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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Dort steckte Giso die Fackel in den weichen Boden, setzte sich daneben und forderte ihn auf, ebenfalls Platz zu nehmen.
    »Also, was willst du von mir?«, fragte Falko.
    »Mit dir reden, du junger Narr! Was denkst du dir eigentlich? Du säuselst die Äbtissin Elisabeth an wie ein verliebter Scholar. Hast du denn ganz vergessen, wer sie ist?«
    »Ich säusle sie nicht an, sondern habe mich ganz normal mit ihr unterhalten!«, rief Falko empört.
    »Du hast an diesem Abend von zehn Sätzen neun an sie gerichtet, und fünf davon haben ihre Schönheit, ihre Eleganz, ihre Klugheit und was weiß ich noch in den Himmel gehoben. Bei Gott, jeder Mann, der mit einem fremden Weib ins Bett will, fände in dir seinen Lehrmeister!
    Falko, vor uns liegen mehr als zwei Monate, bis wir Rom erreichen. Wo soll das hinführen, wenn du die Äbtissin so bedrängst? Sie ist jetzt neunzehn Jahre alt und völlig unerfahren, was Männer angeht. Man hat sie bereits als Fünfjährige in ein Kloster gegeben und dort auf ihre Bestimmung vorbereitet. Wenn deine Stimme sie umschmeichelt wie eine zarte Hand, wird sie der Versuchung erliegen, und du mit ihr.
    Was meinst du, wird der Fürstbischof sagen, wenn er erfährt, du hättest aus seiner Nichte ein Weib gemacht? Erinnere dich daran, wie es deinem Schwager Eichenloh ergangen ist! Herr Gottfried hat ihn viele Jahre lang mit seinem Zorn verfolgt, nachdem man eine andere Nichte des hohen Herrn in seinem Bett entdeckt hat.«
    »Du tust so, als wäre ich darauf aus, Elisabeths Röcke zu heben und mit ihr das zu tun, was einem Priester wie dir verboten ist!«, antwortete Falko empört.
    Dabei hatte er sich während des Essens durchaus vorgestellt, wie es wäre, Leib an Leib mit der jungen Frau zu liegen. In seiner Leidenschaft für Elisabeth verstand er Gisos Worte deshalb falsch und glaubte, aus diesem würde die Eifersucht sprechen.
    »Du denkst wohl, weil du nicht zu ihr ins Bett schlüpfen kannst, darf es auch kein anderer tun!«, setzte er hinzu.
    Giso sah ihn einige Augenblicke lang betroffen an, lachte dann aber leise auf. »Mein guter Freund, ich will dir diese Aussage vergeben. Elisabeth ist, wie ich zugeben muss, sehr schön, aber auch sanft und zerbrechlich. Solltest du gewisse Bedürfnisse stillen wollen, gibt es weitaus dezentere Möglichkeiten. So manche Magd verdient sich gerne einen Kreuzer für diesen Dienst. Wenn dich also der Hafer sticht, so halte in den Herbergen und Gasthäusern Ausschau.
    Elisabeth ist für dich unerreichbar. Wäre sie ein normales Mädchen von Adel, könntest du sie verführen, müsstest sie hinterher allerdings heiraten, wenn ihre Verwandten darauf bestehen. Aber sie ist eine Nonne, eine Braut Christi! Mit ihr fleischlich zu verkehren ist eine schwere Sünde, die dich unweigerlich in die Hölle führen wird.«
    Einem schlichten Bauern hätte Giso mit dieser Drohung Angst einjagen können, doch Falko zischte nur verächtlich. »Du tust ja gerade so, als wären alle Pfaffen und Klosterschwestern Heilige! Dabei weißt du genauso gut wie ich, dass unter deren Dächern mehr gesündigt wird als anderswo. Erinnere dich nur an das kleine Kloster, in dem wir im letzten Herbst übernachtet haben. Da hast auch du wacker deinen Mann gestanden – und das nicht nur bei einer Nonne.«
    Giso verzog angewidert das Gesicht, als er sich an diese Begebenheit erinnerte. Damals hatte er zunächst gedacht, Falko und er wären in ein besonders gastfreies Kloster geraten, denn es hatte gutes Essen und reichlich Wein gegeben. Dabei hätte ihn schon wundern müssen, dass sie beide im Schlaftrakt der Nonnen untergebracht worden waren. Diese waren dann auch zu ihnen ins Zimmer gekommen – und zwar ohne ihren steifen Ordenshabit. Vom Wein befeuert, hatte auch er der Verlockung der nackten Frauenleiber nicht widerstehen können und ebenso wie Falko bis in den Morgen hinein gehurt.
    Angesichts des damaligen Erlebnisses war es jetzt doppelt schwer, seinem Freund beizubringen, dass er Elisabeth nicht mit jenen losen Weibern über einen Kamm scheren durfte. Er warnte ihn noch einmal davor, unbesonnen zu handeln, und beschloss dann, auf ihn und die Äbtissin aufzupassen. Immerhin würde der Fürstbischof es auch ihm ankreiden, wenn seiner Nichte unterwegs Dinge passierten, die nicht in seinem Sinn waren.

14.
    B runo von Reckendorf hatte das Turnier am gleichen Tag verlassen wollen wie Falko und Hilbrecht. Doch bei dem Versuch, sich am Morgen zu erheben, waren ihm so starke Schmerzen durch den

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