Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töchter der Sechs (German Edition)

Töchter der Sechs (German Edition)

Titel: Töchter der Sechs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
Vom Netzwerk:
mehr stoßen, bis sie die Berge überquert und die Fischerdörfer erreicht haben würden. Vom Prinzen wusste Zada, dass ihnen ein beschwerlicher Weg bevorstand, der kaum je von Menschen beschritten wurde. Jeder, der zu den Siedlungen der Fischer wollte, nutzte den Seeweg. Auf Anordnung des Königs war es ihnen jedoch verboten, ein Schiff zu besteigen. Daher mussten sie über die Berge ziehen. Das aber schreckte sie nicht. Die Aussicht, ihre Eltern zu finden, beflügelte sie.
     
    Es lagen mehrere Tage der Kletterei vor ihnen. Elec hatte entschieden, dass die Lasttiere am nächsten Morgen zurückbleiben mussten. Einer der Soldaten sollte bei ihnen bleiben. Es hatte ihn einiges an Überredung gekostet, denn die Soldaten wollten nicht vom Befehl des Königs abweichen, der besagte, die Drei nicht aus den Augen zu lassen. Andererseits konnte sie sich der Autorität des Prinzen nicht entziehen. Also war es entschieden: Am Morgen würden sie nur zu fünft aufbrechen und versuchen, die Berge zu bezwingen.
     
    „Mir ist nicht ganz wohl dabei.“ Der Soldat wandte sich an seinen Kameraden Felkan. „Was ist, wenn der König davon erfährt?“„Das wird er nicht. Ich werde bestimmt nichts sagen. Im Übrigen habt Ihr ja Glück, schließlich bin ich ja derjenige, der durch die Berge klettern muss. Ihr müsst hier nun auf unsere Rückkehr warten.“ 
    „Ja, das ist der Vorteil, wenn man der Ranghöhere ist, man kann sich seine Aufgaben aussuchen.“ 
    Damit war die Diskussion beendet und die beiden starrten wieder stumm in das Feuer, auf dem ihr Abendessen köchelte. Wie immer hatten sie sich etwas abseits vom Prinzen und seinen Begleitern niedergelassen. Seit die Reise begonnen hatte, waren ihre Abende stets nach dem gleichen Muster verlaufen: Erst hatten sie die Tiere versorgt, dann ein Feuer entzündet und ein Abendessen zubereitet, dass sie meist schweigend verzerrten. Felkan hatte noch nie viel mit dem anderen Kameraden anfangen können. Mit ihm auf Reisen zu gehen war das Letzte, was er gewollt hatte. Dass er sein Vorgesetzter war, hatte es nicht besser gemacht. 
    Der ganze Auftrag war ihm zuwider. Er hatte den Prinzen immer gemocht, ihn nun zu überwachen, fühlte sich nicht richtig an. Er war froh, dass es sein Vorgesetzter war, der die Berichte für den König verfasste und in den Siedlungen an Boten übergab. Dieser schien dabei keinerlei Bedenken zu haben, seine Treue zum König war unverbrüchlich.
     
    Mawen hatte Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung des Marschgepäcks. Alles, was er einpackte, würde er tragen müssen. Andererseits wollte er seine wertvollen Aufzeichnungen nicht zurücklassen. Der Soldat erschien ihm nicht vertrauenswürdig genug. Also packte er sie ein, dazu etwas unbeschriebenes Pergament. Danach war gerade noch Platz für seinen Anteil der Nahrungs- und Wasservorräte, ein Seil und einige Kleinigkeiten. Die Decke, die ihn gegen die kalten Nächte im Gebirge schützen sollte, fand keinen Platz mehr im Bündel, also schnallte er sie obenauf. Als er das Bündel anhob, schwankte er leicht. Es wird schon gehen, beruhigte er sich selbst. 
     
    Elec hatte Mawen beim Packen des Bündels beobachtet. Als alle schliefen, öffnete der das Bündel des Gelehrten und entnahm einige Dinge und verstaute sie in seinem Gepäck. Er hoffte, dass Mawen es nicht bemerken würde. Keinesfalls wollte Elec ihn kränken, indem er ihn wie einen Schwächling dastehen ließ. Er schätzte den jungen Mann zu sehr, um seine Freundschaft zu ihm aufs Spiel zu setzen. Zwar waren auch Darija und Zada eine angenehme Gesellschaft, doch die Gespräche mit Mawen waren etwas ganz Besonderes. Bei dem Gedanken, dass Mawen nach Cytria zurückkehren würde, wenn sich die Gelegenheit ergeben würde, fühlte er fast körperlichen Schmerz. Bisweilen dachte er darüber nach, mit Mawen nach Cytria zu gehen, doch er wusste um seine Verantwortung für die Menschen Helwas. Sie hatten etwas Besseres verdient als die unbarmherzige Hand seines Vaters und er war es, der sie dorthin führen konnte. Mawen hatte ihn vom cytrianischen Regierungssystem erzählt. Etwas Ähnliches wäre sicher auch für Helwa möglich. Auch wollte er den Menschen von der Großartigkeit der Götter berichten und ihnen die Freiheit geben, diese zu erfahren. Auch wenn er versuchte, nicht darüber nachzudenken, so wusste er doch, dass diese Träume einer besseren Zukunft immer mit dem Tod seines Vaters verbunden waren. Nie würde sein Vater solch tief greifende

Weitere Kostenlose Bücher