Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
Vom Netzwerk:
der Ausdruck in den Augen des Conte zeugte von dem Schmerz, der ihn durchtobte.
    Er zog seine Gattin an sich und schüttelte immer wieder den Kopf. »Wir hätten damals, als Francesca sich heimlich mit Conte Antonio Caraciolo getroffen hat, beide gewähren lassen und den jungen Edelmann hinterher zwingen sollen, unsere Tochter zu heiraten. Stattdessen hat sie sich mit einem Deutschen eingelassen und noch mehr Schande über uns gebracht. Doch nun ist sie für uns gestorben, und wir werden nie mehr von ihr reden.«
    Es klang so endgültig, dass es Contessa Flavia bis ins Mark erschütterte. Ihr wurde schmerzhaft klar, dass sie nur noch in ihren Träumen um die Tochter weinen durfte.

4.
    D er Weg nach Trastevere war lang, doch Isotta wagte es nicht, sich Sänftenträgern anzuvertrauen. Das schwere Bündel, welches sie bei sich trug, hätte diese verlocken können, sie in einen abgelegenen Winkel der Stadt zu tragen und dort auszurauben. Doch auch so war der Weg nicht ungefährlich, und sie atmete auf, als sie die ersten Häuser des Ortes erreichte und den Turm von Santa Maria in Trastevere über die Dächer aufragen sah.
    Da sie es nicht wagte, sich ohne Vorbereitung ihrer jüngsten Tochter zu offenbaren, lenkte sie ihre Schritte zur Kirche. Auf dem Weg dorthin kam sie an Gaspares Taverne vorbei und sah das Mädchen mit einem Besen den Dreck vor der Tür wegkehren. Die Ähnlichkeit mit ihren anderen Töchtern, vor allem mit Cristina, war so frappant, dass es ihr einen heftigen Stich versetzte. Eine solch niedere Arbeit hätte einer ihrer Töchter niemals zugemutet werden dürfen.
    Fluchtartig lief sie weiter und blieb schwer atmend stehen, als sie die Kirche erreicht hatte und die herrlichen Mosaiken über sich sah, die den Eingang schmückten. Sie trat ein und kniete vor der Statue der Mutter Jesu nieder.
    Dort fand Pater Luciano sie, als er einige Zeit später die Kirche betrat. Er hatte die kleine Marie Flavia einer Amme anvertraut und dieser fünfzig Dukaten Belohnung versprochen, wenn das Kind am Leben blieb. Nun wollte er für Francesca und deren Tochter ein Gebet sprechen. Die Frau aber, die sich verzweifelt an den Sockel der Statue klammerte, schien seinen Zuspruch zuerst zu benötigen.
    »Kann ich dir helfen, meine Tochter?«, fragte er besorgt.
    »Ja, hochwürdiger Herr! Ich will mein Gewissen erleichtern und bitte Euch, mir bei dem Gang beizustehen, der der schwerste in meinem Leben sein wird.«
    »Du glaubst doch nicht etwa zu sterben?« Pater Luciano schlug erschrocken das Kreuz, atmete aber auf, als die Frau den Kopf schüttelte.
    »Nein! Ich muss eine Schuld begleichen, die wie ein Mühlstein um meinen Hals hängt und mich niederdrückt.«
    Der Pater betrachtete sie jetzt genauer und erkannte die Ähnlichkeit zu seinem Schützling in der Taverne. »Du bist Mariangelas Mutter?«
    Statt einer Antwort brach Isotta in Tränen aus, und es dauerte eine Weile, bis sie wieder sprechen konnte. »Ihr wisst es?«
    »Marioza hat es gebeichtet, allerdings keinen Namen genannt. Sie sagte nur, dass eine Edeldame ihre Tochter weggegeben hätte, um einen Bastard ihres Gemahls als ihren Sohn aufzuziehen!« Die Stimme des Paters klang strafend, denn er sah in einem solchen Tun einen Verstoß gegen Gottes Willen.
    Isotta senkte bedrückt den Kopf. »Mit dieser Schuld muss ich leben bis ans Ende meiner Tage. Glaubt mir, hochwürdiger Herr, ich habe mich dagegen gesträubt, so gut ich es vermochte. Doch nach vier Töchtern wollte mein Ehemann keine fünfte mehr haben. Da er zum gleichen Zeitpunkt seine Geliebte geschwängert hatte, zwang er mich, meine Tochter nach der Geburt meiner Zofe Marioza zu übergeben. Diese hatte sich gerade mit dem Sohn eines Gastwirts eingelassen. Mein Mann kaufte den beiden hier in Trastevere eine Taverne und bedrohte sie und auch mich mit dem Tod, sollten wir je etwas darüber verlauten lassen. Er hat das Mädchen auch nur deshalb am Leben gelassen, damit er mich zwingen konnte, seinen Bastard als Sohn aufzuziehen.«
    Während Isottas Beichte reimte der Pater sich so einiges zusammen. »Dein Mann war Dario d’Specchi?«
    »Ja!«
    »Mariangela ist damit deine und seine Tochter?«
    Isotta nickte.
    »Was geschah mit der Mutter des Jungen?«
    »Mein Mann hat erklärt, sie sei während der Geburt gestorben. Doch ich bin überzeugt, dass er sie mit eigener Hand getötet hat, um vor Forderungen und Erpressung sicher zu sein. Er wollte auch Mariangela umbringen, aber ich habe um das Leben meines Kindes

Weitere Kostenlose Bücher