Toechter Der Suende
Bereitschaft, Cirio d’Specchi zu ehelichen, Seiner Gnaden ebenso mitteilen wie deine Bedenken, die ich, wie ich zugeben muss, durchaus teile. Eine Erhöhung des Ranges der d’Specchis vor dieser Hochzeit wäre dringend angeraten.« Froh, wenigstens diese Entscheidung dem Herzog von Gravina melden zu können, streckte Kardinal Orsini die Rechte aus, damit Francesca seinen Ring küssen konnte.
Er wollte sie bereits entlassen, als ihm einfiel, dass er im Verlauf des Gesprächs einen wichtigen Punkt aus den Augen gelassen hatte. »Bis zu deiner Hochzeit wirst du dich so aufführen, wie es einer sittsamen Jungfrau geziemt, und weder schlecht über deinen Bräutigam sprechen noch ihn verspotten. Auch wirst du seinen Eltern und seinen Schwestern mit der gebotenen Hochachtung begegnen und dich so benehmen, dass dein Vater und deine Mutter mit dir zufrieden sein können.«
Also war es doch Celestina gewesen, die so lange gehetzt hatte, bis sie hierherbefohlen worden war, dachte Francesca zornig. Sie hatte diese Notarsfrau, wie sie Cirio d’Specchis älteste Schwester für sich nannte, noch nie gemocht. Der Gedanke, dieses Weib als Schwägerin in die Arme schließen zu müssen, erschien ihr kaum weniger widerwärtig als mit deren Bruder das Bett zu teilen.
Doch für diese Abneigung würden nicht einmal ihre Eltern Verständnis aufbringen, geschweige denn der Kardinal. Mit dem Gefühl, von Wänden umgeben zu sein, die sie zu erdrücken drohten, knickste sie vor ihrem Onkel und verließ das Zimmer, in dem dieser sie empfangen hatte.
Latino Orsini blickte ihr nach und bedauerte, dass Francesca der eigenen Sippe angehörte. Eine Schönheit wie sie wäre gewiss eine aufregende Geliebte geworden. Der Gedanke, dass es noch andere hübsche Mädchen in Rom gab, tröstete ihn jedoch darüber hinweg. Außerdem hatte Herzog Giacomo bereits über sie verfügt. Aus einem unbedeutenden Seitenzweig der Familie stammend, war sie genau die Richtige, um einen ebenso treuen wie ehrgeizigen Anhänger zu belohnen. Dario und Cirio d’Specchi hatten ihrer Sache bereits große Dienste erwiesen und würden dies schon bald wieder tun.
Als Francesca den prachtvollen Palazzo ihres beim Heiligen Stuhl hoch angesehenen Onkels verließ, ahnte sie nichts von dessen Überlegungen. Allerdings hätten diese sie nur in ihrer Überzeugung bestärkt, für ihre Sippe nichts weiter als ein Werkzeug zu sein, dessen man sich bedenkenlos bedienen konnte.
Francescas Zofe Annunzia, die im Vorraum des Palazzo auf sie gewartet hatte, tauchte jetzt neben ihr auf und fragte neugierig: »Nun, was hat Seine Eminenz gesagt?«
»Er hat mir empfohlen, Santa Maria Maggiore aufzusuchen und vor der Heiligen Madonna zu beten«, erklärte Francesca mit einem Lächeln, das ebenso falsch war wie die roten Haare der Dame, die eben an ihr vorüberging.
»Ich werde eine Sänfte rufen lassen, damit Ihr dorthin gebracht werdet!« Ohne auf Antwort zu warten, eilte Annunzia in den Palazzo zurück und erteilte entsprechende Anweisungen.
Eigentlich hatte Francesca nicht vorgehabt, die Basilika der heiligen Maria aufzusuchen. Nun aber dachte sie daran, dass sie mit diesem Besuch die Zeit bis zu ihrer Rückkehr hinausschieben konnte. Zu Hause würden die Eltern bereits auf sie warten, um der Predigt, die der Kardinal ihr gehalten hatte, noch ihre eigene hinzuzufügen. Auf die aber hatte sie wahrlich keine Lust. Daher wartete sie, bis Annunzia mit einer von zwei Männern getragenen Sänfte zurückkehrte, stieg ein und zog den Vorhang zu.
Wenn ich doch nur die ganze Welt so ausschließen könnte, dachte sie, während sie durch die Stadt getragen wurde. Annunzia, die es niemals gewagt hätte, die gleichen Ansprüche zu stellen wie ihre Herrin, folgte Francesca ebenso zu Fuß wie die beiden Diener, die Ercole Orsini ihnen mitgegeben hatte, um seine Tochter vor Belästigungen zu bewahren.
19.
D ie Sänftenträger bogen in die Via Gregoriana ein, und Francesca sah Santa Maria Maggiore vor sich. Der Platz direkt vor der Basilika war leer, doch weiter hinten entdeckte sie Marktstände und Weinbuden. Wie es aussah, wurde dort ein Fest gefeiert. Sie beschloss, nach dem Gebet in der Kirche hinzugehen und den Gauklern zuzusehen, die dort ihre Vorstellung gaben.
Vor der Eingangshalle der Basilika hielten die Träger an. Einer zog den Vorhang zurück und steckte den Kopf herein.
»Wir sind da«, sagte er überflüssigerweise.
Francesca nickte gnädig und wartete, bis er das Türchen in der
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