Toechter Der Suende
Kastellan Bertschmann. Wie ich gehört habe, sollen die beiden sich streiten, wie mit Eurer Tochter zu verfahren sei. Bertschmann drängt darauf, die Jungfer zu schänden und dann nackt davonzujagen.«
»Wenn er das tut, sorge ich dafür, dass er samt seinem Herrn an einem besonders dicken Ast aufgehängt wird«, rief Marie empört aus.
»Solange ich dort war, ist nichts dergleichen geschehen. Die Burg ist erst vor wenigen Monaten durch Erbschaft an Reckendorf gefallen. Der frühere Besitzer lag mit seinem Erben im Streit, und die Bewohner dort haben das noch nicht vergessen. Daher habe ich einige Mägde und Knechte gefunden, die mir das alles bereitwillig erzählt haben. Um sie zu belohnen, habe ich das Pferd verkauft. Ich hoffe, Ihr verzeiht mir, denn ich habe weniger dafür bekommen, als es wert war. Aber ich dachte, es ist besser, ich bezahle meine Zuträger, bevor einer von ihnen auf den Gedanken kommt, er könnte von seinem Herrn eine Belohnung erhalten, wenn er mich an diesen verrät.«
Der Mann klang recht kleinlaut, doch Marie beruhigte ihn sofort. »Sei ohne Sorge, Kunner! Du hast richtig gehandelt. Verlässliche Nachrichten über meine Tochter sind mir mehr wert als ein Gaul. Was hast du alles erfahren?«
»Reckendorf soll die Jungfer schlecht behandeln. Man sagt, er hätte sie geschlagen. Aber so genau wussten dies meine Zuträger nicht, da niemand außer dem Herrn die Gefangene sehen darf.«
Marie runzelte die Stirn. Aufmerksam hörte sie zu, als er ihr Reckendorfs Burg beschrieb, und fand, dass er recht hatte. Zweihundert Bewaffnete würden reichen, diese zu stürmen.
Auch Lisa dachte so und seufzte enttäuscht. »Es ist bedauerlich, dass Otto bereits fortgeritten ist. Jetzt könnte er unsere Leute zusammenrufen und die Burg erobern.«
»Ich weiß nicht so recht«, wandte Trudi ein. »Reckendorf hat sich ins Bambergische geflüchtet. Ohne die Billigung des Fürstbischofs Anton von Rotenhan können wir dort keinen Kriegszug beginnen.«
Marie winkte heftig ab. »Das wären erneut Tage, die mit sinnlosen Verhandlungen vergeudet würden. Inzwischen könnte Reckendorf Hildegard längst auf eine seiner anderen Burgen oder zu Verwandten verschleppen. Nein, uns muss etwas anderes einfallen.«
»Soll ich zu Herrn Anton von Rotenhan nach Bamberg reiten und ihm von Hildegards Entführung berichten?«, fragte Trudi, die in der Unterstützung des geistlichen Landesherrn die einzige Möglichkeit sah, ihre Schwester freizubekommen.
Während Lisa verächtlich schnaubte, erwog Marie für ein paar Augenblicke diesen Gedanken. Die Gefahr, dass Reckendorf gewarnt wurde und Hildegard wegbrachte, erschien ihr jedoch zu groß.
»Nein«, sagte sie daher. »Noch weiß Reckendorf nicht, dass uns bekannt ist, wo er und Hildegard sich befinden. Dies soll auch so bleiben. Heimlichkeit ist unsere schärfste Waffe. Nur wenn Reckendorf sich sicher glaubt, wird es uns gelingen, Hildegard zu befreien.«
»Aber wie soll das gehen, ohne Krieg zu führen, Mama?«, wollte Lisa wissen.
»Mir wird schon etwas einfallen!« Marie blickte auf die Straße, über die keine Stunde zuvor das fahrende Volk gezogen war, und versetzte Trudi einen leichten Stoß. »Reite hinter den Gauklern her und halte sie auf. Ich komme nach und werde mit ihnen reden. Vielleicht sind sie der Schlüssel zu Reckendorfs Burg.«
Lisa wirkte verwirrt, doch Trudi begann zu lachen. »Gaukler sind überall gerne gesehen. Selbst Reckendorf wird sie nicht abweisen können, ohne seine Leute zu verärgern. Nur wie du mit ihnen Hildegard befreien willst, bleibt mir ein Rätsel.«
»Das sich nicht lösen lassen wird, wenn du noch länger säumst«, tadelte Marie sie und befahl Kunner, der mit vollen Backen kaute, auch ein Pferd für sich zu satteln und ihre Tochter zu begleiten. Für sich selbst und Lisa ließ sie zwei Sänften zurechtmachen, um Trudi damit zu folgen.
7.
D ie Gaukler hatten ihr Lager auf einer Lichtung im Wald aufgeschlagen. Ein Feuer prasselte in der Mitte, und die Frauen waren dabei, das Abendessen vorzubereiten. Außer den Feldfrüchten, die die Kinder unterwegs geerntet und unter ihren Hemden versteckt hatten, wurden zwei Hühner und ein Hase in den großen Kessel geworfen, in dem für alle gekocht wurde. Da diese Tiere während der letzten Tagesstrecke aufgelesen worden waren, wie die Gaukler es nannten, richteten sich misstrauische Blicke auf Trudi und Kunner, als diese auf das Lager zuhielten.
Nicht weit hinter den beiden bemerkten die
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