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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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und eine Hure Eure Eltern nennen. Jetzt reicht mir den Wein!«
    »Der Arzt hat ihn Euch doch verboten«, antwortete Bertschmann und begriff dann erst die Aussage der letzten Sätze. »Sagt bloß, dieser unsägliche Kibitzsteiner wollte Jungfer Margarete freien?«
    Reckendorf schüttelte den Kopf. »Wenn es nur das wäre, hätte ich den Kerl in den Burggraben werfen lassen, damit er weiß, was sich ziemt und was nicht. Nein, es ist der Wille des Fürstbischofs, der die Kibitzsteiner enger an sich binden will.«
    »Habt Ihr die Jungfer deswegen auf die Pilgerfahrt nach Rom geschickt?«, fragte Bertschmann.
    »Sie hatte den Wunsch geäußert, dorthin zu reisen, und das kam mir gerade recht. Daher habe ich dafür gesorgt, dass sie mit einer größeren Gruppe frommer Pilger dorthin ziehen kann. Gerne hätte ich Euch mitgeschickt, um auf Margarete aufzupassen, aber Ihr seid damals in Mainz gewesen, und die Pilgrime wollten nicht bis zu Eurer Rückkehr warten.«
    Da die Schmerzen fast verschwunden waren, fühlte Reckendorf sich besser. Der Hass auf Falko Adler brannte jedoch wie Feuer in ihm, und er drohte mit der geballten Faust in die Richtung, in der er Kibitzstein wusste. »Der Kerl wird für alles bezahlen, Bertschmann! Dafür, dass er mich in den Staub gestoßen hat, ebenso wie dafür, dass er seine schmierige Hand nach meiner Schwester ausstrecken wollte. Ich werde ihn und seine ganze Sippschaft dorthin zurückstoßen, wo sie hingehören, nämlich in die Gosse!«
    »Dann werdet Ihr es Euch allerdings mit Eurem Oheim verderben. Der Fürstbischof hält viel von den Kibitzsteinern«, wandte Bertschmann ein.
    »Das stimmt – leider!« Reckendorf wusste, dass er keine offene Fehde mit Kibitzstein riskieren konnte, wenn er nicht die Gunst des Fürstbischofs verlieren wollte. Sein gekränkter Stolz ließ es jedoch nicht zu, die Sache einfach auf sich beruhen zu lassen. Er trank von dem Wein, den Bertschmann ihm reichte, und spie ihn sofort wieder aus.
    »Bei Gott, schmeckt der scheußlich!«
    Sein Kastellan sah auf den Becher, roch daran und nahm einen Schluck. »Es ist ganz normaler Wein, so wie er in Würzburg gekeltert wird.«
    »Er schmeckt wie Jauche«, stieß sein Herr hervor.
    »Das muss an dem Saft liegen, den der Arzt Euch gegeben hat. Der hat wohl Euren Gaumen gelähmt!«
    »Wenn er ihn nur gelähmt hätte, könnte ich den Wein ja trinken. Aber so bringe ich ihn nicht über die Lippen. Der Teufel soll den Arzt holen. Wenn er das nächste Mal kommt, versetze ich ihm ein paar Maulschellen, dass ihm die Ohren klingeln!«
    Reckendorf wusste, dass er diese Drohung in seinem jetzigen Zustand nicht in die Tat würde umsetzen können, und haderte mit Gott und der Welt, weil er in einem solch elenden Zustand darniederlag. Bald aber sann er wieder darüber nach, wie er Falko Adler und dessen Familie am schmerzlichsten treffen konnte.

15.
    U nbelastet von Bruno von Reckendorfs Rachegelüsten reiste Falko mit seinen Begleitern Richtung Süden. Die Städte, durch die sie kamen, reihten sich aneinander wie die Perlen eines Rosenkranzes. Meist übernachteten sie in den Gästehäusern der Nonnenklöster, gelegentlich auch in einem von Mönchen geführten Haus und hie und da in normalen Herbergen. Elisabeths Rang als Äbtissin erwies sich trotz ihrer Jugend als Schlüssel, denn oft genug bestand die einzige Bezahlung für Unterkunft und Verpflegung ihrer nicht gerade kleinen Gruppe aus einer Messe, die Giso auf Bitten der Nonnen lesen musste.
    Auf diese Weise kamen sie gut voran und vermochten einen Schnitt von drei Meilen pro Tag zu halten. Wäre es nach Falko gegangen, hätten es weniger sein können. Am liebsten hätte er schon nach wenigen Stunden wieder anhalten lassen, um länger mit Elisabeth reden zu können.
    Zu Gisos Erleichterung wahrten beide die notwendige Schicklichkeit sogar in dem, was sie sagten. Zwar hoben Elisabeths Begleiterinnen Schwester Euphemia und Schwester Eusebia manchmal mahnend den Finger, bezeichneten aber Falko unter sich als prachtvollen jungen Mann, der ihrer Oberin und damit auch ihnen die Beschwernisse der Reise zu erleichtern suchte.
    Es gab jedoch auf dem ersten Teil des Weges keine anderen Probleme als ein loses Hufeisen oder einen gerissenen Sattelgurt. Daher hatte Falko kaum mehr zu tun als jeweils kurz vor der Ankunft in einem Ort, an dem sie übernachten wollten, einen Mann vorauszuschicken, der sie ankündigen sollte. Außer Elisabeth waren nur er selbst, Giso, Hilbrecht und die Knappen

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