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Töchter der Sechs (German Edition)

Töchter der Sechs (German Edition)

Titel: Töchter der Sechs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Buchmann
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Beklemmungen es bei ihr auslöste, ihre Liebe als einen Teil der Erfüllung einer Aufgabe zu sehen. Sie fragte, was geschehen würde, wenn sie scheitern würden. Wenn ihre Liebe nicht stark genug wäre, um die Unterschiede zu überwinden. Sie sagte: „Wir kennen uns doch erst seit wenigen Monden, wir wissen doch kaum etwas voneinander.“ 
    „Unterscheidet uns das sehr von anderen Paaren? Wie lange kannten sich deine Eltern, bevor sie geheiratet haben?“ 
    „Kaum mehr als drei Monde. Aber das ist etwas anderes.“ 
    „Wirklich? Sie stammen zwar aus dem gleichen Land, aber dennoch waren sie doch sehr verschieden, wenn ich mich recht an das erinnere, was du mir erzählt hast.“ 
    Diesen Einwand konnte sie nicht von der Hand weisen. 
    „Darija, mach dir bitte nicht so viele Gedanken. Ich liebe dich und du liebst mich. Sicher wird es irgendwann einmal Probleme und Schwierigkeiten geben, aber wir werden sie meistern. Und wenn du das Gefühl hast, zu wenig über mich zu wissen, du darfst mir so viele Fragen stellen, wie du möchtest. Aber nur unter einer Bedingung: Ich muss dabei nicht so stocksteif dasitzen wie vor eurem Regierungsrat.“ 
    Diese Bemerkung ließ sie auflachen. Er ergriff ihre Hände. „Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie hübsch du aussiehst, wenn du lachst. Noch hübscher als sonst.“ 
    Ihr Lachen ging in ein Lächeln über. Es war erstaunlich, wie gut Felkan sich darauf verstand, ihre Sorgen zu vertreiben. Sie beugte sich vor und küsste seine Wange. Das aber reichte ihm offenbar nicht, denn er zog sie an sich und drückte seine Lippen auf die ihren. Sie ließ es geschehen und erwiderte den Kuss.
     
    Jahr 3620 Mond 5 Tag 18
    Tempel-Oase
    Mehrfach war sie versucht gewesen, einfach aufzugeben. Immer wieder trug der Wind neuen Sand herein, doch nur war es geschafft. Sie hatte auch die letzte Ecke des Tempels von der dicken Sandschicht befreit, von nun an würde ihr der Besen reichen, um die Schrift lesbar zu halten. Endlich konnte sie damit beginnen, den Sinn der Worte zu entschlüsseln. Dass der Text nicht in den hinteren Ecken begann, hatte sie schon vor einer Weile feststellen können, nun begann sie an den vorderen Ecken zu lesen, doch auch das ergabt keinen Sinn. Vergeblich suchte sie den Boden nach einem Hinweis auf den Beginn des Textes ab. Sie versuchte, die Mitte des Raumes zu bestimmen, doch auch von dort ging keine sinnvoller Satzanfang aus. Sie hatte die Wörter gezählt, es waren hundertvierundvierzig, zwölf Reihen mit jeweils zwölf Worten. Wie sollte sie dort einen Anfang finden? Der Wind trug neuen Sand herein, den sie sofort zum Portal hinauskehrte. Aber natürlich, der Eingang musste der Beginn sein. Erst jetzt fiel ihr auf, dass der Eingang nicht exakt mittig war, sondern leicht nach rechts versetzt. Wenn sie das Tor durchschritt, stand sie daher direkt auf dem siebten Wort der ersten Zeile und nicht etwa zwischen dem sechsten und dem siebten. Wenn der Text wirklich hier begann, so war dies das erste Wort.
     
    Jahr 3620 Mond 5 Tag 18
    Palast in Heet
    Am Morgen hatte sein Vater seinen letzten Atemzug getan. Elec sorgte dafür, dass die Kunde im ganzen Land verbreitet wurde. Auch wenn die Mehrheit des Volkes dem König keine Träne nachweinen würde, ließ er dennoch eine dreitägige Trauer ausrufen. Sein Vater war zwar ein schlechter Mensch gewesen und ein grausamer König, doch dem Toten musste trotz allem Ehre erwiesen werden, so verlangte es der Anstand. Nach Sitte seines Volkes würde die Leiche schon am Abend verbrannt werden.
     
    Jahr 3620 Mond 5 Tag 19
    Aaran
    Wieder mussten sie vor dem Regierungsrat erscheinen. Zu ihrem Erstaunen gab es kaum neue Fragen. Mawens Aufzeichnungen waren wohl ausführlich genug gewesen. Es war noch nicht Mittag, als der Sprecher des Rates verkündete, dass nun alle Fragen erörtert worden wären. Nun wollte man beraten, was nun weiter geschehen sollte. Darija hatte damit gerechnet, dass man sie nun entlassen würde, damit der Rat sich beratschlagen konnte, doch man bat ausdrücklich darum, dass sie blieben. Die folgenden Ausführungen des Rates ließen vermuten, dass in den vergangenen Tagen schon Unterredungen zum weiteren Vorgehen stattgefunden hatten. Es herrschte sogleich Einigkeit darüber, dass in den nächsten Jahren weitere Schiffe nach Helwa entsandt werden sollten, um den König doch noch vom Nutzen einer Beziehung zwischen den Ländern zu überzeugen. Allerdings wolle man sich gründlich vorbereiten: Schiffe mussten

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