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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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am Fenster, hielt eine Stickerei in der Hand und blickte nach draußen. Als sie ihren Mann hörte, wandte sie sich zu diesem um. »Nun, wie geht es deinem Sohn?«
    » Maledetto! Du bist kein fühlendes Weib, sondern eine Harpyie!«, entfuhr es ihrem Mann. »Unser Sohn liegt auf den Tod verwundet, und du tust so, als ginge dich das nichts an!«
    »Warum sollte es?«, klang es bitter zurück. »Ich habe von Anfang an gewusst, dass kein Segen auf diesem Sohn liegt, doch du hast nicht auf mich hören wollen. Auch habe ich bereits mein Maß an Tränen vergossen und keine einzige mehr für den Erben des Hauses d’Specchi übrig.«
    Ihr Mann packte sie und schüttelte sie so heftig, dass ihr Kopf hin und her flog. »Du wirst für Cirios Genesung beten, verstanden? Auch deine Töchter werden dies tun! Du weißt gar nicht, wie schwer es ist, so viele Mädchen zu versorgen. Jeder Bräutigam hofft auf eine hübsche Mitgift, und auch ins Kloster kann man sie nur geben, wenn man der Oberin eine ähnlich hohe Summe in die Hand drückt. Sie sind im Grunde wertlos. Nur ein Sohn zählt! Doch wie viele hast du mir geboren?« Dario d’Specchi ließ seine Frau los und trat schnaufend einen Schritt zurück.
    Signora Isotta blickte mit versteinertem Gesicht zu Boden. »Ich habe einen Sohn zu wenig geboren.«
    »Mich dafür aber reichlich mit Töchtern beschenkt!« Ihr Mann hob die Hand, als wolle er sie schlagen, ließ sie dann aber wieder sinken. »Sieh zu, dass du die Mädchen sammelst und mit ihnen San Giovanni in Laterano aufsuchst. Nimm auch Clementina mit. Sie muss ebenfalls für ihren Bruder beten.«
    »Ich werde es tun«, antwortete Signora Isotta leise. »Doch so viel wir auch beten werden – eine Stimme wird uns immer fehlen, und der Heilige wird sich fragen, warum das so ist.«
    Diesmal saß ihr die Hand ihres Mannes im Gesicht. Obwohl sich die Finger scharf auf ihrer Wange abzeichneten, veränderte sich Signora Isottas Miene um keinen Deut. »Mehr, als du mich bereits geschlagen hast, kannst du mich nicht mehr treffen. Mein Herz ist erstorben unter deinen Hieben. Ich bin nur noch ein Leib, der darauf wartet, dass die Heilige Madonna ihn zu sich ruft.«
    »Wenn du so weitermachst, kann das früher sein, als du denkst!« D’Specchi verließ grollend seine Frau und kehrte in das Schlafzimmer seines Sohnes zurück. Dieser lag in tiefer Bewusstlosigkeit, doch sein Mund bewegte sich, und die Worte, die er stammelte, ließen seinen Vater ahnen, dass er jene Szenen in den Katakomben noch einmal im Traum erlebte.

8.
    G äste wie diese mochte Mariangela gar nicht. Sie lärmten, nahmen auf niemanden Rücksicht, schlugen ihr auf den Hintern und versuchten immer wieder, sie an sich zu ziehen. Gerade eben schrien sie wieder nach Wein, dabei hatte sie ihnen eben erst eine volle Kanne hingestellt.
    Sie wandte sich an ihren Vater. »Zu diesen Kerlen gehe ich nicht mehr!«
    Gaspare füllte einen Krug mit Wein und stellte ihn ihr hin. »Doch, das wirst du! In einer Taverne gibt es nun einmal solche Gäste und solche. Sollten die Männer zu übermütig werden, dann ruf mich.«
    »Würdest du gehen, müsste ich nicht rufen.«
    Mariangelas Flehen ging ins Leere, denn ihr Vater kümmerte sich nicht mehr um sie, sondern begann, die benützten Weinbecher zu waschen. Seufzend nahm sie den Krug und trat in die Gaststube. Trotz ihrer Abneigung versuchte Mariangela freundlich zu sein und stellte den Krug mit einem gezwungenen Lächeln auf den Tisch. »Lasst es euch schmecken, meine Herren!«
    Der Anführer, ein Bulle von einem Kerl mit einem unnatürlich kleinen Kopf, stierte sie an, als wollte er sie auf der Stelle ausziehen. »Komm, setz dich her und leiste uns Gesellschaft, ich bin Junker Rudolf«, sagte er auf Deutsch.
    Mariangela verstand zwar seine Worte nicht, doch seine Geste war eindeutig. Mit einem leichten Schnauben schüttelte sie den Kopf. »Es tut mir leid, Signore, aber ich habe zu viel zu tun.«
    Sie wollte sich abwenden, doch da packte er sie um die Hüfte und zerrte sie auf den Platz neben sich. Gleichzeitig fuhr er ihr mit der anderen Hand oben in den Halsausschnitt und begann, ihre Brüste zu kneten.
    »Lasst das!«, rief sie empört.
    Junker Rudolf lachte jedoch nur und machte ungeniert weiter.
    Mariangela versuchte sich zu befreien, doch sein Arm hielt sie wie in einer eisernen Klammer. Gleichzeitig blies ihr sein saurer Atem ins Gesicht.
    »Benehmt Euch, Signore!« Mariangela hatte bislang noch jeden aufdringlichen Verehrer mit

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