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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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reiben.«
    Edelgunde schüttelte nachdenklich den Kopf. »So würde ich das nicht sehen! Wenn die Klosterschwestern sich hier wohl fühlen, bekämen sie womöglich Lust, öfter hierherzukommen. Dann gibt es irgendwann mehr Nonnen und Mönche als andere auf der Welt.« Nach diesen Worten setzte sie sich auf die Matte und blickte seufzend zu ihrer Nichte hoch. »Wenn schon die Nonnen sich so karg betten müssen, hätte man es wenigstens für Besucher bequemer einrichten können.«

8.
    I n den folgenden beiden Tagen hielten Margarete und Edelgunde sich zumeist in Elisabeths Zelle auf. Sie erzählten in allen Einzelheiten, wie der Besuch des Kaisers in Rom abgelaufen war, beschrieben die junge Kaiserin aus Portugal und sprachen über die Heimat, die ihre Freundin vielleicht niemals mehr wiedersehen würde.
    Gegen Abend wurde Elisabeth immer stiller und presste sich schließlich die Hand gegen den Leib. »Verzeiht, aber ich bekomme Schmerzen. Ich werde mich wohl besser hinlegen. Margarete, wenn du so lieb sein könntest, eine Magd zu rufen, damit sie mir einen Aufguss bringt, der den Magen beruhigt!«
    Edelgunde musterte sie und schüttelte den Kopf. »Da, wo du deine Hand hinhältst, ist nicht der Magen. Ich glaube, die Wehen beginnen. Statt eines Magentrunks sollten wir eher eine Hebamme rufen.«
    Bevor Elisabeth etwas darauf antworten konnte, krümmte sie sich unter der nächsten Schmerzwelle. Margarete sprang auf, rannte aus der Kammer und rief die erste Nonne an, die ihr über den Weg lief.
    »Meine Tante meint, unsere Freundin würde bald gebären. Wir brauchen die Hebamme!« In ihrer Aufregung sprach sie zuerst Deutsch, wechselte dann aber in das hier gebräuchliche Idiom.
    Die Nonne nickte und ging wortlos weiter.
    Margarete blickte ihr misstrauisch nach und kehrte nicht gerade beruhigt in Elisabeths Zelle zurück. Ihre Freundin lag ausgestreckt auf dem Bett und presste sich die Hände auf den Bauch. Ihre Schmerzen schienen schlimmer geworden zu sein, denn sie rief immer wieder die Heilige Jungfrau an, ihr beizustehen.
    »Du darfst dich nicht aufregen«, beschwor Edelgunde sie. »Es wird alles gut, glaube mir!«
    »Das wird es!«, stimmte Margarete ihrer Tante zu und zählte die Minuten, bis die Hebamme erschien.
    Es handelte sich um die Nonne, die sie als Pförtnerin begrüßt hatte. Ihre scharfen Gesichtszüge und der abweisende Blick schienen Margarete nicht geeignet, die Gebärende zu beruhigen, und sie hätte die Frau am liebsten ihrer Unfreundlichkeit wegen zurechtgewiesen. Edelgunde jedoch hatte genug Erfahrung, um zu erkennen, dass die Nonne ausgezeichnet ausgebildet war.
    Allerdings gab die Hebamme ihre Anweisungen nur im Befehlston und schnauzte Elisabeth ein paarmal an, sich nicht so anzustellen. »Du bist nicht die erste Frau, die ein Kind bekommt, und wirst weiß Gott auch nicht die letzte sein. So der Herr will, wird alles gutgehen. Wenn nicht, so freue dich auf das Himmelreich, wenn es dir nach deiner Läuterung im Fegefeuer endlich offen steht.«
    Während Elisabeth eingeschüchtert schwieg, juckte es Margarete in den Fingern, der Frau ein paar Ohrfeigen zu versetzen. Ihre Freundin war so zart und sanft, dass jedes harsche Wort sie erschrecken musste.
    Nachdem die Hebamme ihre ersten Vorbereitungen getroffen hatte, kümmerte sie sich nicht mehr um die Schwangere, sondern wandte sich den Besucherinnen zu. »Ihr fragt Euch wahrscheinlich, was die Existenz dieses Klosters berechtigt. Doch selbst wenn alle Nonnen in vollkommener Keuschheit leben würden, könnten trotzdem einige schwanger werden.
    Wilde Kriegshaufen legen es oft darauf an, Klöster zu überfallen und den Frauen dort Gewalt anzutun. Das Kloster hier wurde gestiftet, um diesen armen Geschöpfen die Möglichkeit zu geben, in aller Stille und ungesehen von der Welt ihre Kinder zu bekommen. Auch schickt man uns Mädchen aus guten Familien, die gefehlt haben und nach der Geburt ihrer Kinder in ein Kloster eintreten sollen. Leider gibt es zudem Schwestern, die den Verlockungen von Verführern oder der eigenen Natur erliegen. Sie alle sind uns hier willkommen und kehren nach der Niederkunft entweder in die Klöster zurück, aus denen sie gekommen sind, oder schließen sich anderen Klostergemeinschaften an.«
    »Ihr tut ein frommes und barmherziges Werk!«, gab Margarete zu.
    Die andere lachte kurz auf. »Wir verhindern nur, dass die Kinder bei ihren Müttern aufwachsen und es nach außen hin erscheint, als ginge es in vielen Klöstern zu wie

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