Toechter Der Suende
Richtung.
»Vielleicht kann ich dir die Gelegenheit verschaffen, dich an diesen beiden Rittern zu rächen.«
»Hilbrecht hat seinen Ritterschlag noch nicht erhalten«, korrigierte Rudolf von Ottmeringen ihn.
Auf solche Feinheiten legte Gianni wenig Wert. Er verstärkte noch einmal seinen Druck mit dem Dolch, packte den Kopf des anderen und bog ihn hoch. »Höre mir jetzt gut zu, denn ich sage es nur ein Mal. Ich werde dich am Leben lassen, doch dafür wirst du mir so dienen, wie ich es verlange. Schwöre mir das bei der Heiligen Jungfrau und allen Heiligen!«
»Ich schwöre!«, würgte Junker Rudolf hervor.
»Sehr gut«, antwortete Gianni, ohne seinen Dolch vom Hals des Junkers zu nehmen. Das tat er erst, als er ihm mit der anderen Hand die Waffen abgenommen hatte. Er stieß Rudolf mit einem Fußtritt zurück und funkelte ihn drohend an.
»Wage ja nicht, deinen Schwur zu brechen! Es würde dir verdammt schlecht ergehen. Und jetzt komm mit. Ich bringe dich zu einer Schenke, in der du vorerst bleiben kannst, bis ich dich brauche. Du bekommst dort zu essen und zu trinken und ein Bett für die Nacht. Ach ja, ein Weib gibt es dort auch, das du stoßen kannst, und zwar ohne dass es sich wehrt. Es ist zwar nur eine Ziegenhirtin und stinkt entsprechend. Aber das dürfte deinesgleichen nicht stören.«
Mit einem Auflachen fing Gianni das Pferd ein, das sich einige Schritte weiter am Gras gütlich tat, schwang sich in den Sattel und befahl Rudolf, vor ihm herzugehen. Zwar würde er durch diesen Zwischenfall einen Tag später zum Herzog von Gravina kommen, dafür aber hatte er einen Handlanger gewonnen, den er für seine Pläne benutzen und ohne Bedenken opfern konnte.
Rudolf von Ottmeringen hingegen war erst einmal froh, dass der missglückte Überfall nicht so fatal geendet hatte, wie er es zunächst befürchtet hatte.
15.
A ls ein Diener Falko die Einladung von Ercole Orsini zum Abendessen überbrachte, konnte der junge Ritter sein Glück kaum fassen. Er hoffte, Francesca wiederzusehen und vielleicht sogar mit ihr sprechen zu können. Auch schien ihm eine erfolgreiche Brautwerbung im Bereich des Möglichen zu liegen. Immerhin war Francesca die einzige Frau, die ihn Elisabeth vergessen lassen konnte.
Im Gegensatz zu ihm erahnte Giso Orsinis wahre Absichten, doch gelang es ihm nicht, sich bei Falko Gehör zu verschaffen.
»Du brauchst gar nicht erst damit anzufangen, dass ich die Einladung ausschlagen soll«, erklärte Falko aufgebracht. »Ercole Orsini ist ein wahrer Edelmann und will mir nur seinen Dank aussprechen, weil ich seiner Tochter einen Dienst erwiesen habe. Es gibt viele Räuber in und um Rom, und wie leicht hätte Contessa Francesca diesen in die Hände fallen können! Ich habe dem Conte daher sehr viele Dukaten Lösegeld erspart. Außerdem wäre es unhöflich, seine Einladung zu missachten.«
Damit war die Sache für ihn erledigt, und er befahl Frieder, seinen besten Rock für den Abend zu bürsten und, wenn nötig, ein paar aufgegangene Nähte in Ordnung zu bringen. Danach gönnte er sich einen Becher Wein und setzte sich auf eine Steinbrüstung. Seine Gedanken eilten zu Francesca, und er sah sich bereits diese wundervolle Frau küssen und ins Ehebett führen.
Giso, der ihm gefolgt war, hätte ihn am liebsten gepackt und geschüttelt, um ihn zur Vernunft zu bringen, aber da er Falko kannte, bezähmte er sich. Auch wenn sein Freund im Allgemeinen ein zugänglicher Mensch war, so konnte er in gewissen Situationen so störrisch sein wie ein Esel. Jetzt hatte er sich in diese junge Römerin verliebt und würde nicht eher aufgeben, bis deren Vater ihm drastisch beigebracht hatte, was er von Männern aus deutschen Landen hielt.
Für ihn selbst und auch für Pater Luciano hieß dies, in Zukunft auf alles achtzugeben, was sie in Falkos Gegenwart sprachen. Einem Mann wie Ercole Orsini, der sein ganzes Leben in und um Rom herum zugebracht hatte, würde es ein Leichtes sein, einen Narren wie seinen Freund zum Reden zu bringen. Dabei galt es, wichtige Ereignisse vorzubereiten. König Friedrich würde in wenigen Monaten in die Stadt kommen, und bis dorthin mussten dessen Feinde erkannt und ausgeschaltet worden sein. Ein einziges unbedachtes Wort, welches Falko in Orsinis Haus fallenließ, konnte dafür sorgen, dass die Gegner des Königs einen Vorteil erhielten.
»Nun, du musst wissen, was du tust«, sagte Giso schließlich. »Achte jedoch auf das, was du sagst. Ercole Orsini mag dir dankbar sein, doch in
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