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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Überfall beinahe zu Schaden gekommen wäre. »Vielleicht zögert der Fürstbischof, weil Reckendorf mit ihm verwandt ist«, setzte er nachdenklich hinzu.
    »Einen Mädchenräuber wird er deswegen nicht schonen«, rief Peter von Eichenloh im Brustton der Überzeugung. »Wahrscheinlich hat er Reckendorf eine Frist gesetzt, und die wird noch nicht abgelaufen sein.«
    Marie fuhr auf. »Und was ist, wenn dieser Schuft meine Tochter längst umgebracht hat?«
    Peter von Eichenloh schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Reckendorf weiß, dass der Fürstbischof ihn danach für vogelfrei erklären würde.«
    »Du hältst seit neuestem sehr viel vom Fürstbischof, obwohl er dich in der Vergangenheit am liebsten selbst als Mädchenschänder an einem Baum hätte hängen sehen!« Trudi war ungehalten über die zögerliche Art ihres Ehemanns.
    »Ich habe jenes Mädchen nicht geschändet! Es ist freiwillig unter meine Decke gekrochen. Bei Gott, ich hätte ein Heiliger sein müssen, um es wegzuschicken. Außerdem war ich betrunken.« Auch Peter von Eichenloh hatte die Stimme erhoben, daher schlug Marie mit der flachen Hand auf den Tisch.
    »Seid still, alle beide! Wir sind nicht hier, um über längst vergangene Dinge zu reden, sondern um zu überlegen, wie wir Hildegard freibekommen.«
    »Ganz meine Meinung!« Otto von Henneberg sprang erregt auf. »Ich kann innerhalb einer Woche dreihundert Mann zusammenbringen. Peter soll seine Leute bewaffnen und Ihr die Euren. Wenn wir rasch genug handeln, stehen wir vor Reckendorfs Stammburg und erobern diese, bevor dieser Strauchritter seine Freunde zusammenrufen kann.«
    »Wäre ich an seiner Stelle, hätte ich mich längst auf einen Angriff vorbereitet«, wandte Peter von Eichenloh ein.
    »Dann mach du einen Vorschlag!« Jetzt verlor auch Graf Otto die Geduld mit seinem angeheirateten Schwager.
    Peter von Eichenloh schaute die anderen am Tisch zornig an, denn bis zu diesem Tag hatte noch nie jemand seinen Mut in Zweifel gezogen. Es schmerzte ihn, dass sogar seine Frau ihn schief ansah. »Mein Vorschlag ist, noch einmal mit dem Fürstbischof zu reden. Er hat die Macht, Reckendorf zur Freilassung Hildegards zu zwingen. Wenn der Kerl sich jedoch weigert, steht uns eine harte Fehde bevor, und die will ich nicht ohne Herrn Gottfrieds Erlaubnis beginnen. Sollte es aber dazu kommen, werde ich mehr als dreihundert Mann auf die Beine stellen.«
    Marie begriff, dass sie die Wogen glätten musste, wenn sie zu einem Ergebnis kommen wollte. Daher hob sie gebieterisch die Hand. »Wir sollten uns nicht streiten, denn jeder von uns will Hildegard unversehrt und so rasch wie möglich frei sehen. Ich gestehe selbst, dass es mir am liebsten wäre, der Fürstbischof könnte dies erreichen. Daher sollten wir noch einmal bei ihm vorsprechen. Dies werde jedoch nicht ich tun, sondern Ihr, Eichenloh. Ihr seid ein erfahrener Krieger und könnt Herrn Gottfried die Folgen einer blutigen Fehde am besten vor Augen führen.«
    Halbwegs besänftigt nickte ihr älterer Schwiegersohn, während Otto von Henneberg wütend schnaubte. »Reckendorf muss mir für den Schrecken, den Lisa erlitten hat, geradestehen!«
    »Das wird er auch«, erklärte Marie. »Nur dürfen wir uns nicht von unserem Zorn dazu hinreißen lassen, vorschnell zu handeln und dabei Fehler zu machen. Sollte es zum Äußersten kommen, müssen wir gut vorbereitet sein. Daher werdet Ihr, Graf Otto, in den nächsten Tagen unsere Freunde aufsuchen und deren Beistand erbitten. Trudi, Lisa und ich bleiben hier. Sobald etwas geschieht, schicken wir Euch Boten.«
    »Das ist eine gute Entscheidung«, lobte Peter von Eichenloh, der froh darüber war, dass seine Schwiegermutter sich am Ende seinen Argumenten gebeugt hatte.
    Marie rang sich ein Lächeln ab. »Noch hoffe ich, eine Fehde verhindern zu können. Doch wenn es dazu kommt, werden wir sie mit aller Entschiedenheit führen – und siegen.«
    »Das werden wir!«, versprachen beide Schwiegersöhne und baten, aufbrechen zu dürfen.
    »Je rascher ich beim Fürstbischof bin, umso eher wird Jungfer Hildegard freikommen«, erklärte Peter von Eichenloh, während Lisas Mann die Nachbarn beim Namen nannte, von denen er sich Unterstützung versprach.

6.
    N achdem Eichenloh und Henneberg Kibitzstein verlassen hatten, machte sich auf der Burg eine lähmende Stille breit. In diesen Stunden dachte Marie mehrmals an ihren Sohn und bedauerte, dass Falko so weit in der Ferne weilte. Vielleicht hätte er etwas unternehmen

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