Toechter Der Suende
Stiefel aus und hilf ihm aus den Hosen, damit ich mir seine Wunde ansehen kann.«
»Sollte das nicht besser mein Knappe machen?«, fragte Falko abwehrend.
Doch Elisabeth griff bereits zu und zerrte an dem Stiefel, in dem das verletzte Bein steckte.
Falko schossen vor Schmerz die Tränen in die Augen. Um nicht als Weichling zu gelten, biss er die Zähne zusammen und war froh, als der Stiefel endlich über die Zehen glitt. Bei dem anderen Stiefel ging es leichter. Danach entfernte Elisabeth den Verband, den Schwester Euphemia einfach über dem Leder um den Oberschenkel gewickelt hatte, und forderte Falko auf, den Riemen der Hose zu lösen.
Da er zögerte, griff die Hebamme zu und öffnete den Knoten. »Nicht so schamhaft, Herr Ritter! Ich habe schon mehr als einen Mann nackt vor mir liegen sehen.«
Aber Elisabeth noch nicht, dachte Falko, konnte sich aber nicht gegen die beiden Frauen durchsetzen. Die beiden zerrten an seinen Hosenbeinen, bis das Kleidungsstück über die Hüften glitt. Da er darunter noch seine Bruche mit den daran befestigten Beinlingen trug, war er wenigstens nicht nackt. Trotzdem wanderten seine Hände unwillkürlich nach unten, um sich zu bedecken.
Die Hebamme wunderte sich, wie schamhaft der Ritter sich betrug. Offensichtlich sah er nicht nur wie ein Mädchen aus, sondern stellte sich auch wie ein Jüngferlein an. Daher gab sie ihm einen Klaps auf die Hände, löste die Schnüre, die das Beinkleid an der Bruche festhielten, und schnitt den verklebten Stoff kurzerhand auf. Mit dem heißen Wasser, das ihr die Magd gebracht hatte, löste sie den Rest von der Wunde und sah sich die Verletzung an.
»Auf den Tod getroffen seid Ihr ja wirklich nicht. Mal sehen, wie tief diese Schmarre eigentlich ist.« Mit diesen Worten zog die Frau die Wunde auseinander und fuhr mit einem kleinen Stöckchen hinein, das sie vorher ebenfalls in das heiße Wasser getaucht hatte.
Falko war es, als bohrte sie ihm mit einem glühenden Draht in den Oberschenkel. Er stöhnte vor Schmerz und sah, dass Elisabeth sich besorgt über ihn beugte.
»Es geht mir gut«, stieß er hervor und nahm sich vor, die Alte im nächsten Weiher zu ertränken, sowie er wieder auf den Beinen war.
Die Hebamme war unterdessen mit der Untersuchung der Wunde fertig und nickte zufrieden. »Ihr hattet Glück, Herr Ritter, denn die Wunde ist weniger tief als mein kleiner Finger lang. Ich lasse sie noch ein wenig ausbluten, damit Schmutz und Rost herausgeschwemmt werden. Danach bekommt Ihr einen richtigen Verband und ein Tränklein, das gegen die Schmerzen hilft!«
»Das Tränklein könntest du ihm doch gleich geben«, schlug Elisabeth vor.
Die Hebamme schüttelte lächelnd den Kopf. »Dann würde der Ritter nichts mehr spüren und glauben, das bisschen Salbe, das ich ihm auf die Wunde schmiere, wäre nicht des Aufhebens wert. Wenn er allerdings vorher den Schmerz schmeckt, weiß er, was er mir zu verdanken hat.«
Falko beschloss, das Weib vor dem Ertränken noch zu vierteilen. Er musste jedoch zugeben, dass die Hebamme geschickte Finger hatte und seine Schmerzen schon bald abnahmen. Einmal aber stieß er einen Schrei aus, der im ganzen Haus widerhallte, nämlich dann, als die Frau ihm eine schwärzliche Salbe in die Wunde strich, die fürchterlich brannte.
»Das ist wie Feuer, das alles reinigt«, erklärte die Alte tadelnd. Dann wand sie ihm einen Streifen sauberen Leinens um den Oberschenkel und verknotete diesen auf der der Wunde abgekehrten Seite. Als sie sich wieder aufrichtete, klopfte sie Falko auf die Schulter.
»So, und jetzt bekommt unser Held sein Tränklein!« Damit holte sie eine kleine Flasche aus einem Beutel, ließ ein Dutzend Tropfen der grünlichen Flüssigkeit in einen Becher fallen, mischte sie mit Wasser und reichte Falko den Trunk. »Hiernach werdet Ihr gut schlafen können. Ich schaue morgen Vormittag noch einmal nach Euch.«
»Um die Zeit werden wir bereits unterwegs sein«, gab Falko brummig zurück.
»Das solltet Ihr bleiben lassen! Reiten ist nichts für diese Wunde. Gebt ihr ein paar Tage Zeit, zu verheilen, dann mögt Ihr frohgemut weiterreisen. Tut Ihr es nicht, kann es Euch das Bein kosten, vielleicht sogar das Leben.«
Die Hebamme hatte das letzte Wort noch nicht ganz über die Lippen gebracht, da versicherte Elisabeth ihr, dass sie so lange hierbleiben würden, wie es notwendig war.
Die Hebamme nickte so heftig, als wolle sie die Erklärung der jungen Äbtissin dick unterstreichen. »Reisen strengt an.
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