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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gewesen, er hätte Elisabeth führen können.
    Er drehte sich ein paarmal zu der Äbtissin um, weil er sich vergewissern wollte, ob sie zurechtkam. Zwar wirkte Elisabeth recht blass, setzte aber ohne jegliche Stütze einen Schritt vor den anderen. Margarete, die auf ihrem bisherigen Weg kaum ein Wort mit ihm gewechselt hatte, benötigte ebenfalls keine Hilfe. Edelgunde von Frammenberg, deren Magd Mia und die andere Nonne wagten es jedoch nicht, das gefährliche Wegstück ohne männlichen Schutz zurückzulegen. Da Ritter Oskar seine Ehefrau führte, kümmerte Hilbrecht sich um deren Magd, während Giso Schwester Euphemia diesen Dienst erwies.
    Schließlich kam eine Brücke in Sicht, die in einem kühnen Bogen die Reuß überspannte. Sie war ganz aus Holz errichtet, hatte ein Dach und dichte Seitenwände, die keinen Blick in die Schlucht erlaubten. Falko war froh über diese Bauweise, denn sonst hätten sie die Frauen vermutlich nicht dazu bewegen können, die Brücke zu benutzen. Kurz entschlossen fasste er Schwester Euphemia unter der Achsel und schob sie vor sich her.

17.
    D ie Säumer hatten die tägliche Wegstrecke für ihre Schutzbefohlenen bislang recht kurz gehalten, um diese nicht zu sehr zu erschöpfen. Immerhin stand ihnen allen der Aufstieg zum Sankt-Gotthard-Pass bevor, und der würde, wie Urs lachend sagte, in die Beine gehen.
    Falko war froh, dass Elisabeth bislang allzu große Anstrengungen erspart geblieben waren. Auch an diesem Tag sah es gut aus, da diejenigen, die Reittiere hatten, beinahe die ganze Zeit im Sattel verbringen konnten. Falko stieg wieder auf sein Reisepferd, während Frieder das große Schlachtross am Zügel führte.
    Da die Straße über den Pass breit genug war, um aneinander vorbeizukommen, hatten sie keine nordwärts ziehenden Säumerzüge zu fürchten. Sogar das Wetter schien zu halten, wie Urs nach einem prüfenden Blick zum Himmel behauptete.
    Der Gedanke, ein Unwetter wie das auf dem See oder gar ein Hagelschlag hätte sie in der Schöllenenschlucht überraschen können, trieb Falko noch im Nachhinein kalte Schweißperlen auf die Stirn, und er begann, den Stolz zu begreifen, den Urs und auch ihr eigentlicher Führer ausstrahlten. Diese Männer gehörten zu einem rauhen Menschenschlag, der es gewohnt war, den Bergen alles abzuringen, was er zum Leben brauchte. Beinahe bedauerte er es, sich von Urs trennen zu müssen, denn er hätte ihn gerne in seine Dienste genommen. Doch als er sah, wie der baumlange Mann beschwingt die gewundene Straße hochschritt, die zur Passhöhe führte, begriff er, dass Urs sich nirgendwo anders heimisch fühlen würde als in diesen Bergen.
    Die Straße über den Pass war, wenn man achtgab, ohne große Schwierigkeiten zu bewältigen. Allerdings schlängelte sie sich in unzähligen Windungen den Berg hinauf und verlor sich weit über ihnen hinter dem Horizont. Als Falko sich umschaute, sah er weit hinter seiner Gruppe einige Reiter mit einem Führer auf den Passweg einbiegen. Aus der Ferne wirkten die Reisenden klein wie Mäuse, und er konnte nicht erkennen, um was für Leute es sich handelte. Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, ihnen schon einmal begegnet zu sein, und er dachte unwillkürlich an die ruppigen Fremden an der Brücke in Luzern.
    Als er wieder nach vorne blickte, vergaß er die Gruppe angesichts der steilen Abhänge neben der Straße und der wilden Landschaft um ihn herum. Es galt, die Augen offen zu halten und nicht zu träumen. Nach einer schier endlosen Zeit erreichten sie das Hospiz auf der Passhöhe und vermochten bei einem Stück Brot, der unvermeidlichen Graupensuppe und einem Becher Wein zu verschnaufen. Als sie sich nach einer viel zu kurzen Rast wieder auf den Weg machten, kam Urs an seine Seite und zeigte das Tal, das sich schier endlos nach Südosten zog.
    »Vor Euch liegt das Welschland! Von nun an geht es nur noch bergab.«
    Falko betrachtete die unzähligen Windungen der Straße, die noch vor ihnen lagen, und atmete tief durch. Dennoch war er zufrieden. Er hatte Elisabeth und die anderen gut bis hierher gebracht und würde sie auch sicher nach Rom geleiten.

18.
    U m die gleiche Zeit stand in Rom Francesca Orsini vor ihrem Onkel, Kardinal Latino Orsini, und wusste nicht, ob sie lachen oder vor Wut toben sollte. Daran ist sicher dieses Biest Celestina schuld, fuhr es ihr durch Kopf, während der Kardinal in seiner Strafpredigt fortfuhr, die bereits seit einiger Zeit auf sie herabprasselte.
    »… habe ich erfahren, dass

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