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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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war ich, aber ich habe nichts erfahren. Erst heute ist es mir gelungen, den Türhüter in ein Gespräch zu verwickeln. Was dieser mir berichtet hat, klingt höchst eigenartig. Contessa Francesca wurde gestern kurz vor Mittag von einem Ritter aus Deutschland nach Hause gebracht. Dieser soll sie in der Nähe der Katakomben aufgelesen haben, wo sie hilflos umherirrte.«
    »Kannst du mir sagen, was das zu bedeuten hat? Deinen Worten zufolge hat man doch Cirio in den Katakomben aufgelauert!« D’Specchi vermochte sich keinen Reim darauf zu machen.
    »Also, wenn Ihr mich fragt, ich …«, begann Gianni, brach aber sofort wieder ab.
    »Was wolltest du sagen?«
    »Ich habe überlegt, ob Ercole Orsini die Vereinbarung mit Euch und Eurem Sohn bereut und diesen Teutonen geschickt hat, um Euren Sohn zu ermorden und das Mädchen nach Hause zu bringen. Aber der Conte hasst die Deutschen und hätte sich nie auf so einen verlassen.«
    »Das hätte er bestimmt nicht. Aber es gibt auch Römer, die ihm diesen Gefallen tun würden«, rief d’Specchi aus.
    »Die hätten das Mädchen gewiss nicht allein umherlaufen lassen!«
    »Und was ist, wenn sie ihnen in den Katakomben entkommen konnte und den Ausgang gefunden hat?«, trumpfte d’Specchi auf.
    »Vielleicht waren es auch ganz andere, zum Beispiel Männer, die sowohl Euch wie auch Conte Orsini als Feind ansehen«, überlegte Gianni.
    Sein Gastgeber schüttelte den Kopf. »Die hätten Cirio niedergestochen und das Mädchen vergewaltigt.«
    »Vielleicht ist das auch geschehen!«
    »Die Kerle hätten das Mädchen nackt und in einem Zustand in den Katakomben zurückgelassen, dass niemand, auch kein deutscher Ritter, sie auch nur eines Blickes gewürdigt, geschweige denn ihr seine Hilfe angeboten hätte. Nein, dein erster Gedanke war der richtige. Ich sage dir, Ercole Orsini steckt selbst dahinter. Doch das wird er mir bezahlen. Das schwöre ich dir!«
    Dario d’Specchi schritt erregt in der Kammer auf und ab. Mit einem Mal wandte er sich wieder Gianni zu. »Du wirst eines meiner Pferde nehmen und zum Herzog von Gravina reiten, um ihm von diesem Schurkenstück zu berichten. Ich habe ihm viele Jahre treue Dienste geleistet. Es wäre nicht gut für ihn, uns jetzt zu verraten!«
    Die Worte klangen scharf, doch Gianni spürte, dass Dario d’Specchi von der Angst gepeinigt wurde, sein hochgeborener Auftraggeber könnte seiner überdrüssig geworden sein. Wenn dies der Fall war, zählte das Leben der beiden d’Specchis keinen Danaro mehr.
    Gianni fragte sich, ob es klüger wäre, wenn er sich dem Herzog als neuer Handlanger andiente und ihn dieses Problems enthob. Um sich seine Gedanken nicht von der Stirn ablesen zu lassen, senkte er den Kopf. »Ich mache es so, wie Ihr befehlt, Signore Dario.«
    »Beeile dich, denn ich will so rasch wie möglich wissen, woran ich bin!« Dario d’Specchi versetzte Gianni einen Stoß und blickte dann wieder auf seinen Sohn.
    Das linke, nicht völlig zugeschwollene Auge hatte sich geöffnet und verriet, dass Cirio wach war. Diesmal versuchte der Kranke sogar zu sprechen, aber es kostete seinen Vater große Mühe, ihn zu verstehen.
    »Wenn Ercole Orsini wirklich dahintersteckt, werde ich seine Frau und seine Tochter vor seinen Augen zu Tode foltern und dann bei ihm weitermachen!«, wiederholte Cirio immer noch kaum verständlich.
    »Das wirst du, mein Sohn – und ich werde dir dabei helfen!« Dario d’Specchi schien es ein Wunder, dass es seinem Sohn besserging, und er dankte ergriffen allen Heiligen. Dann aber schwor er sich, sich an jenen Leuten zu rächen, die Cirio niedergeschlagen oder den Auftrag dazu erteilt hatten.
    Gianni nahm die Entschlossenheit der beiden d’Specchis wahr und begriff, dass es nicht so leicht würde, ihnen beizukommen. Daher verabschiedete er sich rasch und verließ das Zimmer. Auf dem kleinen Hof des Anwesens befahl er einem Knecht, ihm eines der beiden Pferde zu satteln, die d’Specchi für sich und seinen Sohn hielt, und trabte stolz wie ein Edelmann davon.

14.
    R om lag bereits hinter Gianni, als er vor sich den Schatten eines Mannes entdeckte, der sich sofort wieder zwischen die Büsche zurückzog. Nun waren Räuber in der Umgebung Roms keine Seltenheit. Aber die stellten sich gewöhnlich nicht so dumm an, dass man bereits vorher auf sie aufmerksam wurde. Scheinbar ahnungslos ritt Gianni weiter, pfiff ein lustiges Lied und ließ die Rechte unauffällig zum Dolch wandern.
    Als er die Stelle erreichte, an der er den

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