Toechter Der Suende
fragte Falko verblüfft.
»Deine Tochter, du Stoffel!«, fauchte Margarete ihn an und schaukelte die Kleine, die von dem scharfen Ton erschreckt zu greinen begann.
»Aber was …?«
Da trat Pater Luciano an Falkos Seite und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Danke unserem Herrn Jesus Christus, denn er hat ein Wunder geschehen und dieses Weib von einem gesunden Kind entbinden lassen. Mach ihr den Weg, der jetzt vor ihr liegt, nicht noch schwerer, als er bereits ist!«
»Sie heißt Marie Flavia«, hauchte Francesca. Dann versank sie in einer tiefen Bewusstlosigkeit, aus der sie in den Tod hinüberdämmern würde.
Falko stöhnte verzweifelt auf und wollte sich über Francesca werfen. Giso und Hilbrecht hinderten ihn daran und führten ihn nach draußen. Unterdessen hing Pater Luciano seinen Gedanken nach und sah dann die beiden Frauen entschlossen an.
»Niemand darf erfahren, wer sie ist und wie sie starb. Begrabt sie schlicht und ohne Namen. Ich werde derweil das Kind an mich nehmen. Ich kenne eine brave Frau in Trastevere, die vor kurzem geboren hat und es nähren kann. Bis ich zurückkehre, soll es so sein, als wäre Francesca noch am Leben.«
Weder Margarete noch ihre Tante begriffen, was er damit bezweckte, nickten aber gehorsam und warteten betend, bis Francesca verschieden war. Danach richteten sie die Tote für die Beisetzung her und sorgten dafür, dass keine Spuren jener grauenhaften Operation zu erkennen waren, mit der sie die kleine Marie Flavia ans Licht der Welt geholt hatten.
3.
W ährend Francesca noch in der Nacht in aller Stille als angeblich unbekannte deutsche Pilgerin begraben wurde, brachten die Mönche am nächsten Morgen die acht getöteten Männer zur Casa d’Specchi. Die Frauen des Hauses waren gewohnt, dass Dario d’Specchi und sein Sohn die eine oder andere Nacht ausblieben, und daher hatte sich niemand Sorgen gemacht. Umso größer war das Entsetzen, als die Töchter die starren Leiber ihres Vaters und des Bruders vor sich sahen. Im nächsten Augenblick hallte das Wehklagen der vier weit durch die Straßen.
Isotta d’Specchi schien ungerührt und fragte schließlich einen der Mönche, was geschehen sei.
Der Mann sah sie so abweisend an, als hoffe er, sie würde sich mit ihren Fragen an jemand anderen wenden, bequemte sich dann aber doch zu einer Antwort. »Euer Gemahl hat sich mit seinen Begleitern gewaltsam Einlass ins Campo Santo Teutonico verschafft und eine Gruppe deutscher Pilger angegriffen. Dabei soll eine Frau verletzt oder getötet worden sein. Schließlich gerieten sie mit mehreren Rittern aneinander und unterlagen. Mehr weiß ich nicht.«
Der Mönch zeichnete das Kreuz in die Luft und verließ das Haus so rasch, als fliehe er vor dem Teufel.
Isotta d’Specchi kehrte in den Raum zurück, in dem ihr Mann und sein Sohn aufgebahrt lagen, betrachtete aber weniger deren Leichen als ihre Töchter. Wie es aussah, ebbte zumindest bei ihrer Ältesten der Schmerz um Vater und Bruder bereits ab.
»Wir müssen meinen Gatten rufen! Er ist jetzt das Oberhaupt der Familie und wird wissen, was zu tun ist«, erklärte Celestina und sah sich mit aufleuchtenden Augen um. »Das Haus ist besser als das, in dem wir jetzt wohnen. Also werden wir hierherziehen.«
Sie konnte ihre Zufriedenheit nicht verbergen. Ihr Vater hatte als wohlhabend, für einige sogar als reich gegolten, und da sie die älteste Tochter war, fühlte sie sich als natürliche Erbin.
Nun vergaßen auch ihre Schwestern die Trauer. Clementina rief empört, dass sie einen Goffredo Iracondia niemals an der Stelle ihres Vaters oder Bruders sehen wolle. Concettina und Cristina stimmten ihr eifrig zu, und so entspann sich ein heftiger Streit.
Isotta hielt sich heraus, obwohl ihr als Witwe das erste Recht auf das Erbe zustand. Aber ihr war klar, dass die Töchter sich sofort gegen sie zusammenschließen würden, wenn sie etwas sagte. Auch das war das Werk ihres Ehemanns. Er hatte dafür gesorgt, dass seine Verachtung für sie sich auf die Mädchen übertragen hatte. In diesem Haus war sie nur ein Schatten gewesen, und das würde sie auch bleiben.
»Sollen sie sich doch wie Hunde um einen Knochen balgen!«, sagte Isotta zu sich selbst, drehte sich um und stieg die Treppe nach oben. Als Erstes betrat sie die Kammer ihres Mannes, suchte auf dem Sims den Schlüssel zu seiner Geldtruhe und öffnete diese. Der Anblick der vielen Dukaten ließ sie kalt. Dennoch teilte sie den Schatz in sechs gleiche Teile, legte vier davon
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