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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ihr Plan gewesen, und sie hatte ihn nicht davor gewarnt, dass andere Reisende ihnen in die Quere kommen könnten. Für die Dauer von zwei, drei Herzschlägen erwog er, nach Hause zurückzukehren und ihr das ins Gesicht zu sagen. Doch die Angst vor seiner Mutter, die ihn seit frühester Jugend an beherrscht hatte, war zu groß.
    Daher atmete er kräftig durch und zeigte nach vorne. »Wir warten, bis diese Leute weiterziehen, und folgen ihnen in einem gewissen Abstand. Irgendwann werden wir die Gelegenheit bekommen, es ihnen heimzuzahlen. Es sind ein paar Weiber dabei, die ihr haben könnt – bis auf die Jungfer natürlich. Die wird die Meine werden!«
    »Das sind doch nur Nonnen«, antwortete einer der Männer mit einer verächtlichen Geste.
    Rudolfs Stellvertreter lachte seinen Kameraden aus. »Die sind unten nicht anders gebaut als andere Frauen. Auch mit denen werden wir unseren Spaß haben.«
    Bei diesen Worten streifte er seinen Herrn mit einem spöttischen Blick. Der Junker verfügte seiner Ansicht nach über gewaltige Körperkräfte, aber nicht über den Verstand, den es für eine längere Reise brauchte. Also mochten sich für ihn Chancen ergeben, die er zu nutzen gedachte. Mit den drei wackeren Burschen, die er bei sich hatte, ließ sich einiges anfangen. So manche Räuberbande hatte mit weniger Männern begonnen.
    Ohne von den Plänen seines Vertrauten etwas zu ahnen, starrte Junker Rudolf auf die fremde Reisegruppe, die sich nun in Bewegung setzte und den Ort des Überfalls bald hinter sich ließ. Er wartete, bis sie hinter einer Kurve verschwunden war, dann gab er den Befehl weiterzureiten.
    An der Stelle, an der die Toten lagen, hielt er inne und blickte auf die in Lumpen gekleideten Männer mit ihren geschwärzten Gesichtern hinab. Erst jetzt fiel ihm ein, dass man sie erkennen würde, sobald man sie wusch. Schließlich lag die Burg seiner Mutter nicht fern von hier.
    Entschlossen drehte er sich zu seinen Begleitern um. »Absteigen! Wir müssen unsere Kameraden wegbringen und an einem verborgenen Ort begraben.«
    »Warum?«, fragte sein Stellvertreter verständnislos und wurde sofort von einem seiner Kumpane angeranzt.
    »Damit keiner merkt, dass sie zu Ottmeringen gehören! Oder willst du, dass die Basler und andere Stadtsäcke uns die Fehde ansagen, weil wir Pilger überfallen haben?«
    »Genau richtig«, stimmte Junker Rudolf ihm zu und beschloss, sich in Zukunft mehr auf diesen Mann als auf seinen bisherigen Unteranführer zu verlassen.

5.
    F alko war erleichtert, als sie endlich auf ein Dorf trafen. Dort schickte er Hilbrecht zum Schulzen, um diesen von dem Überfall zu unterrichten und die Nachricht an den hiesigen Amtmann weiterleiten zu lassen. Er selbst humpelte zum Wirtshaus. Dort sah der Wirt kurz auf den blutigen Verband, kredenzte ihm sofort einen kühlen Trunk und wies gleichzeitig seine Magd an, die Hebamme zu holen, die den Wundarzt und den Bader ersetzte.
    Obwohl es erst früher Nachmittag war, entschloss Falko sich, in diesem Gasthof zu übernachten. Am nächsten Tag, so hoffte er, würde er wieder in den Sattel steigen können. Vor allem aber bot ihm der Aufenthalt die Gelegenheit, mit Elisabeth zusammenzusitzen und mit ihr zu reden. Zu seiner Erleichterung kümmerte sich Edelgunde von Frammenberg um ihre gerettete Verwandte, die noch immer unter dem Schrecken des Überfalls litt und den Tod ihrer Magd und ihrer Kriegsknechte nicht begreifen konnte.
    »Das arme Mädchen!«, sagte Elisabeth voller Mitleid, als Margaretes krampfhaftes Schluchzen für einige Zeit die Gespräche übertönte. »Es muss entsetzlich gewesen sein. Dabei kann sie von Glück sagen, dass Ihr Euch entschlossen hattet, ein Stück vorauszureiten. Wäret Ihr bei uns geblieben, hätten die Schurken auch sie ermordet. Ihr seid ein wahrer Held, Junker Falko!«
    Ein bewundernder Blick traf Falko, der noch ein Stück in die Höhe wuchs. Trotzdem wollte er bescheiden bleiben. »Ich hatte Glück, die Kerle überraschen zu können. Außerdem durfte ich nicht zögern, denn jeder verlorene Augenblick hätte diese junge Frau das Leben kosten können.«
    »Ich sagte es ja, Ihr seid ein Held!« Die junge Äbtissin fasste nach Falkos rechter Hand, hielt sie für einen Augenblick fest und ließ sie dann so schnell wieder los, als wären seine Finger glühend heiß.
    Es war angenehm gewesen, Falko zu berühren, und Elisabeth spürte, wie gerne sie es wieder täte. Um auf andere Gedanken zu kommen, blickte sie auf seinen

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