Toechter Der Suende
zu liegen, gab ihm das Gefühl, als würde er seine Liebe zu der schönen Äbtissin beschmutzen. Mit einem knurrenden Laut schob er den Gedanken von sich, hier in Rom eine Hure suchen zu wollen. Wahrscheinlich würde er erst wieder daheim in Franken Gefallen an einem Weib finden. Es erschien ihm sogar als das Beste, wenn seine Mutter ihm eine Ehefrau suchte, mit der er des Nachts verkehren konnte.
Von seinen eigenen Gefühlen zerrissen, war ihm ein Freund, der einer hochnäsigen Wirtstochter nachstellte, eher lästig. »Benimm dich anständig!«, raunte er Hilbrecht zu, der aussah, als wolle er das Mädchen am liebsten packen und mit ihr davonreiten.
»So gut wie du benehme ich mich jederzeit«, antwortete Hilbrecht aufgebracht.
Mehrere Herzschläge lang lag zwischen den Freunden Streit in der Luft. Dann beschloss Falko, großmütig über Hilbrechts Narretei hinwegzusehen und den Wein zu genießen, der wirklich gut schmeckte. Allmählich war er auch gespannt auf den Braten.
Zu Hilbrechts Leidwesen trug jedoch nicht Mariangela das Essen auf, sondern die Wirtin, eine verhärmt aussehende Frau, in deren Zügen Falko vergebens nach einer Ähnlichkeit mit ihrer Tochter suchte.
Kochen konnte die Wirtin allerdings, denn kaum hatte er von dem Braten gekostet, verzieh er Gianni, der sie hierher geschickt hatte, sogar den Scherz mit dem losen Mädchen, das man hier angeblich vorfände.
Auch Hilbrecht vergaß für den Augenblick die schöne Wirtstochter und aß mit Begeisterung. »Ich wusste gar nicht, dass Kalbsbraten so gut schmecken kann«, meinte er zwischen zwei Bissen zu Falko.
»Das machen die Kräuter und Gewürze sowie das Öl, in denen das Fleisch eingelegt worden ist!«
»Du redest, als verständest du etwas vom Kochen.« Hilbrecht lachte bei der Vorstellung, sein Freund könnte sich mit so unmännlichen Dingen beschäftigt haben.
Falko aber zuckte nur mit den Schultern. »Meine Mutter sagt, dass ein Mann über den Rand seines Tellers hinausschauen muss, wenn er es im Leben zu etwas bringen will, und sie hat wie immer recht.«
»Deine Mutter ist wahrlich etwas Besonderes«, gab Hilbrecht zu. »Mein Vater erzählt oft von seinen Abenteuern im Böhmischen Krieg. Dabei ist immer von Frau Marie die Rede. Meine Mutter ist sogar eifersüchtig geworden, so sehr hat mein Vater deine Mutter gelobt.«
Damit war wieder Frieden zwischen ihnen eingekehrt, und sie unterhielten sich während des Essens über vergangene Tage, die nicht sie, sondern ihre Eltern erlebt hatten, und über ihre gemeinsamen Streiche während ihrer Kinder-und Jugendzeit.
Zwar hatte Mariangela die beiden Deutschen schroff abfahren lassen, beobachtete sie aber dennoch immer wieder. Einer der beiden war recht hübsch, wirkte jedoch abweisend, während sein Kamerad sie geradezu mit den Augen verschlang. Mit dem werde ich schon fertig, wenn er aufdringlich wird, dachte sie und strich mit einer unbewussten Geste über den kleinen Dolch, den sie auf Anraten ihrer Mutter unter ihrem Kleid trug.
Der Ruf ihres Vaters, es seien neue Gäste gekommen, holte Mariangela ins Haus, und erst nach einer guten Stunde hatte sie wieder Zeit, nach den Deutschen zu sehen. Der kantig aussehende Mann saß immer noch am Tisch und war seinen glasigen Augen zufolge nicht mehr nüchtern, doch von seinem Freund fehlte jede Spur.
11.
E ingedenk seiner Erfahrungen in Bellinzona hielt Falko sich beim Wein zurück, während Hilbrecht trank, als wäre er am Verdursten. Mit wachsender Trunkenheit wurde er immer einsilbiger, und schließlich erlahmte ihre Unterhaltung. Da ihm langweilig wurde, sah Falko sich die Umgebung an. Es dämmerte bereits, und der Gianicolo-Hügel wirkte wie ein dunkler Schattenriss, der die nahende Nacht ankündigte. Da wurde Falko auf einen Reiter aufmerksam. Obwohl dieser sich in einen weiten Umhang gehüllt hatte und einen breitkrempigen Hut auf dem Kopf trug, kam er ihm bekannt vor.
Von Unruhe und Neugier gepackt, stand Falko auf, verließ die Terrasse der Taverne und folgte dem Reiter bis zur Kirche Santa Maria in Trastevere. Dort zügelte der Mann sein Pferd und stieg ab. Ein Windstoß riss ihm den Hut vom Kopf, doch war es schon zu dunkel, um jemanden erkennen zu können.
Falko drückte sich in eine Ecke und wartete, während der Mann seinen Hut aufhob und mit dem Pferd am Zügel an der Kirche entlangschritt, bis er das kleine Häuschen erreichte, in dem der Pfarrherr von Santa Maria in Trastevere wohnte.
Als dort aufgemacht wurde und der
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