Toechter Der Suende
gerettet hatte. Nun fragte sie sich, was er von ihrem Zögern, vor allem aber zu dem Spott sagen würde, mit dem sie ihn seit damals überschüttet hatte.
»Mariangela, ich warte auf deine Antwort!«, mahnte der Pater sie mit sanfter Stimme.
Die junge Frau nahm ihren ganzen Mut zusammen und nickte. »Ja, ich will Herrn Hilbrecht zum Manne nehmen!«
»Damit ist es entschieden. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes erkläre ich Herrn Hilbrecht von Hettenheim und Signorina Caterina Maria Angela d’Specchi zu Mann und Frau.«
Kaum hatte Pater Luciano es ausgesprochen, da fuhr Falko herum. »Sagtet Ihr d’Specchi, hochwürdiger Herr?«
Der Pater sah ihn lächelnd an. »Das tat ich! Die Gründe werde ich euch später nennen. Seid jedoch versichert, dass Dario d’Specchi diesem armen Kind übel mitgespielt hat. Ich danke unserem Herrn Jesus Christus für den Wandel ihres Schicksals. Übrigens hast du, Hilbrecht, keine arme Braut geheiratet. Ich verwahre das Erbe, das ihr zusteht. Mit ihm wirst du in deiner Heimat genug Land kaufen können, um standesgemäß leben zu können.«
Da Hilbrecht so aussah, als begreife er überhaupt nichts mehr, versetzte der Pater ihm einen leichten Backenstreich. »Umarme und küsse deine Braut! Dann kniet ihr beide zusammen vor ihrer Mutter nieder und empfangt ihren Segen.«
Hilbrecht hauchte rasch einen Kuss auf Mariangelas Lippen und wollte dann zu Marioza. Doch diese fasste nach seiner Hand und führte ihn zu der verschleierten Dame im Hintergrund. »Ich habe Mariangela nur aufgezogen. Geboren wurde sie als rechtmäßige Tochter des Signore Dario d’Specchi und der Signora Isotta. Diese Geschichte werde ich Euch später erzählen, damit Ihr wisst, worauf mein Lämmchen alles verzichten musste.«
»Ich werde dir zuhören«, versprach Hilbrecht und kniete dann zusammen mit Mariangela vor Signora Isotta nieder. Diese betrachtete ihn lange und legte dann die Hand auf den Scheitel ihrer Tochter.
»Behandelt sie gut, Herr Hilbrecht. Sie hat Eure Liebe verdient!«
»Das werde ich!«, versprach Hilbrecht, der nicht mehr wusste, wo ihm der Kopf stand. Seine Mariangela sollte die rechtmäßige Tochter eines Edelmanns sein! Wie das zugegangen war, verstand er nicht, aber es bot ihm die Möglichkeit, vor seine Verwandten treten können, ohne sich Vorwürfe anhören zu müssen. Er war sogar in der Lage, für sich und Mariangela eine Heimat zu schaffen und ihr ein Leben zu bieten, das einer Edeldame angemessen war.
Pater Luciano schlug unterdessen das Kirchenbuch von Santa Maria in Trastevere auf und schrieb die eben stattgefundene Trauung ein. »Ich werde auch eine Urkunde darüber ausfertigen, die Herr Hilbrecht und seine Gemahlin mit nach Deutschland nehmen können, ebenso wie den Adelsbrief der jungen Dame.«
Er lächelte zufrieden, denn sein Einfluss im Vatikan hatte sich tatsächlich als groß genug erwiesen, um Mariangela dieses Dokument verschaffen zu können.
Als er die Feder beiseitelegte, wurde seine Miene wieder ernst. »Setzt eure Namen darunter, Herr Oskar und Herr Falko, zum Zeichen, dass ihr die Heirat dieser beiden jungen Menschen bezeugt. Danach gilt es, noch einige wirre Stränge zu glätten, zu einem zu drehen und dabei auf die Empfindlichkeit einer angesehenen Familie in Rom Rücksicht zu nehmen.«
Mit diesen Worten reichte er Oskar von Frammenberg die Feder und trat zurück. Nachdem der Ritter und Falko ihre Namen unter den Eintrag gesetzt hatten, wartete er, bis die Tinte getrocknet war, dann blätterte er etliche Seiten zurück, bis er eine Stelle gefunden hatte, an der noch etwas Platz war, und begann erneut zu schreiben.
Nach zwei Sätzen machte er eine Pause und blickte sich zu Edelgunde und Margarete um. »Wäret Ihr bereit, mir einen Wunsch zu erfüllen, der die Tat ebenso kluger wie verschwiegener Frauen erfordert?«
»Gerne, hochwürdiger Herr«, antwortete Edelgunde und stupste ihre Nichte an. »Sag doch du auch etwas!«
»Ihr könnt auf mich zählen.« Margarete hatte bereits einen Verdacht, worum es gehen könnte, und bedachte Falko mit einem ebenso spöttischen wie mitleidigen Blick.
7.
A ls Edelgunde und Margarete im Sommer des letzten Jahres nach Rom gereist waren, hatten sie geglaubt, nach wenigen Wochen wieder in die Heimat zurückkehren zu können. Mittlerweile standen die Bäume in voller Frühjahrsblüte, und die Strahlen der Sonne ließen die klamme Kälte des Winters vergessen, doch an eine Heimreise war immer noch
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