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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Gleichzeitig schwang er sein Kruzifix, um zuzuschlagen.
    »Halt, nicht!« Im letzten Augenblick erkannte Giso Falko, der sich bis an die Tür geschlichen hatte, um zu lauschen, packte seinen Freund am Kragen und zerrte ihn ins Innere des Pfarrhauses.
    »Welcher Teufel reitet dich, mir nachzuspüren?«, herrschte er ihn an.
    Falko starrte auf den Dolch in Gisos Hand und das Kruzifix, mit dem Pater Luciano ihn beinahe niedergeschlagen hätte, und wischte sich mit einer nervösen Geste über die Stirn. »Was ist denn mit euch los? Ich wollte doch nur …«
    »Hier in Rom werden Menschen bereits für weniger als fürs Wollen umgebracht«, erklärte der Pater in passablem Deutsch.
    Dann wandte er sich an Giso. »Ihr kennt diesen Mann?«
    »Er ist mein Reisegefährte und, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, auch mein Freund.« Giso versetzte Falko einen kräftigen Puff und steckte seinen Dolch wieder weg. »Beim nächsten Mal denkst du gefälligst nach, bevor du mir nachspionierst. Ich hätte dich beinahe erstochen.«
    »Tut mir leid, aber ich wollte wissen, was du hier tust«, antwortete Falko kleinlaut.
    »Nichts, was dich etwas anginge. Was hast du gehört?«
    »Etwas über einen Mord, der dich interessiert.«
    »Verdammter Narr! Damit bringst du dich nur selbst in Gefahr. Es reicht, wenn ich mich um diese Sache kümmere.« Am liebsten hätte Giso seinem Freund ein paar Ohrfeigen versetzt und ihn dann weggeschickt wie einen kleinen Jungen.
    Pater Luciano schob ihn ein Stück zurück und hob beschwichtigend die rechte Hand. »Für Vorwürfe ist jetzt keine Zeit. Euer Freund hat gesehen, dass Ihr auf geheimen Pfaden wandelt, und ist Euch aus Neugier gefolgt!«
    »Bin ich nicht!«, wandte Falko ein. »Hilbrecht und ich waren drüben in der Taverne, das heißt, Hilbrecht ist es immer noch und himmelt die Wirtstochter an. Als ich Giso – Verzeihung! – den hochwürdigen Vater Giso gesehen habe, kam mir sein Aufzug komisch vor, und ich wollte nachsehen, was er hier treibt.«
    »Ihr könnt Euren Freund ruhig so nennen, wie Ihr es gewohnt seid. Auf mich müsst Ihr hier keine Rücksicht nehmen. Ihr wart also in Gaspares Taverne. Wie seid Ihr dorthin gekommen?« Pater Lucianos letzte Frage klang so scharf, dass die beiden Freunde aufmerkten.
    »Ein junger Römer«, antwortete Falko, »hat uns die Taverne empfohlen. Gianni heißt er. Der Bursche hat sich uns am Stadttor als Führer anempfohlen und zum Campo Santo Teutonico gebracht. Er meinte, bei Gaspare gäbe es den besten Wein, das beste Essen und die … äh, besten Dirnen in Rom.« Falko wagte nicht, Pater Luciano anzusehen.
    Dieser wirkte auf einmal nachdenklich. »Was den Wein und das Essen betrifft, so war der Rat gut. Das mit den Huren aber stimmt nicht. In der Taverne lebt nur die Tochter des Wirtspaares, und die ist ein sittsames Mädchen.«
    »Das hat sie uns sehr deutlich klargemacht.« Falko grinste kurz, wurde aber sofort wieder ernst.
    »Was war das für ein Mord, dem du nachspüren willst?«, fragte er Giso.
    Der Pater hob die Hand. »Halt, davon später! Jetzt interessiert mich der Bursche, der Euch und Euren Freund zu Gaspares Taverne geschickt hat. Er heißt also Gianni. Wie sah er aus?«
    »Nun, er ist etwas kleiner als ich, schlank, hat dunkle Haare und ein schmales Bärtchen auf der Oberlippe, das ich als lächerlich empfinde.«
    Während Falko Gianni beschrieb, nickte Giso zufrieden. Wie es aussah, achtete sein Freund besser auf seine Umgebung, als es den Anschein hatte.
    Pater Luciano hingegen zog nachdenklich die Stirn kraus. »Dieser Gianni ist vor ein paar Wochen um Mariangela herumscharwenzelt, wurde aber von ihr abgewiesen. Also dürfte es Zufall gewesen sein, dass er ausgerechnet Euch und Euren Freund mit dem Hinweis auf lose Weiber dorthin geschickt hat. Wahrscheinlich hat er gehofft, Ihr würdet dem Mädchen nicht glauben und zornig werden. Weniger Zufall scheint mir jedoch zu sein, dass er Euch am Stadttor abgepasst und sich Euch als Führer angedient hat. Er gehört zu den Burschen, von denen man nicht weiß, wovon sie leben, und die trotzdem immer Geld haben.«
    »Und was heißt das?«, wollte Falko wissen.
    »Dass dieser Gianni von Diebereien und Schlimmerem leben muss.«
    »Meint Ihr mit dem Schlimmeren Mord?«, fragte Falko geradeheraus.
    Der Pater nickte verdrossen. »Genau das meine ich. Dieser Gianni hat sich just zu jener Zeit hier in Trastevere aufgehalten, als der kurz darauf ermordete Kardinal Foscarelli mich mehrmals besucht

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