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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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dessen Sohn im Namen dieser Familie zu Mördern geworden. Nach den letzten Worten verabschiedete sie sich mit einem knappen Knicks und verließ das Haus. Dabei entging ihr, dass Annunzia hinter ihr durch das Tor des Orsini-Anwesens schlüpfte.
    Nach Dario und Cirio d’Specchis Tod hatte die Zofe begriffen, dass sie von der Witwe und deren Töchtern nichts zu erwarten hatte, und kehrte daher zu ihrer Dienstherrschaft zurück. Ihre Hoffnung, ungesehen in die Küche zu gelangen und so zu tun, als wäre sie gerade von einer Besorgung zurückgekehrt, erfüllte sich jedoch nicht, denn sie lief Conte Ercole geradewegs in die Arme.
    »Komm her, Annunzia! Ich habe mit dir zu reden.«
    Die Zofe blieb stehen und kam dann wie das personifizierte schlechte Gewissen auf ihn zu. »Ihr wünscht, gnädiger Herr?«
    »Du bist gestern zu den d’Specchis gegangen?«
    »Nur aus Sorge, Herr«, antwortete Annunzia mit leiser Stimme.
    »Aus Sorge um wen?«
    »Um Contessa Francesca. Leider durfte ich ihr nicht mehr so dienen wie früher, sonst hätte ich sie von ihrem törichten Vorhaben abbringen können. So aber konnte ich ihr nur heimlich folgen und musste zusehen, wie sie zu diesem verfluchten Deutschen floh, der so lange in Eurem Haus ein und aus gegangen ist. Der Kerl war ihr Liebhaber und vielleicht sogar der Vater ihres Kindes.
    Die beiden haben Euch schamlos belogen, denn sie sind sich nicht erst außerhalb der Katakomben begegnet. Dieser elende Falko Adler hatte nämlich die Messe zu Ehren der heiligen Märtyrer Nereus und Achilleus besucht. Wahrscheinlich hat er dort auch mit Contessa Francesca jenen perfiden Plan ausgeheckt, Signore Cirio zu töten. Nur durch die Gnade des Himmels und aller Heiligen hat der junge d’Specchi den hinterhältigen Hieb des Deutschen überlebt! Da Ihr Eurer Tochter jedoch ihren Willen gelassen und Lina zu deren Zofe gemacht habt, konnte sie ihr schändliches Verhältnis zu dem Deutschen fortsetzen. Was glaubt Ihr, warum sie so oft in Eurer Familienkapelle gebetet hat?«
    Annunzia bog die Tatsachen so zurecht, dass sie jede Schuld an den Ereignissen von sich weisen konnte. Doch der Conte durchschaute sie, und während Contessa Flavia, die hinzugekommen war, sich schier in Tränen auflöste, stieß Ercole Orsini einen gotteslästerlichen Fluch aus. Dann fasste er Annunzia mit hartem Griff und stieß sie vor sich her.
    »Gnädiger Herr, was habt Ihr vor?«, rief die Zofe erschrocken, als es immer weiter die Treppen hinaufging, bis sie schließlich das oberste Stockwerk des Wohnturms erreichten.
    In einem düsteren Gemach mit schmalen Schießscharten ließ der Conte sie los. »Du hast unsere Tochter zwei Mal verraten, und der zweite Verrat wiegt umso schwerer, weil du nicht zu mir oder meiner Gemahlin gekommen, sondern zu den d’Specchis gelaufen bist.«
    »Es ging mir nur um Francescas Ehre, gnädiger Herr! Ich wollte …«
    Der Conte holte aus und ohrfeigte Annunzia so, dass sie rückwärts gegen die Mauer stolperte. »Dir ging es nur darum, dich an Francesca zu rächen, weil sie deine Heimtücke erkannte und dich deswegen nicht mehr als Zofe dulden wollte! Nun klebt das Blut meiner Tochter und meines Enkelkinds an deinen Händen! Dafür wirst du deine Strafe erhalten. Entweder nimmst du einen der Stricke, die dort in der Ecke liegen, und erhängst dich, oder du wirst hier oben verschmachten.«
    »Nein! Gnade, Herr! Außerdem soll Francesca nicht tot sein. Zwar wurde sie verletzt, doch haben die Deutschen sie fortgeschafft. Gewiss wird sie bald genesen sein und zu Euch zurückkehren!!« Mit jedem Wort kroch Annunzia näher auf Conte Ercole zu und umschlang zuletzt dessen Knie mit den Armen.
    Ihr Herr schüttelte sie mit einem heftigen Tritt ab, stieg ein paar Schritte die Treppe hinab und verschloss die Falltür über sich mit drei festen Riegeln. Annunzias Kreischen verfolgte ihn so lange, bis er ein Stockwerk tiefer die Tür nach oben verriegelte und zusätzlich mit einem festen Schloss sicherte.
    Als Ercole Orsini zu seiner Gemahlin zurückkehrte, wirkte seine Miene wie aus Stein gemeißelt.
    Contessa Flavia starrte ihn mit tränenblinden Augen an. »Was habt Ihr getan?«
    »Die Verräterin bestraft! Bei Gott, wir haben Annunzia zu unserem eigenen Verderben ins Haus geholt.«
    »Aber was machen wir mit unserer Tochter? Wir müssen sie suchen!«
    »Wir haben keine Tochter mehr! Francesca hat den Weg der Schande gewählt. Jetzt ist es, als hätte ich sie nie gezeugt und Ihr sie nie geboren.« Nur

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