Toechter Der Suende
die Mägde auf der heimatlichen Burg, und er wünschte sich nichts mehr, als sie zu besitzen. Doch wenn die Mutter die junge Frau fortgehen ließ, würde er sich weiterhin mit den plumpen Bauernweibern begnügen müssen, die seine Mutter zum Arbeiten in die Burg geholt hatte. Vielleicht sollte er sich in der Nacht zu Margarete schleichen und ihr zeigen, was für ein starker Mann er war. Dann würde sie gewiss bleiben. Der Gedanke gefiel ihm, und er leckte sich voller Vorfreude die Lippen. Dann erinnerte er sich daran, dass Margarete jede Nacht den Riegel ihrer Tür vorschob und sich bisher geweigert hatte, ihn einzulassen.
Gewohnt, über alle Frauen auf der Burg mit Ausnahme seiner Mutter verfügen zu können, ärgerte ihn diese Zurückweisung, und er überlegte, ob er Margarete nicht doch mit Gewalt nehmen sollte.
Als hätte sie seine Gedanken gelesen, traf ihn ein scharfer Blick seiner Mutter. Daher blieb er sitzen, während Margarete aufstand und erklärte, sie werde nun ihre Magd und die beiden Kriegsknechte von dem bevorstehenden Aufbruch unterrichten.
»Tu das, meine Liebe«, sagte Dagoberta freundlich und sah ihr nach, bis sie das Zimmer verließ.
Kaum hatte sich die Tür hinter Margarete geschlossen, wandte sie sich an ihren Sohn. »Ich hoffe, du tust nichts Unbesonnenes! Margarete muss erst dein Eheweib werden, bevor du dich mit ihr im Bett tummeln darfst.«
»Du wolltest für die Heirat sorgen«, sagte ihr Sohn grummelnd.
»Das werde ich auch! Sowie sie deine Frau ist, werden wir Margaretes Besitz in Franken veräußern und uns hier in der Gegend Land und Dörfer kaufen. Wir werden die reichsten und mächtigsten Grundherren im ganzen Sundgau sein, mein Sohn. Doch dazu müssen wir klug vorgehen.«
Dagoberta kannte die naive Überzeugung ihres Sohnes, seine Standfestigkeit als Mann würde ausreichen, ihm jede Frau geneigt zu machen. Doch bei Margarete würde dies nicht gelingen. Das Mädchen hatte einen festen Willen, und das war ihr recht. Zwar hatte sie nicht vor, das Heft aus der Hand zu geben, doch wenn Gott sie von dieser Welt abberufen würde, sollte Margarete ihren Sohn zwar sanft, aber mit fester Hand leiten.
»Und wie willst du das tun, wenn sie uns morgen verlässt?« Bisher hatte Rudolf nur selten gewagt, seine Mutter zu kritisieren, aber nun drängte ihn die Enttäuschung dazu.
»Ich habe einen Plan«, erklärte seine Mutter. »Margarete reist nur mit einer Magd und zwei Bewaffneten als Begleitung. Zwar hofft sie, sich spätestens in Basel einer Pilgergruppe anschließen zu können, doch so weit wird sie nicht kommen!«
»Warum denn nicht?«
Es gab Augenblicke, an denen Dagoberta sich wünschte, ihr Sohn wäre mit mehr Verstand gesegnet. Da Schelten Rudolf jedoch nur widerspenstiger machte, fasste sie nach seinen Händen und sah ihn lächelnd an.
»Lass mich nur machen! Halte dich bereit, mit ein paar Knechten aufzubrechen und den Retter in der Not zu spielen. Danach kann Margarete die Heirat mit dir nicht mehr verweigern.«
17.
A ls Margarete am nächsten Morgen Burg Ottmeringen verließ, atmete sie erleichtert auf. Auch ihre Magd Ida war froh, dass die Reise endlich weiterging. Obwohl sie nicht mehr die Jüngste war, hatte Junker Rudolf auch sie belästigt. Vor allem aber hatte die Frau oft genug miterleben müssen, wie der Sohn ihrer Gastgeberin versucht hatte, sich an ihre Herrin heranzumachen.
»Drei Kreuze schlage ich, wenn wir diese Sündenburg nicht mehr sehen müssen«, sagte sie zu Margarete, während sie ebenso wie ihre Herrin hinter den beiden Waffenknechten herritt, die selbst zu Fuß gehen mussten. »Eigentlich dürfte ich es ja nicht sagen, weil Ihr noch Jungfer seid, aber dieser Rudolf hat nicht mehr Verstand im Kopf als ein Stier und führt sich auch wie einer auf. Ein Glück, dass Ihr Eure Kammer des Nachts immer brav verriegelt habt. Dieser Bursche hätte auch vor Euch nicht haltgemacht, und dann hättet Ihr ihn heiraten müssen.«
»Auf unserer Rückreise werden wir die Burg meiden«, versprach Margarete. »Jetzt aber gilt es erst einmal, unbeschadet nach Rom zu kommen. In drei Tagen erreichen wir Basel, dort finden wir gewiss Pilger, denen wir uns anschließen können.«
Ida seufzte erleichtert auf. »Vielleicht erfahren wir dort etwas über Eure Frammenberger Verwandtschaft, obwohl ich nicht danach dränge, mit ihnen zu reisen. Mia, die Magd Eurer Tante, ist ein braves Ding, aber die Herrin finde ich nicht besonders nett. Ihre Zunge ist schärfer als jedes
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