Toechter Der Suende
»Hilbrecht ist ein guter Mann«, fügte sie hinzu.
»Das bin ich wirklich«, antwortete dieser und warf sich stolz in die Brust.
Unterdessen überflog Maries Blick den Rest der Gruppe. »Du bist mit einer großen Zahl an Freunden erschienen. Sie alle sind mir als Gäste willkommen. Kommt nun herein! Ich lasse euch gleich eine kleine Mahlzeit auftischen, denn ihr werdet hungrig sein.«
Falko musste ein Lächeln verbergen, denn seine Mutter hatte sich während seiner Abwesenheit nicht geändert. Doch bevor sie sich frisch machten und zu Tisch gingen, wollte er ihr noch die übrigen Mitglieder seiner Reisegruppe vorstellen.
»Dies sind Ritter Oskar von Frammenberg und seine Gemahlin Edelgunde!«
»Euer Sohn hat uns aus einer üblen Klemme geholfen und uns auf der Reise nach Rom und zurück Schutz geboten«, rief Edelgunde lachend und stieg aus dem Sattel. Falko war sofort bei ihr, um ihr zu helfen.
»Ihr könnt stolz auf ihn sein!«, setzte sie noch hinzu und brachte Falko nicht nur mit ihrem Gewicht zum Schwitzen.
Marie umarmte auch diesen Gast und danach Ritter Oskar, der ebenfalls vom Pferd gestiegen war. Zuletzt saß nur noch Margarete im Sattel, und auf die richtete Marie nun ihre Aufmerksamkeit.
Neben ihr schrie Reckendorf vor Überraschung auf. »Margarete, du?«
»Wer ist das?«, fragte Hildegard mit einer gewissen Schärfe.
»Meine Schwester Margarete, von der ich dir erzählt habe.«
»Halbschwester!«, wies Margarete Junker Bruno zurecht.
Überrascht musterte Marie die junge Frau, die Gottfried Schenk zu Limpurg als Ehefrau ihres Sohnes ins Auge gefasst hatte. Hübsch sah sie ja aus, doch wenn sie ebenso überstolz war wie ihr Bruder im letzten Jahr, so erschien es ihr besser, wenn aus dieser Heirat nichts würde.
Nun begriff Margarete, dass sie hoch zu Ross auf ihre Schwiegermutter hinabschaute, und stieg so eilig aus dem Sattel, dass keiner der Männer ihr zu Hilfe kommen konnte. Noch in der gleichen Bewegung knickste sie vor Marie und behielt diese demütige Haltung bei.
»Seid mir willkommen«, begrüßte Falkos Mutter sie in einem Ton, der weder ablehnend noch herzlich genannt werden konnte.
»Ich danke Euch, Frau Marie! Ihr werdet Euch sicher fragen, wie ich zu Eurem Sohn gekommen bin, doch er hat mich im Elsass aus der Hand übler Räuber befreit, denen meine Leibmagd und meine Knechte bereits zum Opfer gefallen waren. Unerschrocken ist er gegen sechs Schurken angeritten und hat sie besiegt. Auch in Rom hat er Seiner Majestät dem Kaiser wertvolle Dienste erwiesen und soll, wie ich gehört habe, bald zum Reichsfreiherrn ernannt werden.« Ihre Worte waren vor allem gedacht, die eigene Nervosität zu besiegen und gleichzeitig den eigenen Bruder zumindest indirekt zu ohrfeigen.
Doch dieser reagierte ganz anders, als Margarete es sich vorgestellt hatte.
Bleich geworden, fasste Junker Bruno nach Falkos rechter Hand. »Ich danke Jesus Christus, unserem Herrn, dass er Euch meiner Schwester zu Hilfe geschickt hat. Ich stehe immer tiefer in Eurer Schuld!«
»Leider musste Euer Sohn in Rom großes Leid ertragen«, fuhr Margarete fort. »Seine erste Gemahlin starb bei der Geburt ihrer … Töchter.« Mit einer leichten Verzögerung gelang es Margarete, das verräterische Wort Tochter zu vermeiden.
Marie riss es förmlich herum. »Du hast in Rom geheiratet?«
Falko senkte den Kopf, damit sie sein Mienenspiel nicht sehen konnte. Auch ihm war klar, dass Pater Luciano das Kirchenbuch von Santa Maria in Trastevere mit falschen Eintragungen versehen hatte, um Francescas Ehre wie auch die von Elisabeth und damit zwangsweise auch die seine zu schützen. Seine beiden Töchter galten durch die Fälschung als ehelich geboren und nicht als Bastarde und würden einmal standesgemäße Ehen schließen können.
Unterdessen hatte Margarete die beiden Ammen zu sich gerufen und nahm ihnen die Mädchen ab. »Das hier«, sagte sie lächelnd, »ist Marie Flavia. Sie ist die Ältere. Und das ist Michaela Maria.«
Während Falko froh war, dass sich die Aufmerksamkeit seiner Mutter auf die Kinder richtete, überlegte Margarete, wie sie fortfahren sollte. Da kam ihr ein Gedanke, und sie küsste beide Säuglinge, bevor sie diese an deren Großmutter weiterreichte. »Ich habe ihrer Mutter geschworen, sie zu lieben wie mein eigen Fleisch und Blut!«
Bei dem Satz fühlte Falko, dass er nicht länger schweigen durfte. »Weißt du, Mama«, begann er vorsichtig. »Damit will Margarete sagen, dass sie, um diesen Schwur zu
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