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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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hatte den Hengst gesattelt, den sein Herr hier in Rom wieder öfter ritt als sein Reisepferd. Da Falko dem Gaul die Mucken inzwischen abgewöhnt hatte, erreichte er Orsinis turmartiges Heim ohne Probleme.
    Vor dem Tor wartete bereits ein Knecht und ließ ihn sofort in den Hof. Was Falko als besonders höfliche Geste ansah, hatte einen ganz anderen Grund. Ercole Orsini wollte nicht, dass die Nachbarschaft sah, welchen Gast er empfing.
    Der Conte erwartete Falko im Hof und begrüßte ihn mit wohlgezirkelten Worten, von denen der junge Mann kaum die Hälfte verstand. Daher kam dieser sich tölpelhaft vor, als er im hiesigen Dialekt zu antworten versuchte.
    »Ich danke Euch für Eure Einladung, edler Herr. Es ist mir eine große Ehre, in einem Haus wie dem Euren verkehren zu dürfen.«
    »Die Freude ist ganz meinerseits«, erklärte Orsini mit einem Lachen, das selbst ein Mann mit mehr Lebenserfahrung als Falko als echt eingestuft hätte.
    »Kommt ins Haus! Ein kühler Trunk steht für uns bereit.« Der Conte fasste Falko unter und zog diesen mit sich. Wenig später saßen sie in einem Raum im zweitobersten Stockwerk des Wohnturms, hatten vor sich je ein Glas mit funkelndem Rotwein stehen und unterhielten sich über den Verlauf von Falkos Reise nach Rom und dessen Eindrücke von der Stadt.
    »Oh, Rom ist ein Wunder der Welt«, sprach der junge Mann schwärmerisch, um Orsini zu gefallen.
    Der Conte winkte verächtlich ab. »Es ist laut, schmutzig, und es laufen einem die Hühner vor die Füße, wenn man das Haus verlässt. Dort, wo einstmals große Männer ihre Reden gehalten haben, weiden nun Kühe. Nein, mein Freund, Rom mag einmal ein Wunder gewesen sein. Jetzt ist es nur noch ein Abglanz seiner alten Größe. Venedig, Mailand, Florenz und sogar Neapel sind lebendiger als die Heilige Stadt, die im Grunde nur noch existieren kann, weil hier das Oberhaupt der Christenheit lebt. Um aus Rom wieder eine stolze, ansehnliche Stadt zu machen, bedarf es noch etlicher Wunder.«
    »Ich finde die Stadt aufregend«, sagte Falko betroffen.
    »Sie ist aufregend, und sie wird auch wieder einmal die Krone aller Städte sein!«
    Orsinis Tonfall zeigte Falko, dass sein Gastgeber nicht ganz so abschätzig über seine Heimatstadt dachte, wie es zuerst geklungen hatte. Allerdings schien der Conte sich zu ärgern, dass Rom im Schatten der großen Städte im Norden Italiens stand. Kritik von einem Fremden aber, das war deutlich zu merken, würde er übelnehmen. Daher bemühte Falko sich, die schönen Seiten von Rom aufzuzeigen, lobte die Kirchen, von denen die meisten allerdings ebenso wie Sankt Peter dringend instand gesetzt werden mussten, und sprach schließlich die natürliche Eleganz der Römer und Römerinnen an.
    »Wir sind die Erben des mächtigsten Volkes aller Zeiten und stolz auf unsere Geschichte«, beschied ihn sein Gastgeber. »Die Völker des Nordens waren noch Barbaren, die ihre Leiber, wenn überhaupt, in kalten Tümpeln wuschen, während bei uns jeder Mann und jede Frau in den Thermen warme Bäder, Massagen und angenehme Konversation genießen konnte.«
    Der Stolz, der bei Ercole Orsini aufblitzte, dämpfte Falkos Hoffnungen, sich erfolgreich um Francesca bewerben zu können. Er überlegte noch, was er darauf erwidern sollte, als die Gemahlin seines Gastgebers erschien und ihn nicht minder freundlich begrüßte als ihr Mann. »Willkommen, Signore. Nehmt meinen aufrichtigsten Dank für die Rettung unserer Tochter entgegen. Ich wage mir gar nicht auszudenken, was ihr alles hätte zustoßen können. Ich habe bereits ihre Zofe gescholten, die unser Kind unverzeihlicherweise allein gelassen hat. Hättet Ihr Francesca nicht Eure Hilfe gewährt, wäre unser Heim heute womöglich ein Trauerhaus.«
    Auch Contessa Flavias Rede konnte Falko nur mit großer Mühe folgen, denn die Worte flossen nur so aus ihrem Mund. Er antwortete mit einer höflichen Floskel, dass seine Dienste sicher nur gering gewesen wären, und musste dagegen ankämpfen, rot zu werden. Wenn das Ehepaar wüsste, was er mit der Tochter getrieben hatte, würden sie ihn wahrscheinlich auf der Stelle von ihren Dienern erschlagen lassen. An die Möglichkeit, dass sie von ihm fordern könnten, das entehrte Mädchen auf der Stelle zu heiraten, wagte er nicht mehr zu glauben.
    »Wir wollen zu Tisch gehen!« Conte Orsini erhob sich und schritt voraus, während seine Gemahlin sich an Falkos Seite hielt und diesen in ein leichtes Geplauder verwickelte, indem sie vorgab, sich

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