Toechter Der Suende
»Außerdem kann ich Herrn Hilbrecht ein wenig beiseitenehmen und etwas mit ihm besprechen.«
»Also, ich habe keine Geheimnisse vor meinen Freunden«, erklärte dieser verwundert.
»Wenn das so ist, darfst du dich einen glücklichen Menschen nennen. Aber kommt jetzt! Sonst dauert es noch länger, bis wir bei Gaspare einkehren und Wein trinken können. Das habt ihr doch vor, nicht wahr?« Der Pater schritt eilig voran und öffnete eigenhändig die Kirchenpforte.
Nun fühlten auch Margarete und Falko, dass etwas im Schwange war, und Hilbrechts Hände zuckten nervös.
Pater Luciano musterte ihn und rieb sich unbewusst über die Stirn. Was würde der Herrgott von ihm denken, wenn er jetzt Schicksal spielte? Er schluckte mehrmals, um seine trockene Kehle zu befeuchten, und legte dann Hilbrecht die Hand auf die Schulter.
»Gib mir eine ehrliche Antwort, mein Sohn. Du hast einmal von Leidenschaft für Mariangela ergriffen erklärt, du würdest sie sogar heiraten, damit sie die Deine würde. Stehst du noch zu diesem Wort?«
Da erhellte sich die Miene des jungen Mannes. »Wenn Mariangela mich will, werde ich sie heiraten. Das habe ich erst gestern wieder zu meinen Freunden gesagt.«
»Das stimmt, hochwürdiger Herr!«, sprang Falko seinem Freund bei. »Hilbrecht hat erklärt, er sei eher bereit, sich einem Söldnerheer anzuschließen, um mit Mariangela leben zu können, als auf sie zu verzichten und in die Dienste eines hohen Herrn zu treten.«
»Nun, dann bin ich einverstanden, Herrn Hilbrecht mit dem Mädchen zu vermählen. Mein Sagrestano holt Mariangela bereits!« Pater Luciano klopfte Hilbrecht leutselig auf die Schulter und eilte in die Sakristei, um sich für die Zeremonie umzuziehen.
Die anderen sahen einander fragend an. »Die Kleine muss sich sehr rasch entschieden haben«, rief Ritter Oskar aus.
»Vielleicht hat sie begriffen, dass wir in wenigen Wochen wieder in die Heimat zurückkehren werden und sie Junker Hilbrecht dann niemals wiedersieht. Er ist doch so ein stattlicher Mann!« Edelgunde bedachte Hilbrecht mit einem freundlichen Blick und versprach ihm, sich während der Heimreise um seine junge Frau zu kümmern.
»Margarete wird es auch tun«, setzte sie hinzu und versetzte ihrer Nichte einen leichten Stups.
»Natürlich! Sie ist ein liebes Mädchen. Ihr werdet mit ihr auf jeden Fall besser leben als mit den meisten Frauen, die Euch Eure Schwägerinnen aufhalsen wollen.« Margarete zwinkerte Hilbrecht zu und drehte sich dann zu Falko um. »Ich hoffe, es ist in deinem Sinn, wenn Mariangela zu unserer Reisegruppe stößt?«
»Ich werde, bevor wir Rom verlassen, einen Kamm aus Elfenbein für dich kaufen, damit du die Haare auf deinen Zähnen kämmen kannst«, antwortete Falko empört.
Sie klatschte in die Hände. »Wirklich? Oh, wie schön! Einen Kamm aus Elfenbein habe ich mir schon immer gewünscht.«
Es war gut, dass Mariangela in diesem Augenblick eintrat. Marioza begleitete sie ebenso wie Signora Isotta, die in einen weiten Umhang und einen Schleier gehüllt im hinteren Teil des Kirchenschiffs Platz nahm.
Mariangela wagte es nicht, Hilbrecht anzusehen. Ihre Ziehmutter nahm jedoch seine leuchtenden Augen wahr und die Hände, die er dem Mädchen entgegenstreckte. Dieser Ritter, das fühlte sie, würde Isottas Tochter, die ihr so lieb geworden war wie ein eigenes Kind, gut behandeln. Mit einem Lächeln nickte sie ihrer Herrin zu, die das Ganze aus dem Hintergrund verfolgte, und knickste dann vor Pater Luciano, der gerade im Messgewand aus der Sakristei trat.
»Kommt, kommt, meine Kinder! Wir wollen das Ganze kurz halten. Herr Oskar, Herr Falko, euch bitte ich, mir zu ministrieren.«
Die beiden traten neben den Pater und halfen diesem während der Trauungszeremonie, so gut sie es vermochten. Schließlich stellte Pater Luciano die Frage, auf die Hilbrecht so lange gewartet hatte.
»Junker Hilbrecht, willst du die Jungfrau Mariangela zu deinem angetrauten Weibe nehmen, sie versorgen und schützen, eure gemeinsamen Kinder als rechtmäßig geboren ansehen und sie so aufziehen, wie es deinem Stand entspricht?«
»Und ob ich das will!«, stieß Hilbrecht heraus und setzte ein »Ja!« hinzu, da der Pater über seine erste Antwort die Stirn runzelte.
Dieser fragte nun auch Mariangela. Sie drehte Hilbrecht den Kopf zu und blickte ihn scheu an. In den letzten Stunden war ihr bewusst geworden, dass sie den jungen Ritter bereits von dem Tag an geliebt hatte, an dem er sie vor Rudolf von Ottmeringen
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