Toechter Der Suende
Darum sollte man sich unterwegs auch einmal etwas Ruhe gönnen. Außerdem ist der Ritter mehr wert, wenn seine Wunde verheilt ist. Es gibt auch anderswo noch Schurken, denen man mit blanker Klinge begegnen muss.«
Nun hielt sie Falko die zur Schale geformte Hand unter die Nase. »Seid Ihr nicht auch der Meinung, dass meine Arbeit ihres Lohnes wert ist?«
Da dieser so aussah, als würde er die Frau lieber erwürgen, als ihr etwas zu geben, zupfte Elisabeth sie am Ärmel. »Komm mit mir! Dann erhältst du deinen Lohn.«
Die Hebamme grinste fröhlich, wandte sich aber an der Tür noch einmal zu Falko um. »Schlaft jetzt wie ein Kindlein, Herr Ritter. Morgen werdet Ihr Euch besser fühlen.«
Falko schluckte seine Antwort hinunter, denn sie wäre zu grob geworden, und das wollte er Elisabeths Ohren ersparen.
Als die Äbtissin die Hebamme vor der Tür verabschiedet hatte, ritten Hilbrecht und die beiden Knappen mit trüben Mienen in den Hof des Wirtshauses. Verwundert eilte sie ihnen entgegen und fragte, was geschehen sei.
»Die toten Räuber sind verschwunden«, antwortete Hilbrecht knurrig. »Als wir vorhin mit dem Amtmann im Wald waren, lagen nur noch die Magd und Margaretes Waffenknechte an der Straße. Die sechs Schurken hingegen hat jemand weggeschafft.«
»Aber wie kann das sein?«
»Das würde ich auch gerne wissen. Weggezaubert wurden sie auf jeden Fall nicht, und sie sind auch von keinem Raubtier gefressen worden, denn wir haben Fußspuren gesehen, die in den Wald hineinführten Ich wollte sie verfolgen, bin aber nicht weit gekommen, denn dafür hätte ich eine Nase wie ein Schweißhund gebraucht.«
»Glaubt Ihr, dass die Räuber noch Kumpane haben?«, fragte Elisabeth bang.
»Da die Toten gewiss nicht von selbst in den Wald gelaufen sind, ist es anzunehmen. Aber das ist Sache des hiesigen Amtmannes. Wir reisen morgen weiter.«
»Nein, das tun wir nicht«, erklärte Elisabeth. »Ritter Falko muss sein Bein ein paar Tage schonen.«
»Ritter Falko! Dabei ist der Bursche noch nicht einmal verheiratet. Aber der Titel sei ihm vergönnt. Ich werde erst einmal nachsehen, welchen Tropfen der Wirt im Keller hat. Hans, kümmere du dich um die Gäule!« Mit diesem Befehl warf Hilbrecht seinem Knappen die Zügel zu und stiefelte davon.
Falkos Knappe Frieder erinnerte sich nun daran, dass er eigentlich bei seinem Herrn hätte bleiben müssen, anstatt mit Hilbrecht zur Stelle des Überfalls zu reiten, und zog den Kopf ein. »Steht es wirklich so schlimm um meinen Junker?«
»Er muss einige Tage liegen, sonst könnte er sein Bein verlieren oder vielleicht sogar sterben.« Elisabeths Stimme zitterte und erschreckte den Knappen.
»Dann will ich rasch nach meinem Herrn sehen!«
Frieder sauste in das Gebäude, kehrte aber schon bald verwundert zurück. »Junker Falko schläft tief und fest.«
»Das kommt von dem Trank, den die Heilerin ihm gegeben hat. Der soll ihm die Schmerzen nehmen, damit er Ruhe findet.«
»Die hat er gefunden!« Frieder atmete erleichtert auf, denn ein schlafender Falko konnte ihn nicht schelten.
Nun ging er daran, die Sachen seines Herrn durchzusehen und das, was ersetzt oder auch nur gewaschen werden musste, auszusondern. Was er nicht selbst reparieren konnte, trug er zu den Frauen und Handwerkern, die der Wirt ihm nannte. Er reinigte auch Falkos Reithose und ließ das durch den Dolchstich entstandene Loch mit einem handtellergroßen Lederstück flicken. Das Beinkleid war nicht mehr zu retten, aber er fand eine Frau, die ihren Unterhalt als Strumpfwirkerin verdiente und ihm versprach, bis zur Abreise ein neues herzustellen. Durch diese Arbeiten hoffte er, seinen Herrn zufriedenzustellen, so dass dieser ihm seine Unaufmerksamkeit nicht nachtrug.
7.
Z unächst hatte Falko gehofft, Elisabeth würde bald zurückkehren, damit er mit ihr reden konnte. Doch schon bald zog eine bleierne Müdigkeit in ihm auf, der er schließlich unterlag. Nicht lange, da befand er sich wieder in dem Wald, in dem er verletzt worden war, und sah Horden von Räubern auf sich einstürmen. Neben ihm stand Elisabeth, das Gesicht starr vor Angst. Sie flehte ihn an, sie eher zu töten, als sie in die Hände dieser Schurken fallen zu lassen.
»Das wird niemals geschehen!«, rief er und zog sein Schwert. Mit Hieben, wie sie noch nie ein Mann geführt hatte, verteidigte er die junge Frau und tötete jeden Angreifer, der sich in ihre Nähe wagte.
Als schließlich der letzte Feind besiegt war, drehte er sich mit stolzer
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