Toechter Der Suende
sie sich Falko zu. »Ihr müsst die Stille hier entschuldigen. Bis auf mich und meine liebe Schwester Euphemia sind alle anderen Mitschwestern in der dem heiligen Paulus geweihten Kirche, um den Altar für die morgige Messe zu schmücken. Schwester Euphemia wird nun ebenfalls hinübergehen.«
Elisabeth schienen die eigenen Worte arg anzüglich, doch all ihre Überlegungen hatten immer wieder dazu geführt, dass sie Falko nur auf eine Weise von seiner unseligen Leidenschaft für die Römerin befreien konnte. Als sie ihm jedoch gegenüberstand, war sie mit einem Mal nicht mehr sicher, ob sie diesen Weg tatsächlich einschlagen sollte. Vielleicht sollte sie Falko die Erfüllung seiner Träume zu einem späteren Zeitpunkt versprechen? Aber was würde geschehen, wenn er sich dann enttäuscht von ihr abwandte und vollends in die Fänge der Römerin geriet?
Sie lächelte schmerzlich und fasste nach Falkos Händen. »Mein lieber Freund, ich muss mit Euch reden! Bitte verkauft Euch nicht für ein Linsengericht an die Feinde des Königs.«
Ihre Worte dämpften Falkos Freude, sie wiederzusehen, wie ein kalter Guss, und er wollte sich gekränkt abwenden und gehen.
»Bitte hört mich an!«, flüsterte Elisabeth, die seinen Unmut spürte. Tränen stiegen ihr in die Augen. »Ich liebe Euch und würde sterben, wenn Euch etwas zustößt. Lasst ab von der Römerin! Sie wird sonst Euer Verderben sein. Was vermag sie Euch denn schon zu geben, was Ihr nicht auch von mir erhalten könntet?«
Da gibt es schon etwas, nämlich körperliche Hingabe und die Bereitschaft, auf ewig die Meine zu sein!, dachte Falko und fürchtete sogleich, es laut gesagt zu haben, denn die Worte hallten wie ein Echo in seinem Kopf. Er schämte sich plötzlich, wie er sich noch niemals geschämt hatte. Obwohl Francesca sich ihm hingegeben hatte, fühlte er mit einem Mal, dass er Elisabeth noch immer begehrte.
Die junge Äbtissin sah, wie es in seinem Gesicht arbeitete, und beschloss, alles zu wagen. »Wir haben nur wenig Zeit, denn Ihr müsst unser Heim verlassen haben, bevor die anderen Schwestern zurückkehren.« Mit zitternden Fingern öffnete sie ihr Kleid und ließ es an sich hinuntergleiten. Als sie auch noch ihr Hemd auszog und nackt vor ihm stand, begriff Falko erst, wie sie es gemeint hatte.
»Ihr wollt …?«, stotterte er und fühlte, wie ihn die Leidenschaft zu ihr wie eine Woge überschwemmte.
Elisabeth war etwas größer und schmaler als Francesca, aber auf ihre Weise ebenfalls vollkommen. Wie oft hatte er sich gewünscht, sie zu besitzen, und nun stand sie vor ihm und bot ihm die Erfüllung seines Traumes. Einen Augenblick lang dachte er daran, dass er Francesca betrügen würde, wenn er auch mit Elisabeth fleischlich verkehrte. Überdies würden er und die junge Äbtissin eine schwere Sünde begehen.
Dieser kleine Funke Vernunft erlosch jedoch sofort wieder, und seine Hände schienen ein Eigenleben zu entwickeln. Sie legten sich um Elisabeths Brüste, und er spürte, wie sie sich in ängstlicher Erwartung anspannte. Ihre Augen leuchteten jedoch, und er begriff, dass sie ihm das schönste Geschenk machen wollte, das sie vergeben konnte.
Du musst vorsichtig sein, denn sie ist noch Jungfrau, schoss es ihm durch den Kopf, als er die zartrosa Spitzen ihrer Brüste küsste, sie dann sanft in die Arme nahm und auf ihr Lager bettete. Anschließend glitt er geschmeidig auf sie und vergaß gemeinsam mit ihr die Welt.
5.
F ern von Rom und den Liebeswirrnissen ihres Sohnes wartete Marie auf Kibitzstein auf die Rückkehr ihrer Tochter. Der Würzburger Fürstbischof Gottfried Schenk zu Limpurg hatte sich persönlich dafür verbürgt, dass diese ihr wohlbehalten übergeben werde. Doch Tag um Tag verging, ohne dass Hildegard erschien.
Als Marie die Anspannung nicht mehr aushielt, versammelte sie ihre anderen Töchter und deren Ehemänner um sich. »Wie es aussieht, denkt Herr Gottfried nicht daran, sein Versprechen einzuhalten«, begann sie sichtlich enttäuscht und verärgert.
Peter von Eichenloh wiegte unschlüssig den Kopf. »Eigentlich halte ich den Fürstbischof für einen Mann, der zu seinem Wort steht. Vielleicht solltet Ihr ihn aufsuchen und selbst mit ihm reden.«
Mit einer heftigen Bewegung winkte Marie ab. »Trudi war bei ihm und hat unsere Anklage gegen Reckendorf überbracht. Das müsste wohl reichen.«
»Frau Marie hat recht«, erklärte Otto von Henneberg. Sein Zorn auf Reckendorf war besonders groß, weil seine Frau Lisa bei dem
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