohner betrieben Landwirtschaft und dabei wurde jede Arbeitskraft benötigt. Der Vater des heutigen Königs hatte sogar versucht, Leute aus dem Landesinnern in die Küstenbereiche umzusiedeln, doch die halbnomadisch lebenden Stämme der Trockengebiete hatten sich standhaft widersetzt, ihre Lebensweise aufzugeben. Da sie deswegen in der Hauptstadt schlecht angesehen waren, mieden die Wüstenleute, wie sie gemeinhin genannt wurden, diese und brachten ihre Güter lieber nach Kin. Dort gab es weniger Soldaten und die Bewohner waren bereit, für den Profit, den sie beim Weiterverkauf der Glaswaren machten, über den schlechten Ruf der Wüstenleute hinwegzusehen. 
    Als Mawen der wundervollen Glasgefäße und -figuren auf dem Markt von Kin ansichtig geworden war, hatte er kurz überlegt, ob er um eine Änderung der Reiseroute bitten sollte. Gerne wäre er ohne Umwege zu den Wüstenleuten gereist, um mehr über dieses Handwerk zu erfahren. Aus

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