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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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für den Fall, dass Reckendorf uns verfolgen sollte.«
    Trudi sprang ihrer Mutter bei. »Mama hat recht! Wenn wir alle gehen, wird niemand auf Kibitzstein sein, der deinem Mann sagen kann, was er zu tun hat.«
    »Außerdem musst du an dein Kleines denken. Es würde uns sehr betrüben, wenn wir zwar Hildegard befreien, aber du dabei dein Kind verlieren würdest.« Marie ließ keinen Zweifel daran, dass sie Lisa nicht mitnehmen würde. Auch Trudi hätte sie lieber in Sicherheit gewusst, doch sie kannte ihre Tochter zu gut. Niemand würde Trudi zurückhalten können, sie zu begleiten.

8.
    B runo von Reckendorf nahm der Magd das Tablett mit der zugedeckten Schüssel und dem Tonkrug ab und stellte ihn auf den Tisch. »Das soll das Essen für die Gefangene sein?«, fragte er scharf, nachdem er an dem Eintopf gerochen hatte. »Das ist viel zu gut für diese Metze! Sieh zu, dass du einen anderen Brei bringst, ungewürzt und ohne Fleisch. Und was ist das?« Er nahm den Krug in die Hand und blickte schnaubend hinein. »Seit wann ist Wasser weiß wie Milch? Ich habe ausdrücklich befohlen, dass die Gefangene nur einfachen Getreidebrei, Gerstenbrot und Wasser erhalten darf. Wage es nicht noch einmal, dich meinem Willen zu widersetzen, sonst lasse ich die Peitsche auf deinem Rücken tanzen!«
    Die Magd duckte sich und blickte ängstlich zu ihm auf. »Ich habe die Schüssel und den Krug nur aus der Küche geholt, edler Herr. Gewiss hat die Köchin sich geirrt und dachte, die Sachen wären für jemand anderes bestimmt.«
    Dass dies eine Lüge war, war Reckendorf bewusst. Aber er beließ es bei dem einen Tadel.
    Ich hätte die Gefangene auf eine meiner Burgen bringen sollen, auf der die Leute mich besser kennen und wo ich ihnen trauen kann, dachte er erbittert. Hier hält man mich für einen üblen Schurken, der unschuldige Jungfrauen entführt. Daran war nicht zuletzt Siffer Bertschmann schuld, der jedem ins Ohr blies, welches Schicksal Hildegard Adler hier zu erwarten hätte.
    Während die Gedanken des Junkers abschweiften, verließ die Magd hastig die Kammer und kehrte nach einer Weile mit einem anderen Tablett zurück. Diesmal standen tatsächlich nur eine Schüssel mit kaltem Brei und ein Krug mit Quellwasser darauf.
    »Hier, edler Herr! Ich hoffe, Ihr seid jetzt zufrieden.«
    In den Augen der Frau las Reckendorf Angst, aber auch Verachtung.
    »Verschwinde!«, herrschte er sie an.
    Das ließ die Magd sich nicht zweimal sagen, und sie rannte aus dem Zimmer, als fürchte sie, doch noch Schläge zu erhalten.
    Mit verdrießlicher Miene sah Reckendorf ihr nach, nahm dann den Hornlöffel, der ebenfalls auf dem Tablett lag, und probierte den Brei.
    Mit angewiderter Miene spuckte er das, was er im Mund hatte, wieder aus. »Widerlich!«, stöhnte er und blickte auf den Napf mit dem besseren Essen. Er streckte schon die Hand aus, um diesen zu seiner Gefangenen mitzunehmen, packte ihn dann aber mit einem Fluch und schüttete seinen Inhalt durch das kleine Fenster seiner Kammer ins Freie.
    »Bertschmann hat recht! Ich werde weich«, sagte er zu sich selbst und goss die Kanne mit der Milch aus. Mit dem unappetitlichen Essen wandte er sich Hildegards Kammer zu, stellte das Tablett dort ab und schloss die Tür auf.
    Als er eintrat, saß seine Gefangene gegen die rückwärtige Wand gelehnt und sah ihm mit einer Mischung aus unterdrückter Wut und Spott entgegen.
    »Hier ist dein Festmahl!«, bellte er und schob das Tablett mit dem Fuß über die Schwelle.
    Seine Laune war so schlecht, dass Hildegard Angst bekam. Noch immer wusste sie nicht, was sie von ihrem Entführer halten sollte. Ebenso wenig kannte sie den Grund, weshalb er sie auf diese Burg geschleppt hatte. Sollte es wirklich nur deswegen sein, weil er eine Niederlage im Zweikampf gegen ihren Bruder erlitten hatte? Damit stellte der Mann sich selbst ein erbärmliches Zeugnis aus. Sie erhob sich, ging zur Tür und bückte sich nach dem Tablett, ohne Reckendorf anzusehen.
    Ihre Missachtung machte ihn noch wütender, und so versetzte er ihr einen Schlag. Obwohl Hildegard darauf vorbereitet gewesen war, tat sie so, als würde sie das Gleichgewicht verlieren, und ließ das Tablett fallen.
    »Nun seht Ihr, was Ihr angerichtet habt!«, fauchte sie den Junker an.
    Bruno von Reckendorf wusste nicht, was er sagen sollte. Zwar hätte er am liebsten vor Zorn über so viel Frechheit getobt, gleichzeitig aber schämte er sich. Für einen Augenblick starrte er hilflos auf die zerbrochene Schüssel,

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