Toechter Der Suende
gekämpft wie eine Löwin.«
Da Isotta befürchtete, der Pater würde ihr nicht glauben, fasste sie nach seinem Ärmel. »Bitte helft mir! Ich will meine Tochter wenigstens ein Mal in meinen Armen halten.«
Pater Luciano fand, dass es grausam wäre, die verzweifelte Frau wegzuschicken, und befahl ihr daher, mit ihm zu kommen. Auf dem Weg ins Pfarrhaus bat er seinen Küster, zur Taverne zu gehen und Marioza und Mariangela zu holen.
Es dauerte nicht lange, da traten die beiden Frauen ins Pfarrhaus und knicksten. Während der Blick des Mädchens über Isotta d’Specchi hinwegglitt, erkannte Marioza ihre frühere Herrin und krampfte die Hände ineinander.
»Heilige Madonna! Was ist geschehen?«
Isotta hob den Kopf. »Mein Gatte und sein Sohn sind in der letzten Nacht im Kampf mit deutschen Rittern umgekommen. Daher bin ich endlich frei, zu dem zu stehen, was mir bisher verboten war.«
»Bei allen Heiligen, Signore Dario ist tot!« Erschrocken schlug Marioza das Kreuz, wirkte aber so erleichtert, als sei sie von einer geheimen Angst erlöst worden.
»Und Cirio auch! Der Herr sei ihren Seelen gnädig.« Isotta seufzte, wenn auch mehr aus Erleichterung, weil sie die beiden Männer nun nicht mehr zu fürchten brauchte.
Dann sah sie Mariangela an, die das Ganze verwirrt verfolgte. »Mia figlia!«
Das Mädchen schüttelte den Kopf und klammerte sich an Marioza. Diese küsste sie auf die Wange und kniete neben Isotta nieder. »Herrin, Ihr wisst nicht, wie glücklich ich bin, dass wir dieser Lüge entronnen sind!«
»Wovon redet ihr?«, fragte Mariangela, der das unverständliche Gerede zu viel wurde.
Der Pater fasste nach ihrer Hand. »Es stimmt! Signora Isotta ist deine leibliche Mutter. Sie musste dich ihrer Zofe überlassen und einen Bastard aufziehen, den dein Vater mit einer anderen Frau gezeugt hat.«
Mariangela wich vor Isotta zurück. »Das hier ist meine Mutter, der all meine Liebe gilt«, stieß sie erregt hervor und deutete auf Marioza.
»Kind, versteh mich doch! Ich musste dir erzählen, ich sei deine Mutter«, rief diese verzweifelt.
»Ich habe es nicht freiwillig getan«, flüsterte Isotta unter Tränen. »Marioza, bitte hilf mir! Meine Tochter soll es sehen.«
Sie kehrte ihrer einstigen Zofe den Rücken zu und bat sie, ihr Kleid aufzuschnüren.
Marioza nickte unter Tränen und begann, deren Rücken zu entblößen. Als das letzte Hemd entfernt war, konnten der Pater und Mariangela die vielen weißen Narben sehen, die sich kreuz und quer über Isottas Rücken zogen.
»Mehr mag ich nicht zeigen«, sagte diese mit zittriger Stimme. »Doch seid versichert, dass ich weiter unten noch schlimmer aussehe.«
»Oh, Heilige Maria Muttergottes! Wie entsetzlich!«, brach es aus Mariangela hervor.
»Dieser Mann war eine Bestie und hat einen viel zu leichten Tod erlitten!« Der Pater ballte die Fäuste und bat Marioza, ihre Herrin wieder anzukleiden.
Erleichtert bemerkte er, dass Mariangela ihrer Pflegemutter dabei half. Auch das Mädchen weinte nun, und er hoffte, dass die Tränen die letzte Bitterkeit hinwegschwemmten. Das entband ihn jedoch nicht von der Frage, wie es jetzt weitergehen sollte.
Als er Isotta nach ihren Vorstellungen fragte, hob diese hilflos die Arme. »Meine anderen Töchter würden Mariangela niemals als Schwester anerkennen, sondern sie beschimpfen und quälen.«
»Dann ist es das Beste, wenn ich in der Taverne bleibe«, erklärte Mariangela ohne Bedauern.
»Nein, das wirst du nicht! Ich habe aus dem Haus meines Mannes so viel an Geld und Schmuck mitgenommen, wie dir und mir als Erbe zusteht.« Mit diesen Worten öffnete Isotta ihr Bündel, legte den Beutel mit den Wertsachen auf den Tisch und schob allen Schmuck und das meiste Geld zu Mariangela hinüber.
»Das gehört dir. Der Rest wird meine Mitgift sein, mit der ich in ein Kloster eintreten kann.«
»Wäre die Sorge um Mariangela nicht, würde ich Euch begleiten, Herrin. Mein Mann und ich leben nicht mehr gut zusammen. Wir werden das Geld vor ihm verbergen müssen, sonst nimmt er es für sich.«
»Das Geld nehme ich für Mariangela in Verwahrung. Doch was ihre Zukunft betrifft: Da gibt es doch diesen jungen deutschen Ritter, der sie zu seiner Geliebten machen wollte.« Pater Luciano wollte noch mehr sagen, wurde aber von Mariangela unterbrochen. »Hilbrecht behauptet sogar, dass er mich heiraten würde, nur um mich zu bekommen, aber ich …«
»Magst du ihn? Ich halte ihn für einen guten Mann, und als eheliche Tochter Dario
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