Toechter Der Suende
Reisenden um seine Habe bringen sollten. Selbst wenn man einen von ihnen gefangen nahm, würde dieser nur wenig ausplaudern können.
Diese Überlegung ließ Gianni erleichtert aufatmen. »Das hat dieser Pfaffe nicht umsonst getan! Schon morgen hole ich mir weitere Freunde – und dann hat er nichts mehr zu lachen«, erklärte er.
»Du wirst gar nichts!«, fuhr Cirio d’Specchi ihm über den Mund. »Wenn Pater Luciano tot ist, wird jemand anders die heimlichen Botschaften besorgen. Und wir müssten mühsam herausfinden, wer es ist. So aber wissen wir, von wem die Kuriere ihre Briefe erhalten, die sie in den Vatikan und zu den Freunden des Steiermärkers bringen, und können uns diejenigen herauspicken, von denen wir annehmen, dass sie wichtig sind. Da der alte Fuchs Luciano nun durch deine Dummheit gewarnt ist, wird es ohnehin noch schwerer sein, seine Boten abzufangen.«
»Nicht ich habe den Pfaffen gewarnt, sondern Ihr selbst mit dem Mord an Kardinal Foscarelli!«, entgegnete Gianni, der wütend darüber war, so abgekanzelt zu werden.
»Foscarellis Tod war unumgänglich. Er hatte zu viel Einfluss auf den Papst und hätte diesen dazu gebracht, Friedrich III. etliche Zugeständnisse zu machen. Jetzt hat Kardinal Orsini das Ohr des Papstes, und der ist kein Freund des deutschen Königs.« Das Reden bereitete Cirio d’Specchi starke Schmerzen, und er sank stöhnend zurück. »Wenn ich den erwische, der mich hinterrücks niedergeschlagen hat, wird er tausend Tode sterben! Das schwöre ich bei meiner ewigen Seligkeit.«
Sein Vater verzog kurz das Gesicht und wandte sich dann an Gianni. »Der Herzog von Gravina hat mir eine Botschaft gesandt und mich aufgefordert, mich mit seinem Verwandten Ercole zu treffen, um die Missverständnisse auszuräumen, die zwischen uns entstanden sind. Daher wirst du den Conte morgen früh in meinem Namen aufsuchen und eine Zusammenkunft vereinbaren. Hast du verstanden?«
»Ja, Signore Dario!« Gianni knirschte innerlich mit den Zähnen, weil die d’Specchis ihn wie einen Dienstboten behandelten. Doch er würde ihnen – oder, besser gesagt, dem Herzog von Gravina – schon zeigen, was er wert war. Vorerst aber musste er die Anweisungen der beiden d’Specchis befolgen, sosehr es ihn auch wurmte.
»Noch etwas, Gianni. Wenn du das nächste Mal jemanden abfangen willst, dann tu es unter meinem Kommando. Sonst wird es nichts!«
Cirio d’Specchis Worte verletzten Gianni tief, und nur der Gedanke daran, wie gut der junge Mann mit dem Dolch umzugehen wusste, verhinderte, dass er eine entsprechende Antwort gab. Daher beugte er nur kurz den Kopf, verabschiedete sich und verließ den Raum. Als er die Treppe hinabstieg, um zur Eingangstür zu kommen, steckte Cristina, Dario und Isotta d’Specchis jüngste Tochter, den Kopf aus ihrem Zimmer heraus.
»Ach, du bist es nur!«, sagte sie, als hätte sie jemand anders erwartet.
Obwohl die Lampe nur spärliches Licht spendete, wunderte Gianni sich erneut über ihre Ähnlichkeit mit der Wirtstochter von Trastevere, allerdings trug Mariangela keine so missmutige Miene zur Schau wie Signorina Cristina.
9.
A m nächsten Tag war Falko weder bei Ercole Orsini eingeladen, noch hatte er sich mit Francesca verabredet. Stattdessen wollte er nach dem Mittagessen nach Tre Fontane reiten und Elisabeth aufsuchen. Es war ihm jedoch nicht wohl bei dem Gedanken, der jungen Äbtissin sagen zu müssen, dass er in Zukunft zwar noch ihre Freundschaft, nicht jedoch ihren Leib begehren wollte. Was wir tun, ist eine große Sünde, sagte er sich, doch seine Sehnsucht nach ihr fraß ihn innerlich auf.
Tief in seinem Sinnieren eingesponnen, achtete Falko kaum auf Hilbrechts Bericht. Umso mehr interessierte Giso sich für den Überfall und ging Falko schließlich scharf an. »Du solltest hier in Rom weniger an Weiber als an deine Pflichten denken! Immerhin bist du als Reichsritter auf Kibitzstein ein direkter Lehensmann des Königs. Daher hör endlich auf, dieser römischen Hure nachzusteigen.«
Falko fuhr wütend auf. »Francesca ist keine Hure, sondern die Frau, die ich heiraten werde!«
»Orsini gibt sie dir also? Das wundert mich – oder vielleicht auch nicht«, gab Giso zurück.
»Wie meinst du das?« Jetzt schwoll Falko der Kamm, und der Streit, der bereits seit einiger Zeit schwelte, drohte sich zu entfachen.
»Gebt Ruhe! Alle beide!«, mischte sich Hilbrecht ein. »Ihr seid meine besten Freunde, und ich würde jedem von euch mein Leben anvertrauen. Aber ihr
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