Toechter Der Suende
für die Mode in Deutschland zu interessieren.
»Es muss doch für Eure Frauen unbequem sein, das ganze Jahr über in Pelze gehüllt herumzulaufen«, sagte sie, als sie das Speisezimmer betraten.
Falko lächelte ein wenig, als er Antwort gab. »Die Damen tragen Pelze, allerdings nur im Winter, wenn der Eiswind über das Land pfeift. Den Rest des Jahres kleiden sie sich ähnlich wie die Römerinnen, wenn auch nicht ganz so elegant.«
Da Flavia Orsini in Rom genug Frauen aus dem Norden gesehen hatte, deren Kleider in ihren Augen bäuerlich wirkten, lächelte sie nachsichtig. Die Überlegenheit des feinen Südens war zu offensichtlich. Dazu waren die Teutonen Raufbolde, die rasch handgreiflich wurden und ihrer Bärenkräfte wegen gefährlich waren. Ihr Verstand hingegen wirkte eher zurückgeblieben. Daher nahm Contessa Flavia ihren jungen Gast nicht besonders ernst.
Normalerweise tafelten Orsini und seine Gemahlin nie mit weniger als einem halben Dutzend Gästen. An diesem Abend aber waren sie mit Falko allein. Der Conte wollte es nicht an die große Glocke hängen, dass ein deutscher Ritter bei ihm verkehrte. Die meisten seiner Freunde lehnten die Männer aus dem Norden ab, und er konnte nicht jedem erzählen, dass er Falko nur empfing, um ihn auszuhorchen. Seine Abneigung gegen die Deutschen ging jedoch nicht so weit, ihm ein schlechtes Mahl vorsetzen zu lassen. Auch ließ er die besten Weine kredenzen und trank Falko eifrig zu.
Nachdem Falko den vierten Becher geleert hatte, merkte er, dass sein Kopf sich immer mehr wie Watte anfühlte, und er erinnerte sich an einige Tricks, die seine Mutter und auch sein Schwager Eichenloh ihm beigebracht hatten. Eine große Blumenvase, die in seiner Nähe stand, kam ihm dabei gerade recht. Immer, wenn die Gastgeber ihn nicht ansahen, schüttete er einen Teil seines Weines weg.
Wenig später stieß Francesca zu der Runde. Sie hatte sich für diesen Abend mit ausgesuchter Eleganz gekleidet und trug ein blaues, vorne offenes Brokatkleid über einem Unterkleid aus rosa geblümter Seide, dazu ein enges Mieder mit einem gekrausten Stehkragen und langen, geschlitzten Ärmeln. Eine Perlenkette im Haar, die ihr die Mutter als einzigen, ihrem Alter angemessenen Schmuck zugestanden hatte, vervollständigte ihre Erscheinung.
Falko war von ihrem Anblick wie geblendet. Nie war ihm eine Frau schöner erschienen, und es kostete ihn seine ganze Willenskraft, nicht aufzuspringen und sie in seine Arme zu reißen. Seine Blicke verrieten ihn jedoch, und Contessa Flavia schloss aus ihnen, dass allein schon die Anwesenheit ihrer Tochter den jungen Mann dazu bringen würde, nicht auf das zu achten, was er sagte.
Auch Francesca bemerkte den Eindruck, den sie auf den jungen Ritter machte, und lächelte geschmeichelt. Sie blieb jedoch nicht ungerührt, als sie ihn unter sittsam niedergeschlagenen Wimpern betrachtete. Obwohl er im Vergleich zu seinen Landsleuten nicht übermäßig groß gewachsen war, überragte er die meisten Römer und war nicht weniger hübsch als diese. Mit seinen blonden Haaren und den blauen Augen glich er sogar einem Helden aus uralten Sagen. Allerdings hätte er sich ein wenig eleganter kleiden können, dachte sie kritisch. Wie es aussah, war sein Gewand an ein paar Säumen geflickt worden. Auch wenn dies durch eine geschickte Hand geschehen war, hätte kein römischer Edelmann so einen Rock weiter getragen, sondern diesen sofort an seinen Diener verschenkt.
Dies änderte jedoch nichts an der Anziehungskraft, die der junge Ritter auf sie ausübte. Lag es vielleicht daran, dass sie sich bereits mit ihm vereint hatte?, fragte Francesca sich und empfand die Sehnsucht, dies zu wiederholen, wie einen körperlichen Schmerz. Sie beherrschte sich jedoch, um sich vor ihren Eltern nichts anmerken zu lassen. Würden diese Verdacht schöpfen, sie könne sich zu dem jungen Ritter hingezogen fühlen, würde sie sofort aufs Land verbannt und dort eingesperrt werden. Falko Adler aber würde von Handlangern ihres Vaters heimtückisch ermordet.
Daher trat sie bescheiden vor ihn, knickste und bedankte sich mit leiser Stimme für seine Hilfe. Anschließend nahm sie Platz und fand sich zu ihrer Erleichterung ihm genau gegenüber. Das Mahl begann, und sie sah zufrieden, dass der Deutsche sich an der Tafel zu benehmen wusste. Weder rülpste er wie ein Schwein noch schmatzte er, wie sie es schon bei anderen Männern beobachtet hatte.
Falko sah die prüfenden Blicke der drei Orsinis auf sich
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