Toechter Der Suende
leid, Hochwürden, aber wir haben nicht geglaubt, dass die Kerle nach den Prügeln, die sie bekommen haben, noch fliehen könnten«, entschuldigte sich der Sagrestano.
Obwohl der Pater sich ärgerte, weil ausgerechnet der Anführer entkommen war, machte er eine beruhigende Geste. »Schon gut! Bei den Hieben, die wir den Banditen versetzt haben, werden sie so bald nicht wiederkommen. Den Kerl da liefert den Bütteln aus. Ihm ist der Verkauf auf die Galeeren sicher.«
Der Mann begann zu fluchen. »Der Teufel soll dich holen, Pfaffe! Wir kriegen dich schon noch, und dann wirst du die Hiebe abbekommen. Ich freue mich schon darauf!«
Der Kerl scheint zu hoffen, seine Auftraggeber würden ihn befreien, dachte der Pater. Zu seinem Leidwesen konnte dies durchaus möglich sein, denn die Feinde des deutschen Königs hatten viel Einfluss in der Stadt. Zudem gab es etliche Würdenträger, denen Friedrich III. als deutscher König gleichgültig war und die ihn nur nicht als römischen Kaiser sehen wollten.
Mit dem Gefühl, in einem Kampf gegen Windmühlen zu stehen, bedankte der Pater sich bei seinen Helfern und sah dann zu, wie sie das Pfarrhaus verließen und den gefangenen Banditen mit sich schleppten. Er selbst fragte sich verzagt, was er noch unternehmen konnte, um den Besuch des Königs in Rom zu ermöglichen.
8.
Z unächst überwog bei Gianni die Freude, entkommen zu sein. Dann erst wurde ihm bewusst, dass es damit nicht getan war. Ihm würde nichts anderes übrigbleiben, als zu Dario d’Specchi zu gehen und sein Versagen zuzugeben. Das ärgerte ihn doppelt, denn er hatte gehofft, durch gute Arbeit nicht nur mit klingender Münze belohnt zu werden, sondern einen weiteren Schritt nach vorne tun zu können. Nun musste er beten, dass der ältere d’Specchi ihn überhaupt noch mit Aufträgen betraute.
Mit einem wüsten Fluch bog er bei nächster Gelegenheit von der Straße ab, überquerte den Tiber und erreichte auf verschlungenen Wegen d’Specchis Haus. Dort klopfte er und wurde trotz der nächtlichen Stunde von einem Diener eingelassen und zum Hausherrn geführt.
Dieser hielt sich in der Kammer auf, in der er seinen kranken Sohn untergebracht hatte. Bislang hatte Dario d’Specchi es nicht gewagt, Cirio in das kleine Landhaus zu bringen, das der Herzog von Gravina ihm für frühere Verdienste geschenkt hatte. Allerdings schien sein Sohn auf dem Weg der Besserung zu sein, denn das Fieber war gesunken, und sein gesundes Auge blickte Gianni klar und fragend entgegen.
»Nun, habt ihr den Deutschen abgefangen?«, fragte Cirio seinen Helfer.
Als Gianni beschämt den Kopf senkte, begriffen beide d’Specchis, dass etwas schiefgelaufen war.
»Was ist geschehen?«, wollte Signore Dario wissen.
»Der Teufel muss den Deutschen gewarnt haben! Gerade als er unsere Falle erreichte, hat er seinen Gaul plötzlich angetrieben, und wir konnten den Zossen nicht mehr zu Fall bringen. Wir haben noch versucht, ihn aufzuhalten, aber er hat wild mit dem Schwert um sich geschlagen. Zwar konnte einer meiner Männer das Halfter seines Pferdes fassen, doch gerade, als ich den Befehl gab, dem Kerl das Seil über den Körper zu werfen, hat der den Kopf seines Gauls freigerissen und ist getürmt.« Gianni stellte die Situation etwas dramatischer dar, als sie sich tatsächlich zugetragen hatte, und übertrieb hier vor allem seine eigene Rolle. Im Grunde hatte er aus sicherer Entfernung zugesehen.
Dario d’Specchi fluchte, während sein Sohn den Besucher aufmerksam betrachtete. Dabei fiel ihm auf, dass Gianni die Schulter schief hielt und die rechte Hand nicht bewegte. »Hast du etwas abbekommen?«, fragte er.
»Erst später!«, bekannte Gianni. »Da wir den Deutschen nicht in die Hand bekommen konnten, wollten wir Pater Luciano gefangen nehmen und verhören.«
»Ihr wolltet was? «, platzte Cirio d’Specchi heraus.
»Wir sind zum Pfarrhaus von Santa Maria in Trastevere und sind durch den Stall eingedrungen. Aber da haben uns ein paar Kerle mit Stöcken und Keulen aufgelauert. Ich weiß nicht, wieso sie uns erwartet haben. Vielleicht haben wir einen Verräter unter uns.«
Immer schön die Schuld auf andere schieben, sagte sich Gianni. Schließlich waren mehr Leute in ihre Pläne eingeweiht als nur er, seine Männer und die d’Specchis. Die Handlanger, die er um sich geschart hatte, waren jedoch nur dumpfe Befehlsempfänger, denen es gleichgültig war, ob sie für ein paar Gigliati jemanden umbringen, ein Weib schänden oder einen
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