Toechter Der Suende
zogen die Waffen und warteten darauf, losschlagen zu können.
2.
M argarete fühlte sich unbehaglich, wusste aber keinen Grund dafür zu benennen. Es mochte an dem düsteren Wald liegen, durch den sie ritten, oder auch an den Sorgen, die sie sich um Edelgunde von Frammenberg und deren Mann machte. Mittlerweile bereute sie, nicht zu dem Kloster geritten zu sein, in dem sie die beiden zurückgelassen hatte, um Klarheit über ihr Schicksal zu erhalten. Stattdessen war sie von Dagobertas Burg in Richtung Basel aufgebrochen und ließ daher ihre Verwandten immer weiter hinter sich zurück.
»Wir sollten umkehren«, sagte sie zu ihrer Magd.
Ida glaubte, nicht richtig zu hören. »Ihr wollt zurück zu Dagoberta und ihrem ungeschlachten Sohn?«
»Natürlich nicht!«, antwortete Margarete entrüstet. »Ich meine zu dem Kloster, in dem wir uns von Frau Edelgunde und deren Mann getrennt haben. Meine Verwandten müssen mich für eine ungehörige und undankbare Person halten, weil ich mich nicht mehr um sie gekümmert habe.«
Die Magd winkte ab. »Gewiss nicht, Herrin. Die beiden haben doch darauf gedrungen, dass Ihr weiterreisen sollt.«
Das stimmte zwar, trotzdem fühlte Margarete sich schuldig. Sie hatte ihre Tante und deren Mann im Stich gelassen. Jetzt mussten sich fremde Leute um sie kümmern – falls sie überhaupt noch am Leben waren. Und das bezweifelte sie mit jedem Atemzug mehr.
»Wir kehren um! Entweder treffen wir sie lebend an, oder wir beten an ihrem Grab, bevor wir unsere Reise nach Rom fortsetzen«, erklärte sie.
Ida richtete sich verärgert auf. »Herrin, das habt Ihr nicht richtig bedacht! Wir müssten mehr als drei Tage reisen und dazu noch den Rhein überqueren, um zu dem Kloster zu gelangen. Außerdem liegt die letzte Herberge weiter zurück als die, in der wir heute Abend einkehren wollten. Wenn wir auf der Stelle umkehren, müssen wir womöglich auf freiem Feld nächtigen.«
»Das will ich natürlich nicht.« Margarete beschloss, bis zu dem geplanten Übernachtungsziel weiterzureiten und von dort aus zum Kloster zurückzukehren.
»Hat da nicht eben Metall auf Metall geschlagen?«
Der Ausruf eines ihrer Waffenknechte brachte Margarete jäh in die Gegenwart zurück. Sie zügelte ihr Pferd und lauschte. Nun hörte sie es selbst. Einen Augenblick nahm sie an, es handele sich um Knechte, die im Wald arbeiteten. Warum aber sollten diese sich vor Reisenden verstecken? Gewöhnlich kamen die neugierig näher. Nervös geworden, fasste sie die Zügel ihres Pferdes mit einer Hand und tastete mit der anderen nach dem Griff des kleinen Dolches, den sie am Gürtel trug.
Mit einem Mal erhob sich ein wüstes Gebrüll, und ein halbes Dutzend in Lumpen gekleideter Männer mit rußgeschwärzten Gesichtern brach aus dem Gebüsch hervor. Der Anblick war so entsetzlich, dass Ida gellend aufschrie. Dadurch geriet das Pferd der Magd in Panik, warf die Reiterin ab und galoppierte davon. Ida blieb rücklings am Boden liegen und kreischte durchdringend.
Margarete war vor Schreck wie gelähmt und starrte fassungslos auf Ida herab. Im ersten Impuls wollte sie absteigen, um der Magd aufzuhelfen. Dann begriff sie, dass sie ihrem Zelter die Sporen geben musste, um sich selbst zu retten. Doch es war zu spät. Einer der Kerle tauchte neben ihr auf, packte die Zügel und riss sie ihr aus der Hand. Dann richtete er ein Schwert auf sie.
»Herrin, flieht!«, schrie Ida, obwohl es längst zu spät war.
Margarete musste schreckerstarrt mit ansehen, wie ihre Waffenknechte niedergemacht wurden. Die Angreifer schnitten den beiden Männern sogar die Kehlen durch, um sicher zu sein, dass sie tot waren. Kaum war das geschehen, trat einer der Kerle neben Ida und holte mit dem Schwert aus. Als er zuschlug, wurde der Kopf der Magd von den Schultern getrennt und flog mehrere Schritte weit durch die Luft. Er blieb mit dem Gesicht nach oben an einem Baumstamm liegen, und die weit aufgerissenen Augen schienen noch im Tod die Herrin vorwurfsvoll anzustarren.
Margarete würgte es, und erst jetzt bemerkte sie, dass sie sich am Griff ihres Dolches festhielt, anstatt ihn zu ziehen. Als Waffe gegen die Schurken war er nicht geeignet, doch sie konnte sich damit das Leben nehmen, um nicht in die Hände der Wegelagerer zu fallen.
Als sie den Dolch herauszog, begriff der Anführer des Trupps ihre Absicht und brüllte: »Vorsicht! Nehmt ihr das Messer ab!«
Seine Stimme kam Margarete bekannt vor, doch sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn
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