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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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aus der Steiermark saßen, die Friedrich treu ergeben waren, und verzog das Gesicht.
    Unauffällig stupste Falko Hilbrecht an. »Vorsicht! Schräg vor uns sitzen die beiden Herren, die auf Friedrich geschimpft und sich als Ladislaus’ Vasallen bezeichnet haben.«
    Hilbrecht stieß die Luft aus den Lungen. »Bist du dir sicher?«
    »So sicher wie das Amen in der Kirche. Ich frage mich, was sie hier wollen und wer der Kerl in ihrer Begleitung ist.«
    »Das kann ich Euch sagen, Kibitzstein«, antwortete einer der Steirer. »Bei dem Mann handelt sich um den Lehrer des Prinzen Ladislaus. Kaspar Wendel heißt er. Ich mag ihn nicht, denn er ist mir zu gelehrt!« Der Mann lachte, ließ sich seinen Becher wieder füllen und hatte das kurze Zwischenspiel bereits wieder vergessen.
    Falko hingegen beobachtete Kaspar Wendel und die beiden Edelleute aus den Augenwinkeln. Am liebsten wäre er eine Maus gewesen, die unter den anderen Tisch hätte huschen und lauschen können. Irgendetwas heckten die drei aus, darauf hätte er seinen gesamten Besitz verwettet. Da er zu unruhig war, um tatenlos zusehen zu können, stand er auf, murmelte, dass er zum Abtritt müsse, und verließ die Gaststube. Um nicht aufzufallen, schlug er draußen sein Wasser ab und kehrte wieder in die Wirtsstube zurück. Dort setzte er sich nicht mehr auf seinen alten Platz neben Hilbrecht, sondern forderte die Männer auf, zusammenzurücken, und ließ sich am äußersten Ende der Bank nieder. Zwar saß er nun mit dem Rücken zu den drei Verschwörern, aber nahe genug, um einzelne Worte der leise geführten Unterhaltung verstehen zu können.
    »Friedrich … falsche Kaiser …, nimmt Ladislaus … Würde weg … nicht dulden … handeln, bald … fort …«, vernahm er. Für sich ergänzte er die Bruchstücke in etwa so: »Friedrich ist der falsche Kaiser und nimmt Ladislaus die ihm zustehende Würde weg. Das werden wir nicht dulden. Wir müssen handeln, sobald Friedrich fort ist.«
    Da die Verschwörer warten wollten, bis der Kaiser Rom verlassen hatte, hielt Falko einen Anschlag auf Friedrichs Leben für nicht wahrscheinlich. Eher planten sie etwas, bei dem der Kaiser ihnen im Weg war.
    Von Michel hatte er gehört, dass Ulrich von Eitzing und auch der böhmische Statthalter Georg von Podiebrad schon mehrfach versucht hatten, sich des Prinzen Ladislaus zu bemächtigen. Falko erinnerte sich, dass auch Margarete ihn auf diese Gefahr hingewiesen hatte. Da Friedrichs Gefolgsleute in Rom Fremde waren, konnte ein Entführungsversuch in dieser Stadt eher von Erfolg gekrönt sein als in der Heimat. Er wollte schon zu Michel gehen und ihm von seiner Entdeckung berichten. Doch wie er Gisos Bruder kannte, würde dieser Kaspar Wendel sofort festsetzen lassen. Damit aber war das Problem nicht aus der Welt geschafft, denn dessen Kumpane würden wahrscheinlich auf eigene Faust versuchen, des Prinzen habhaft zu werden. Daher nahm er sich vor, ein Auge auf Prinz Ladislaus zu haben und die Pläne der Gegner des Kaisers zu durchkreuzen.
    Mit einem Mal fühlte Falko, wie es bei dem Gedanken, der Prinz könnte durch seine Schuld in die Hände der Feinde geraten, heiß in ihm aufstieg. Ging er nicht ein zu großes Risiko ein, wenn er sich allein auf die Jagd nach den Verschwörern machte? Andererseits hatte er den Wunsch, sich Friedrich als treuer Vasall anzudienen. Diese Absicht überwog schließlich alle Bedenken. Wenn der Kaiser ihn belohnte und vielleicht sogar in den Stand eines Reichsfreiherrn erhob, konnte er möglicherweise offen um Francescas Hand anhalten.

16.
    F rüher hatte es Francesca gefallen, in einer Pferdesänfte zu reisen. Doch an diesem Tag schaukelte das Ding in einer Weise, als würden die Pferde betrunken hin und her wanken. Außerdem war es so eng, dass sie sich kaum zu rühren vermochte. Annunzia saß ihr gegenüber und beobachtete jede ihrer Regungen. Dabei hatte sie eine höhnische Miene aufgesetzt, in die Francesca am liebsten mit der Faust hineingeschlagen hätte.
    »Gleich sind wir in Rom«, erklärte die Zofe, als der Reisezug plötzlich anhielt. Neugierig öffnete sie den Vorhang und sah hinaus. »Was ist denn jetzt schon wieder los?«
    »Verzeihung! Wir müssen anhalten, um die Straße für den König der Deutschen freizumachen«, erklärte Ercole Orsinis Haushofmeister, der ihnen als Reisemarschall diente.
    Trotz der Krönung war Friedrich III. für ihn nicht der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, sondern nur das Oberhaupt der Barbaren jenseits

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