Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
und Francesca zurückgelassen hatte.
    Es war gespenstisch still, und einige Augenblicke lang wagte Gianni nicht zu atmen. Dann aber schalt er sich einen Narren und pfiff ein fröhliches Lied, das hier unten jedoch schrill und misstönend klang. Aber er wollte Cirio d’Specchi auf sich aufmerksam machen, damit dieser ihn nicht für einen Feind hielt und ihm auflauerte.
    Selbst als er sich dem Gang näherte, in dem er Francesca seinem Freund zugeführt hatte, war außer seinem Pfeifen kein Laut zu vernehmen. Gianni sah auch kein Licht, obwohl in Cirios Lampe so viel Öl gewesen war, dass sie bis zum nächsten Tag hätte brennen müssen.
    Ein unheimliches Gefühl machte sich in ihm breit, doch auf den Anblick, der sich ihm nun bot, war er nicht vorbereitet.
    Cirio d’Specchi lag am Rand des Ganges mit dem Kopf in einer Blutlache. Zunächst glaubte Gianni, der Mann wäre tot. Da stieß dieser ein leises Stöhnen aus.
    »Signore Cirio, was ist mit Euch?«, fragte Gianni und beugte sich über den Verletzten.
    Der junge d’Specchi öffnete mühsam das linke Auge und brauchte einige Augenblicke, bis er seinen Spießgesellen erkannte.
    »Gianni, ich … Wo bin ich?«
    »In den Domitilla-Katakomben, Signore Cirio. Ich hatte Contessa Francesca zu Euch gebracht, damit Ihr sie zur Heirat zwingen könnt!«
    Eine ferne Erinnerung glomm in dem jungen d’Specchi auf, die er jedoch nicht richtig festhalten konnte. »Francesca! Wo ist sie?«
    Sein Freund sah sich kurz um und zuckte dann mit den Achseln. »Hier ist sie nicht!«
    »Ich weiß nicht, was geschehen ist«, presste Cirio d’Specchi mühsam hervor. »Ich muss mit Francesca hier gewesen sein, und dann wurde es auf einmal schwarz um mich. Oh, heilige Maria, diese Schmerzen! Es ist, als hätte man mir den Kopf mit einem Hammer zerschlagen.«
    Mit einem weiteren Wehlaut brach d’Specchi ab und sank zurück. Gianni befürchtete schon, er würde wieder bewusstlos, doch da packte ihn der Verletzte am Arm. »Hilf mir auf die Beine und bringe mich hinaus. Ich brauche dringend einen Arzt!«
    Rasch schob Gianni den rechten Arm unter Cirios Achsel und wuchtete ihn hoch. Er musste ihn auf dem Weg zu seinem geheimen Ausstieg mehr tragen als führen und ihn dort mühsam ins Freie schieben. Bevor er selbst die Höhlung verließ, nahm er noch einen alten Reitermantel mit, der bei dem Diebesgut lag, und hüllte Cirio darin ein, nachdem er ihn auf das Pferd gehoben hatte.
    »Ihr wollt doch nicht, dass Euch jemand so sieht«, sagte er, als sein Freund sich sträuben wollte.
    »Nein, natürlich nicht!« Es waren die letzten Worte, die Cirio d’Specchi auf dem Heimweg von sich gab. Als sie das Haus seines Vaters erreichten, war er in eine tiefe Ohnmacht gefallen.
    Gianni wartete gerade so lange, bis ein Knecht das Hoftor geschlossen hatte, dann schwang er sich aus dem Sattel und hob den Verletzten vom Pferd.
    Inzwischen war Dario d’Specchi aus dem Haus gekommen und starrte seinen bewusstlosen Sohn entsetzt an. »Was ist geschehen?«, fragte er.
    Gianni zuckte mit den Schultern, ohne Cirio loszulassen. »Wie es aussieht, hat jemand Euren Sohn niedergeschlagen und Francesca geraubt.«
    »Heilige Madonna, warum tust du uns das an!« Der alte d’Specchi ballte wütend die Faust, besann sich dann aber und half Gianni, seinen Sohn ins Haus zu tragen. Unterwegs forderte er einen Diener auf, sofort den besten Wundarzt der Stadt zu holen.
    Während der Lakai wie von der Peitsche getrieben verschwand, erschien die Dame des Hauses mit ihren noch im Elternhaus lebenden Töchtern Clementina, Concettina und Cristina. Während die jungen Frauen sich erschrocken um das Wundlager ihres Bruders versammelten und zum Gotterbarmen jammerten, blieb Signora Isotta neben der Tür stehen und beobachtete das Geschehen mit unbeteiligter Miene.
    Ihr Mann räusperte sich verärgert. »Kannst du dich nicht um den Jungen kümmern?«
    »Warum? So wie er aussieht, kann ein Arzt mehr für ihn tun als ich«, antwortete sie gleichmütig.
    Ihr Verhalten wunderte Gianni, aber noch mehr verblüffte ihn eine andere Tatsache. Alle drei Töchter, vor allem aber Cristina, erinnerten ihn an die Tochter des Tavernenwirts Gaspare. Bislang hatte er die d’Specchi-Töchter nur aufgeputzt und kunstvoll frisiert gesehen, doch in ihren schlichten Hauskleidern und mit dem locker fallenden Haar ähnelten sie Mariangela so verblüffend, dass man diese für ihre Schwester hätte halten können.
    Gianni konnte nicht länger über diesen

Weitere Kostenlose Bücher