Toechter Der Suende
Riegel vor.
Auch innerhalb der Umfriedung wirkte die Anlage nicht anheimelnder. Das Hauptgebäude bestand aus einem wuchtigen Wohnturm mit winzigen Fenstern. An den Mauerring gelehnt umgaben mehrere Scheuern, ein paar Ställe und verschiedene Schuppen das Haus, und im hinteren Teil des Klosters arbeiteten Nonnen in dunkelgrauen Gewändern in einem Garten. Auffällig an den Frauen war, dass sie alle gesegneten Leibes zu sein schienen.
Die Schwester Pförtnerin bemerkte Margaretes Blick. »Es gibt überall Sünder und Heilige. Wir sammeln hier die Sünderinnen und geben ihnen die Gelegenheit, wieder zu Gott zurückzufinden. Bei den meisten gelingt es uns, doch manche kehren schon das dritte oder vierte Mal zu uns zurück, weil ihre Fleischeslust stärker ist als ihr Vertrauen in Gott.«
Die Frau klang so verächtlich, dass Margarete sich fragte, ob man sie hierhergeschickt hatte, um die schwangeren Nonnen abzuschrecken. Wahrscheinlich sollten diese nach der Erfahrung hier alles tun, um kein zweites Mal an diesen Ort kommen zu müssen. Sie gab aber keinen der Kommentare ab, die ihr auf der Zunge lagen, sondern folgte der Frau ins Hauptgebäude. Dort übergab die Pförtnerin Edelgunde und sie an eine weitere Nonne. Diese führte sie zu einer kleinen Zelle, in der Elisabeth Schenk zu Limpurg hauste.
Die junge Äbtissin saß über ein Buch gebeugt und las aufmerksam. Erst als Margaretes und Edelgundes Führerin sich räusperte, blickte sie auf.
Ihre Augen weiteten sich, als sie ihre Besucherinnen erkannte, und sie streckte die Hände nach ihnen aus. »Ihr Lieben, ihr habt mich nicht vergessen!«
»Natürlich nicht«, antwortete Edelgunde und gab ihr einen Kuss.
Auch Margarete umarmte ihre Freundin und musterte sie dann. Elisabeth wirkte schwerfällig und vermochte sich kaum auf den Beinen zu halten. Als sie sah, wie ihre Besucherin ihren Bauch musterte, seufzte sie tief.
»Ich werde froh sein, wenn es vorbei ist. Die Schwester Oberin glaubt, dass das Kind noch in dieser Woche zur Welt kommt. Doch sagt, wie geht es euch? Was machen die anderen, was …« Elisabeth brach ab, weil sie nicht direkt nach Falko fragen wollte.
Margarete verstand, was sie bewegte, wollte aber nichts erzählen, solange ihre Führerin dabei war.
Diese blieb nicht lange, sondern forderte die junge Nonne, die in diesem Kloster bleiben wollte, mit einer harschen Handbewegung auf, mit ihr zu kommen. Kurz darauf erschienen mehrere Mägde und brachten zwei Matten und einige Decken.
»Leider vermag ich euch kein besseres Bett anzubieten«, sagte Elisabeth seufzend. »Wer in diesem Kloster weilt, muss sich auf ein karges Leben einrichten. Dennoch bin ich froh, denn hier fragt niemand, wer ich bin und woher ich komme.«
»Ganz kann das nicht stimmen. Immerhin nannte die Pförtnerin dich die Deutsche«, wandte Margarete ein.
»Das konnte ich wirklich nicht verbergen! Doch sonst wird hier sehr darauf geachtet, dass niemand etwas über eine andere Schwester erfährt. Aber jetzt sagt, wie geht es Hochwürden Giso und Hilbrecht und …«
»Falko«, half Margarete aus, weil Elisabeth erneut stockte.
Diese nickte kaum merklich. »Er ist hoffentlich wohlauf?«
Margarete überlegte, was sie ihrer Freundin erzählen konnte, und beschloss, weder Francesca noch deren Tochter zu erwähnen. Sie berichtete von dem geplanten Attentat auf Friedrich und der gescheiterten Entführung des Prinzen Ladislaus.
Ehe die drei Frauen sich’s versahen, war der Tag der Dämmerung gewichen. Elisabeth erhob sich schwerfällig, um in der Kapelle an der Abendmesse teilzunehmen.
»Euch bitte ich hierzubleiben, denn es wird nicht gerne gesehen, wenn Fremde dabei sind und die armen Nonnen anstarren, die gleich mir hierherkommen mussten«, setzte sie mit einer um Verzeihung heischenden Geste hinzu.
»Wir bleiben gerne hier. Allerdings hoffe ich, dass es bald etwas zu essen gibt. Reisen macht nämlich hungrig!« Edelgunde rieb sich den Bauch und brachte ihre Nichte zum Lachen.
»So schnell wirst du nicht verschmachten, Tante. Diese Gefahr ist bei mir schon eher gegeben.«
»Ich werde veranlassen, dass man euch etwas bringt. Und nun Gott befohlen!« Elisabeth verließ die kleine Zelle, die gerade genug Platz für ihr eigenes Lager und die beiden Matten für ihre Besucherinnen bot.
Als sie weg war, blickte Margarete ihre Tante fragend an. »Ich weiß nicht, ob es richtig ist, diesen armen Frauen ihre Sünde auf eine solche Weise immer wieder unter die Nase zu
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